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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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besser gefüttert als daheim und brauchst das Zeug nicht mal zu kochen.«
    Debera war so verblüfft über diese saloppe Sprechweise, dass K'vin sie bei der Hand nahm und sie die Stufen zur Plattform hinauf dirigierte, auf der die Hohe Tafel stand.
    »Ich glaube, du wirst hier sehr glücklich sein, Debe-ra«, sagte er. »Mit Morath als deiner Freundin.«
    Sogleich strahlte das Mädchen vor Freude, und Trä-
    nen der Rührung traten ihr in die Augen. Der Ausdruck 105
     
    von fassungslosem, beseligtem Staunen, der sich auf ihren Zügen zeigte, machte ihn so betroffen, dass er um ein Haar gestolpert wäre.
    »Oh, sie ist viel mehr als eine Freundin«, ergänzte sie andächtig, als spräche sie ein Gebet.
    »Komm, setz dich neben mich«, lud Zulaya sie ein.
    Sie zog den Stuhl zurück und bedeutete K'vin, sich einen Platz weiter hinzusetzen. Das entsprach nicht der üblichen Sitzordnung bei Tisch, doch mit Blicken gab sie Salda und Tashvi zu verstehen, dass sie dies dem von ihrer Familie allein gelassenen Mädchens zuliebe tat. »Hört doch, diese Melodie … ist sie nicht mitreißend?« Sie legte den Kopf schräg, als ein Rhythmus erklang, der die Gespräche im Saal verstummen ließ.
    »Der Text ist gleichfalls hervorragend …«, meinte
    Salda. Während sie zuhörte, weiteten sich ihre Augen vor Staunen. Und als ihr Mann ihr etwas zuflüstern wollte, gab sie ihm einen Wink, er möge schweigen.
    Auch K'vin lauschte mit voller Aufmerksamkeit.
    Sheledon, der darauf bestanden hatte, die Prägungszeremonie in Telgar zum Anlass zu nehmen, neue Musikstücke vorzustellen, war von der Reaktion der
    Zuhörer begeistert. Jetzt war der rechte Zeitpunkt gekommen, um sein Hauptwerk zu präsentieren.
    Sowie die Koda des Musikstücks, das Jemmy ›Drachenliebe‹ getauft hatte, beendet war, schloss die Ballade über die Pflichten an. Den Höhepunkt bildete der Sopranteil, gesungen von seiner Ehefrau Sydra, weil sie keine geeignete helle Knabenstimme gefunden hatten.
    Auf Sheledons Zeichen hin setzte Bethany mit einem
    Flötensolo ein, dann erhob sich Sydra, um die einleitenden Verse zu singen.
    Gewiss, es fehlte ihnen an genügend ausgebildeten
    Stimmen, um das Potential der Ballade voll auszuschöpfen – im Geist ›hörte‹ Sheledon, wie ein ›richtiger‹
    Chor klingen würde –, doch die ausgezeichnete Akustik in der Kaverne unterstützte die Vorstellungen. Und die 106
     
    Musik ging den Zuhörern offensichtlich unter die Haut.
    Sydra gelang es, einen jugendlichen, ehrfürchtigen Ton anzuschlagen. Gollagee, der Tenor, interpretierte den Drachenreiter, Sheledon fiel mit seinem Bariton ein, Bethany ließ ihre wunderbare Altstimme erklingen, und den Chor bildeten die Musiker.
    Als die Ballade beendet war, herrschte sekundenlang totale Stille – dann sprangen die Leute von ihren Sitzen, klatschten wie wild in die Hände, stampften mit den Füßen auf den Boden und ergingen sich in Bravorufen.
    Selbst die Drachen spendeten von draußen Beifall, angesteckt von den Begeisterungsstürmen ihrer Reiter.
    Unter pausenlosen Verbeugungen winkte Sydra den
    Musikanten zu, sie mögen aufstehen und die Ehrung
    entgegennehmen. Sogar Bethany erhob sich, während
    ihr Tränen der Freude über die Wangen perlten.
    Fünf Mal wiederholten sie die Ballade – wobei die
    Zuhörer rasch Text und Melodie aufschnappten und
    mitsangen. Als Sheledon eine sechste Zugabe ablehnte, verlangte man nach dem Lied ›Drachenliebe‹, das so hervorragend zum Anlass des Festes passte.
    Alles in allem, fand Sheledon, in Sydras strahlendes Gesicht blickend, war es eine höchst gelungene Vorstellung. Jemmy hatte sich wieder einmal selbst übertroffen, und Clisser würde entzückt sein. Vielleicht hatte Clisser doch Recht mit seinem Vorschlag, das Bildungs-system abzuspecken und neu zu definieren, damit man unnötigen Lehrstoff vermeiden und sich auf die wirklich bedeutsamen Dinge des Lebens auf Pern konzentrieren konnte.
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KAPITEL 4
Der Telgar-Weyr und das Kollegium
    ulaya bemerkte als erste Deberas wachsende Ner—
    Zvosität.
    »Lauf ruhig zu deiner Morath zurück, liebes Kind.
    Du bist sicher erschöpft, und du brauchst deinen
    Schlaf.«
    »Danke … äh …«
    »Im Weyr legen wir keinen Wert darauf, mit unserem
    Titel angeredet zu werden«, half Zulaya ihr aus der Klemme. »Und nun geh. Ich erteile dir die Erlaubnis, falls du höflicherweise darauf gewartet hast.«
    Debera murmelte ein Dankeschön und stand auf, um
    sich so unauffällig wie möglich aus der

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