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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Konzepte der Mathematik, Geschichte,
    Bürgerkunde und Sozialwissenschaft ließen sich gut in eine musikalische Form umsetzen; auf diese Weise waren sie leichter zu vermitteln und auswendig zu lernen.
    Jeder, der irgendein Instrument beherrschte, konnte den Kindern in den verschiedenen Burgen die Grundlagen im Lesen, Schreiben und Rechnen beibringen. Danach sollte sich ein jeder getrost in den für ihn geeig-netsten Beruf stürzen. Im Übrigen hatte die Musik auf Pern seit jeher eine große Rolle gespielt.
    Beschwingt durch seine, wie er glaubte, bahnbre—
    chende Eingebung, setzte Clisser seinen Weg fort. Das gesamte Erziehungs-und Bildungswesen musste um-gekrempelt und an die speziellen Bedürfnisse dieses Planeten angepasst werden. Er nahm sich vor, ein ausgefeiltes Konzept zu erarbeiten – sobald er die Zeit dazu fand.
    Sie hatten bereits von so vielen eingeschliffenen und überlieferten Traditionen Abschied nehmen müssen.
    Warum sollten sie nicht auch die gesamte Pädagogik re-volutionieren? Vor allem die Methode, wie Wissen ver-abreicht wurde, bedurfte dringend der Erneuerung. Er 79
     
    stutzte. War das das richtige Wort: verabreichen? Wurde Bildung ausgeteilt wie eine Medizin? Er seufzte. Wie sehr wünschte er sich, dass Gelehrsamkeit nicht als bittere Pille betrachtet würde. Zum Glück gab es immer wieder Leute wie Jemmy, die Lernen als Privileg auf-fassten. Aber wissensdurstige Naturen, die von Bildung um ihrer selbst willen nie genug kriegen konnten, waren selten.
    In gehobener Stimmung eilte Clisser die Treppen
    hoch. Er würde sich die Zeit nehmen und einen Plan
    austüfteln, wie man breiten Schichten das Lernen
    schmackhaft machen konnte! Und er freute sich auf
    diese Aufgabe.
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KAPITEL 3
Spätherbst im Telgar-Weyr
    ulaya strahlte Paulin an. »Ja, sie hat sich wirklich Zübertroffen, nicht wahr?« Liebevoll betrachtete sie ihre goldene Königin, die in beschützender Haltung über ihre einundfünfzig Eier wachte, aus denen allen Anzeichen nach noch am selben Tag die Jungen schlüpfen würden.
    Den ganzen Morgen über hatten Drachen Gäste und
    Kandidaten für die Gegenüberstellung herbei transportiert.
    »Übertreiben die Weyr mit der Nachzucht nicht ein
    wenig?«, fragte Paulin. Der Benden-Weyr und der Ista-Weyr hatten im vergangenen Monat auch Prägungszeremonien durchgeführt. Zwei vielversprechende junge Männer aus seiner Burg hatte er dabei an die
    Drachenreiter verloren. Ein fühlbarer Verlust, denn nunmehr war es den Reitern nicht mehr möglich – wie früher, während eines Intervalls, in dem es keine Fä-
    denschauer gab –, zwischen Weyr und Festung hin
    und her zu pendeln, um andere Berufe zu erlernen und auszuüben.
    »Wenn die Drachen anfangen, vermehrt Eier zu legen, ist dies ein untrügliches Signal für eine Annäherung des Roten Sterns«, erklärte Zulaya. Paulin schien es, als freue sie sich auf die Zeit, wenn die Drachen von Pern der Herausforderung begegneten, für die sie eigens gezüchtet worden waren. »Haben Sie schon die Ballade gehört, die das Kollegium komponiert hat?«
    »Hmm, hab ich«, erwiderte Paulin grinsend. »Sie ist ein richtiger Ohrwurm.«
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    »Clisser sagte, heute Abend bekämen wir noch mehr
    neue Kompositionen zu hören.«
    »Aber soll die Musik alles sein?«, zweifelte Paulin.
    »Wir baten doch um eine Art Monument, etwas Unverwüstliches, das den Leuten ständig vor Augen führt, was es mit dem Roten Stern und den Fäden auf sich hat.«
    Begütigend tätschelte Zulaya seine Hand. »Sie können ihn ja fragen, wie er mit dem Projekt vorankommt.«
    K'vin, der sich zu ihnen gesellte, legte lässig seinen Arm um Zulayas Schulter, eine ähnlich vereinnahmen-de Geste, wie der goldene Drache sie bei seinem Gelege vollführte. Amüsiert hüstelte sich Paulin in die vorgehaltene Hand und entschuldigte sich hastig.
    »Er macht sich Sorgen wegen des Mediums, das für
    die Überlieferung der alten Texte gewählt wird«, er-zählte Zulaya. K'vins Anflug von Eifersucht belustigte sie, doch um nichts in der Welt hätte sie dazu einen Kommentar abgegeben.
    »Das neue Kleid steht dir ausgezeichnet«, lobte K'vin, sie anerkennend musternd.
    »Findest du? Danke, Kev«, erwiderte sie und wackelte verführerisch mit den Hüften, bis die Röcke wirbelten. »Dabei fällt mir ein …« Sie befingerte eine Falte des karmesinrot gemusterten Brokats, »dass Fredig vor-schlug, Wandbehänge anfertigen und in jedem Weyr sowie jeder Burg aufhängen zu lassen. Die Motive

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