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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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anderen Seite des Zimmers‹
    weilte, sowie ihre Sprösslinge in der Nähe waren, fand er den Wunsch verständlich. Noch nie zuvor hatte Iantine so schmutzige Kinder gesehen. Alle litten an Überge-wicht, da sie von Natur aus träge waren. Ihre Kleidung saß nicht, weil die Schneiderin auf Burg Bitra nichts von ihrem Handwerk verstand. Pausenlos stopften die Bälger irgendetwas Essbares in sich hinein, meistens Sachen, die klebten, verschmierten oder auf ihren Mündern und Hemden Krümel hinterließen.
    Den üblen Gerüchen nach, die sie verbreiteten, badeten sie nur selten, und ihre langen Haare waren fettig und schlecht geschnitten. Sogar die beiden Mädchen
    legten keinen Wert auf ihr Aussehen. Eine hatte sich das Haar mit dem Messer abgesäbelt und nur den langen
    Zopf ausgespart, der ihr, mit Glöckchen und Perlen geschmückt, den Rücken herunterbaumelte. Die andere
    hatte ihren Schopf zu zwei Flechten gezwirbelt, die nur dann frisch frisiert wurden, wenn die Spangen – oder was auch immer die Enden zusammenhielt – verloren
    gingen.
    Iantine hatte sich mit Chaldon, der eher einem Ferkel 150
     
    ähnelte, die größte Mühe gegeben, bis er sich eingestand, dass das Kind einfach nicht ›naturgetreu‹ abzu-bilden war. Also entschloss er sich, nur die notwendigsten Züge beizubehalten, damit man erkennen konnte, wen das Porträt darstellte. Natürlich fiel das Konterfei nicht ›zufrieden stellend‹ aus.
    Lediglich der jüngste Wurm, ein schwabbeliger drei—
    jähriger Knirps, der außer ›Nein‹ nichts anderes von sich gab und dauernd ein Stofftier mit sich herum-schleppte, von dem er sich nicht trennen ließ, fand einigermaßen Anklang. Tatsächlich war der schmuddelige Plüschbär das ansprechendste Detail auf Briskins Por-trät.
    Iantine versuchte, Lucchas unorthodoxe Haartracht
    zu romantisieren und wurde belehrt, dass sie besser aussehen würde mit ›richtigen‹ Haaren, die er natürlich problemlos hineinmalen konnte. Und wieso sie so mürrisch dreinschaute, wo sie doch ein so süßes Lächeln und ein so liebes Wesen hätte? (Das sie jedoch nicht daran hinderte, die Katzen, die in der Burg herumstreun-ten, an den Schwänzen zusammenzubinden, hatte Iantine in Gedanken hinzugefügt. In der gesamten Festung gab es kein einziges unversehrtes Tier, und der Kaminjunge erzählte, in diesem Jahr hätten sie sieben Hunde durch ›Unfälle‹ verloren).
    Lucchas Mund saß schief in ihrem Gesicht, und die
    schmalen Lippen waren meistens säuerlich zusammengekniffen. Lonada, die zweite Tochter, hatte eine Visage wie ein Pudding, und die Augen wirkten wie zwei
    schwarze Löcher. Zu allem Überfluss hatte sie den Zin-ken ihres Vaters geerbt, schon für einen Mann ein echtes Manko, doch geradezu verheerend für ein Mädchen.
    Auch hatte Iantine vom Burgverwalter ein Schloss
    ›kaufen‹ müssen, damit seine Zudecke aus Pelz nicht aus dem Kabuff gestohlen wurde, das man ihm als
    Quartier zuwies. Gleich am ersten Tag war sein Gepäck durchwühlt worden, vermutlich von mehreren Leuten,
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    den unterschiedlichen Fingerabdrücken an seinen Farb-töpfen nach zu urteilen. Da er nichts wirklich Wertvolles mitgebracht hatte, bereitete ihm diese Schnüffelei keine übermäßigen Sorgen.
    In jeder Festung gab es Langfinger. Normalerweise
    kannte der Burgverwalter seine Pappenheimer und
    brachte dem Bestohlenen dessen Habe zurück. Doch als Iantine feststellte, dass man seine Farbtöpfe offen gelassen hatte, sodass der Inhalt austrocknen konnte, protestierte er gegen das unbefugte Eindringen in sein Quartier. Und ›kaufte‹ dem Verwalter ein Schloss ab. Nicht, dass er sich dadurch sicherer fühlte, denn von dem Schlüssel konnte es Duplikate geben. Aber seine Decke blieb auf dem Bett. Und dafür war er dankbar, denn das dünne Laken, das man ihm zur Verfügung stellte, hatte Löcher und hätte schon längst zu Putzlumpen zer-schnippselt werden müssen.
    Indessen war dies das geringste seiner Probleme auf Burg Bitra. Nachdem er sich angehört hatte, was es an dem zweiten Satz Miniaturen zu kritisieren gab, die bereits um ein Drittel größer waren als die ersten, fing Iantine allmählich an zu begreifen, in welchem Licht die Eltern ihre Absprösslinge sahen. Mit dem fünften Satz verdiente er sich beinahe das Urteil ›zufrieden stellend‹.
    Aber nur beinahe …
    Dann fing sich ein Balg nach dem anderen eine Kin—
    derkrankheit ein, die von einem heftigen Ausschlag begleitet war, sodass sie nicht Modell stehen

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