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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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andere Beziehung damit vergleichen ließ.
    Der erste Augenblick des Erkennens war beinahe
    überwältigend, und gewiss das intensivste Gefühl, das die jungen Probanden je empfunden hatten. Einigen Jugendlichen fiel es leicht, sich in die alles durchdringende und erschöpfende Symbiose zu fügen. Andere wiederum litten unter Selbstzweifeln und der Angst, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein. Jeder Weyr besaß Anleitungen, wie man auf die unterschiedlichen Reaktionen einzugehen hatte. Und jeder Weyrling musste sich in den ersten Monaten einer Verbindung einer gewissenhaften und gründlichen Schulung unterziehen. Die Instruktionsphase dauerte so lange, bis die Weyrführer und der Weyrling-Meister den Eindruck ge-wannen, der Proband sei sicher und gefestigt genug, um die Verantwortung für seinen Drachen allein übernehmen zu können.
    Indessen waren Reiter und Drache gar nicht voneinander zu trennen, der Drache war der Reiter und um-gekehrt; die einmal eingegangene Partnerschaft war so unauflöslich, dass ein Drache, der seinen Reiter verlor, Selbstmord beging. Blieb ein menschlicher Partner zurück, so konnte es auch geschehen, dass dieser den Freitod wählte. Entschied er sich für das Leben, fehlte ihm etwas, er war eines Teils seiner selbst beraubt.
    Weibliche Reiter fanden oftmals Trost in der Fürsorge für ihre Kinder und neigten weniger häufig zum Suizid wie ihre männlichen Gefährten.
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    Als sich die kleinen Feuerechsen, die das genetische Material stellten, aus denen man die großen Drachen züchtete, noch an die Menschen anschlossen, vermochten diese so manchem männlichem Reiter Halt zu geben, wenn dieser seinen Drachen verlor. Doch während der letzten fünfzig Jahre hatte man in Ista lediglich drei Gelege der Feuerechsen entdeckt. Obwohl man annahm, dass die Population der Echsen auf dem Südkontinent größer war, war bis jetzt jede Suche danach erfolglos verlaufen.
    Tierärzte vermuteten, dass sich die Tiere an den wärmeren Stränden des Nordkontinents mit irgendeiner merkwürdigen Krankheit infiziert hatten, die diese Spezies langsam aber sicher dezimierte. Was immer der Grund für das Nichtvorhandensein dieser anmutigen
    Kreaturen sein mochte, nirgendwo mehr gab es einen
    Menschen, der sich einen Feuerdrachen als Gefährten hielt.
    Sowie die meisten der Gäste die Fläche mit dem heißen Sand überquert hatten, gestattete T'dam es den Anwärtern, sich in einem weit auseinander gezogenen Kreis um das Gelege zu gruppieren. Dieses Mal war kein goldenes Ei dabei – ein Umstand, der die Weyrführer teils mit Sorge, teils mit Erleichterung erfüllte. Sie besaßen fünf Jungköniginnen, und die Anzahl reichte aus, um Telgars Tieffluggeschwader zu führen. In der Tat herrschte in keinem Weyr ein Mangel an Königinnen, doch es war immer sicherer, genügend Brutdrachen zur Verfügung zu haben.
    Fünf Mädchen standen auf der Brutstätte. Es hätten
    sechs sein sollen, doch die Familie des fehlenden
    Mädchens hatte sich geweigert, das bei der Suche aus-erkorene Kind herzugeben. Es sei bereits einem jungen Mann anverlobt, und dieses Versprechen ließe sich nicht rückgängig machen.
    Da K'vin glaubte, die Hälfte, wenn nicht gar ein gutes 86
     
    Drittel dieses Geleges bestünde aus grünen Drachen, ging er davon aus, hinreichend Kandidaten für eine Prägung seien vorhanden. Grüne Drachen waren für
    einen Weyr wertvoll, weil sie durch Tempo und Ge—
    wandtheit bestachen, auch wenn sie nicht das Durch—
    haltevermögen der großen Drachen besaßen.
    Doch im Ernstfall, wenn es zu einem Kampf gegen
    die Fäden kam, waren sie mitunter die problematischsten. Grüne Drachen mit einem männlichen Reiter gebärdeten sich oftmals launisch und unbeständig, neigten dazu, im Eifer des Gefechts die Anordnungen des Weyrführers zu ignorieren – kurzum, sie protzten gern vor den Weyrkameraden mit unnötigen und riskanten Bravourstücken.
    Die Frauen und Mädchen, die die Grünen ritten, waren zwar weniger risikofreudig und renitent, dafür wurden sie häufig schwanger, wenn sie nicht aufpassten, denn die grünen Drachen besaßen einen ausge—prägten Sexualtrieb. Auch wenn eine Frühgeburt eintrat, was durch die bittere Kälte im Dazwischen nicht selten vorkam, mussten die Reiterinnen hinterher eine Weile mit dem Training aussetzen. »Einen kurzen Ritt auf dem Drachen unternehmen« war zum Euphemis-mus für eine gewollte Abtreibung verkommen. Trotzdem bevorzugte K'vin Reiterinnen für die grünen, wenn

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