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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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recht niemand anbeißen.
    »Was ist daran auszusetzen?«, wunderte sich Iantine, als die Nachricht drei Wochen lang am schwarzen Brett hing, ohne dass sich jemand dafür interessierte. Bald würde er im Institut Domaize sein Abschlussexamen absolvieren, und er hoffte auf gute Noten.
    »Chalkin ist ein ausgemachtes Ekel«, erklärte Ussie zynisch.
    »Ach, ich kenne seinen Ruf«, erwiderte Iantine, lässig mit einer farbbespritzten Hand wedelnd. »Was mit
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    Lord Chalkin los ist, weiß doch jeder. Aber hier stehen seine Bedingungen«, er tippte auf das Dokument, »und sie entsprechen unseren Maßgaben.«
    Ussie grinste hinter vorgehaltener Hand und musterte ihn auf seine herablassende Art, die Iantine immer wieder aufs Neue fuchste. Er wusste, dass er ein besserer Zeichner und Farbenkünstler war, als Ussie es je sein würde, trotzdem mimte Ussie dauernd den Überlegenen.
    Iantine wusste , dass er begabter war und sich ständig vervollkommnete, denn im Atelier erhielt jeder die Gelegenheit, die Arbeiten der Kommilitonen zu studieren.
    Ussies anatomische Skizzen sahen aus, als hätte ein Mutant Modell gestanden … und sein Geschmack be-züglich Farben war bestenfalls bizarr. Ussies Talente lagen auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei, und er tat sich hervor, wenn es um das Entwerfen von Wappen, Statuen und anderer eher kunsthandwerklicher Dinge ging.
    »Ja, aber während der Arbeit wirst du in Burg Bitra wohnen müssen; und wenn es auf den Winter zugeht, kann es dort sehr ungemütlich werden.«
    »Aber es handelt sich doch nur um vier Miniaturen.
    Wie lange kann das schon dauern!« Iantine rechnete mit einer Siebenspanne. Selbst für sehr junge und lebhafte Kinder musste die Zeit reichen.
    »Na schön, na schön, vielleicht ist es dir immer gelungen, Kinder zum Stillsitzen zu bewegen. Aber diese
    Rotznasen gehören zu Chalkins Brut, und wenn sie nur ein bisschen auf ihn herauskommen, wirst du alle Hän-de voll zu tun haben, damit sie nicht dauernd herum-hampeln. Denn wenn sie keine Sekunde ruhig halten, wirst du kaum ein akkurates Abbild von ihnen hinkriegen. Obwohl ich ernsthaft bezweifle, ob ein ›akkurates‹
    Bild von diesen Bälgern überhaupt erwünscht ist. Und wie ich dich kenne, Ian …« – Ussie wackelte mit dem Zeigefinger vor seiner Nase herum und grinste breit –,
    »wirst du es nicht über dich bringen, die kleinen Lieb-141
     
    linge so zu glorifizieren, dass der in sie vernarrte Papa zufrieden ist.«
    »Aber …«
    »Als das letzte Mal ein Angebot von Chalkin herein—
    kam«, mischte sich Chomas in das Gespräch, »saß Macartor dort neun Monate lang fest, ehe man sein Werk
    ›zufrieden stellend‹ fand.« Chomas deutete auf die
    Klausel, die mit der Formulierung begann: »Fällt das Produkt zufrieden stellend aus …«, und fuhr fort: »Als er zurückkam, war er nur noch ein Schatten seiner
    selbst und hatte bei dem ganzen Projekt noch eigenes Geld zugebuttert.«
    »Macartor?« Iantine hatte von dem Künstlergesellen
    gehört; er galt als tüchtig mit einem guten Auge für Details und beschäftigte sich derzeit mit Wandmalereien für die neue Halle in Burg Nerat. Er suchte nach einem Grund, weshalb Macartor es wohl nicht geschafft hatte, mit Chalkin auszukommen. »Ein begabter Mann, wenn es um filigrane Arbeiten geht, aber er ist halt kein Porträtmaler«, schloss er.
    Ussie hob die Brauen, was sein schmales Gesicht
    noch mehr in die Länge zog, und in seinen grauen Augen blitzte der Schalk.
    »Dann nimm den Auftrag an und sammle eigene Erfahrungen. Wir anderen könnten ein paar zusätzliche Marken so kurz vor Ende des Planetenumlaufs auch
    gut gebrauchen, aber nicht um den Preis, dass wir sie uns in Burg Bitra verdienen. Weißt du, dass die Festung wegen des dort üblichen Glücksspiels verschrien ist?
    Die Einheimischen stehen in dem Ruch, dass sie lieber aufhören würden zu atmen als zu spielen.«
    »Ach, so schlimm wird es schon nicht sein«, wiegelte Iantine ab. »Die sechzehn Marken plus Kost, Logis und Reisespesen sind großzügig bemessen.«
    Ussie zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab.
    »Reisespesen? Um dorthin zu gelangen, musst du erst einmal Geld vorschießen.«
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    »Aber da steht doch ausdrücklich: ›Reisespesen werden erstattet‹«, protestierte Iantine und klopfte ungeduldig auf die entsprechende Stelle im Aushang.
    »Hmm, sei dir da mal nicht so sicher. Außerdem wirst du Rechenschaft ablegen müssen für jede Viertelmarke, die du unterwegs ausgibst. Es

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