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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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heutzu—
    tage beibringt. Schon im Alter von drei Jahren konnte ich mit einer Nähnadel umgehen …«, fuhr Tisha fort.
    Die Blicke der Buben richteten sich ins Leere bei der Wende, die das Gespräch nahm.
    »Und ihr, meine Bürschchen, werdet lernen, wie man
    Reitgeschirre flickt.« Schalkhaft drohte Tisha ihnen mit dem Zeigefinger. »Außerdem bringt man euch bei, Stiefel und Jacken anzufertigen, damit ihr eure eigenen Reitmonturen näht.«
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    »Wie?«, fragte M'rak verblüfft. »Nähen ist was für
    Mädchen.«
    »Nicht im Weyr«, stellte Tisha resolut fest. »Das werdet ihr schnell genug spitzkriegen. Handwerkliches
    Rüstzeug gehört mit dazu, wenn man ein Drachenreiter sein will. Aber man kann alles lernen. Und hier kommen das Brot, die Butter und ein Topf Marmelade.«
    Eine Frau, die genauso pummelig war wie Tisha,
    stellte freundlich lächelnd ein voll beladenes Tablett auf den Tisch.
    »Das dürfte wohl reichen. Danke, Allie«, sagte Tisha, während Debera ein paar anerkennende Worte murmelte und S'mon sich gleichfalls an seine guten Manieren erinnerte. M'rak hielt sich mit derlei Finessen nicht auf, sondern grapschte nach einer Scheibe des damp-fenden Brotes und stopfte sie sich in den Mund.
    »Toll!«, stöhnte er verzückt.
    »Nicht, dass es dir wieder hochkommt, wenn du die
    nächste Mahlzeit für deinen Drachen zubereitest«, bemerkte Tisha und ging fort, ehe der verblüffte Bronzereiter ihren Ausspruch begriffen hatte.
    »Was meint sie damit?«, fragte er in die Runde.
    Debera grinste. »Du kommst nicht vom Lande, was?«
    »Nein, meine Familie handelt mit Textilien«, antwortete M'rak. »Ich stamme aus Keroon.«
    »Wir müssen das Fleisch klein schneiden, das wir an unsere Drachen verfüttern, nicht wahr?«, vergewisserte sich S'mon ein bisschen ängstlich. »Müssen wir es auch von den toten Tieren absäbeln, die an den Gestellen hängen?«
    »Ach du meine Güte!« M'rak wurde blass und
    schluckte verdächtig.
    »Genau das ist unsere Aufgabe«, erklärte Debera.
    »Wenn du willst, entferne ich das Fleisch von den Knochen und du brauchst es dann nur klein zu hacken.
    Abgemacht?«
    »Abgemacht!«, entgegnete M'rak hastig. Der Appetit
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    auf das Brot, das er immer noch in der Faust hielt, schien ihm vergangen zu sein. Er legte die Scheibe wieder hin. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass das mit dazu-gehört, wenn man einen Drachen reitet.«
    Debera gluckste in sich hinein. »Ich glaube, wir alle werden noch feststellen, dass ein Drachenreiter nicht nur auf dem Rücken seines Tieres sitzt und munter
    durch die Gegend fliegt.«
    Schon bald erfuhr sie, wie Recht sie mit ihrer Annahme hatte. Nicht, dass sie ihre Abmachung mit den beiden Jungen bereute – die Arbeit war gerecht verteilt –, aber manchmal kam es ihr vor, als sei sie ausschließlich damit beschäftigt, Fleisch zu entbeinen, ihren Drachen zu füttern oder ihn zu baden.
    Für sich selbst blieb ihr außer zum Schlafen keine
    Zeit. Gewiss, sie hatte daheim verwaiste Jungtiere bemuttert, doch keines davon war so groß und so hungrig gewesen wie ein Drache. Morath schien buchstäblich
    über Nacht zu wachsen, wie wenn sie ihr Futter direkt in Gewichtszunahme umsetzte, was bedeutete, dass
    auch die Arbeit mit ihr immer umfangreicher wurde.
    Ihr Appetit steigerte sich, die Menge an Fleisch, die sie zu sich nahm, wurde größer, und indem sie in die Höhe und Breite ging, gab es für Debera immer mehr Fläche zum Abschrubben und Einölen.
    »Es ist der Mühe wert, sage ich mir immer wieder«,
    murmelte Sarra eines Tages, als sie sich abgekämpft auf ihr Lager warf.
    »Hilft es denn, wenn du dich selbst anfeuerst?«, erkundigte sich Grasella und wälzte sich stöhnend auf die andere Seite.
    »Das spielt doch alles keine Rolle«, warf Mesla ein und entledigte sich aufatmend ihrer Stiefel.
    »Von dem Öl sind meine Hände ganz weich geworden«, bemerkte Debera freudig überrascht; zum ersten Mal war ihr die Veränderung an sich aufgefallen.
    »Dafür verklebt es mir so die Haare, dass ich die Zot-137
     
    teln kaum auskämmen kann«, trug Jule zu dem Gespräch bei, die Spitze ihres verfilzten Zopfes betrach-tend. »Ich wünschte mir, ich hätte endlich mal wieder Zeit, mir die Haare zu waschen.«
    »Frag Tisha, sie weiß sicher Rat«, meinte Angie, räkelte sich auf ihrem Bett und gähnte. »Im Übrigen kann sie ausgezeichnet massieren. Mein Bein ist schon viel besser.«
    Sie und ihr Drache Plath waren unlängst übereinander gestolpert, und

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