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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Schwierigkeiten bereiten, ein Tier bloß mit dem Strickhalfter zu lenken.
    Bilwil war von allen Rössern das Schnellste. Bis zum Mittagsmahl, wenn man ihr Verschwinden bemerken 110
     
    würde, blieben ihr noch ungefähr drei Stunden. Doch bis dahin hätte sie den größten Teil der Wegstrecke zum Weyr hinter sich.
    Mit einem Blick über die Schulter – um zu prüfen, ob jemand sie beobachtete – marschierte Debera forschen Schrittes auf die Koppel, als hätte man sie zu einer Besorgung losgeschickt. Bilwil stand unweit des Zauns, den sie überkletterte – das Tor befand sich zu nah beim Gemüsegarten, wo zwei ihrer Halbschwestern Unkraut jäteten. Die falschen Luder taten nichts lieber, als Debera wegen ihrer ›Bummelei‹ bei ihrer Mutter oder dem Vater zu verpetzen.
    Zwei Brüder fuhrwerkten in der Scheune herum,
    zwei weitere schlugen zusammen mit dem Vater im
    Wald Holz, und Gisa beschäftigte sich in der Käserei.
    Debera war gerade dabei gewesen, mit einer Hand—
    mühle Mehl zu mahlen, als der Splint brach. Aus diesem Grund hatte sie in der Schublade herumgewühlt, weil sie nach einem Nagel oder Stift suchte, um den Splint zu ersetzen.
    Gisa würde sie so schnell nicht vermissen, da sie annehmen musste, sie sei immer noch bei ihrer Arbeit.
    Außerdem war ihr sicher nicht daran gelegen, sie abzulösen, denn Mehl mahlen war eine Schinderei, und die schwangere Gisa hatte gewiss keine Lust, den
    schweren Mühlstein zu drehen.
    Bilwil wieherte leise, als sie sich ihm näherte und nach seiner Stirnlocke griff. Keiner hatte sich die Mühe gegeben, ihn am vergangenen Abend zu striegeln, und an seinem Fell klebte immer noch der Schweiß, den er tags zuvor beim Langholzfahren reichlich vergossen hatte.
    Vielleicht sollte sie sich doch lieber für ein anderes Reittier entscheiden. Doch schon senkte Bilwil den Kopf, um sich von ihr das Strickhalfter anlegen zu lassen.
    Auch wäre es zu riskant gewesen, ein ausgeruhteres, weniger braves Pferd auf der Koppel einzufangen; also nahm sie den behelfsmäßigen Zügel in die Hand, griff 111
     
    in die Mähne und schwang sich auf Bilwils Rücken. Ob sie morgen eventuell schon auf dem Rücken eines Drachen sitzen würde? Sie beugte sich so tief wie möglich über den Pferdehals, nur für den Fall, dass jemand zu-fällig zur Koppel hinschaute, und trieb ihr Ross mit Schenkeldruck in die Richtung, in der der Wald lag.
    Kurz vor Erreichen der verfilzten Hecke, die die hintere Grenze markierte, warf sie einen flüchtigen Blick zurück auf die Festung; sie sah die aus dem nackten Fels gemeißelten Fensteröffnungen, den unregelmäßigen Einlass zu den Hauptquartieren, das breitere Tor im Gestein, durch das die Tiere getrieben wurden. Keine Menschenseele in Sicht.
    »Los, Bilwil, lass uns von hier verschwinden«, feuerte sie das Pferd an und ließ es in Trab fallen. Geschickt lenkte sie es auf den Zaun zu, wobei sie die Stelle an-steuerte, von der ein Pfad durch den Wald abzweigte.
    Glücklicherweise liebte Bilwil es, über Hindernisse zu springen, denn sie gab ihm kaum Zeit, um genügend Tempo aufzunehmen. Doch problemlos setzte er über den Zaun hinweg, landete sicher auf der anderen Seite, und dann trabten sie auch schon auf dem Waldweg dahin. Einmal versuchte Bilwil auszubrechen und zur Festung zurück zu laufen, doch mit energischen Fersentritten hielt sie ihn in der Spur.
    Mittlerweile waren sie so weit von der Burg entfernt, dass man das Hufgetrappel nicht mehr hören konnte, es sei denn, jemand legte das Ohr auf den Boden, was kaum anzunehmen war. Sämtliche Bewohner widme—ten sich mit Leibeskräften den ihnen zugewiesenen
    Aufgaben. Die Vorstellung, diesem zermürbenden Alltagstrott endlich entronnen zu sein, hob Deberas Stimmung, und sie erlaubte sich ein zufriedenes Grinsen, obwohl sie noch längst nicht in Sicherheit war.
    Sowie sich der Pfad verbreiterte, trieb sie Bilwil zu einem leichten Galopp an; in vollen Zügen genoss sie die einzige Aktivität, die ihr wirklich Freude bereitete.
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    Mehrere Male parierte sie das Pferd durch, um kurze Verschnaufpausen einzulegen. Während Bilwil sich ausruhte, pflückte sie sich ein paar Handvoll Beeren.
    Jetzt bedauerte sie es, sich nicht mit einem Stück Käse oder wenigstens ein, zwei Äpfeln verproviantiert zu haben.
    Erst als Debera sich auf dem letzten Wegstück zum
    Telgar-Weyr befand, merkte sie, dass sie verfolgt wurde. Zuerst gewahrte sie nur drei Reiter auf der Straße.
    Ebensogut konnte es sich um Reisende

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