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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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konnten.
    »Nun, irgendwie müssen Sie sich Ihren Unterhalt
    verdienen«, verlangte Chalkin von Iantine, nachdem
    Lady Nadona verkündet hatte, die Kinder seien unter Quarantäne.
    »Laut Vertrag stehen mir Kost und Logis zu.«
    Chalkin hob einen Wurstfinger und lächelte humorlos. »Aber nur, wenn Sie die im Vertrag ausgemachten Vereinbarungen erfüllen …«
    »Was kann ich dafür, dass die Kinder krank sind …«
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    Chalkin zuckte die Achseln. »Das steht hier nicht zur Debatte. Sie sind nicht in der Lage, die vertraglich fest-gelegten Klauseln zu erfüllen. Deshalb können Sie nicht auf Kosten des Hauses Müßiggang frönen. Selbstverständlich wäre ich bereit, die Zeit, die Sie hier faulen-zend verbringen, von Ihrem Honorar abzuziehen …«
    Das Lächeln wurde um eine Spur maliziös.
    »Faulenzend …«, platzte Iantine heraus, ehe er sich zu beherrschen vermochte. Kein Wunder, dachte er,
    während er vor unterdrückter Wut kochte, dass keiner seiner Kommilitonen aus dem Institut Domaize in Bitra arbeiten wollte.
    »Nun ja«, fuhr Chalkin scheinheilig fort, »wie soll man es denn nennen, wenn Sie nicht mit der Tätigkeit beschäftigt sind, für die wir Sie engagiert haben?«
    Iantine kam nicht umhin sich zu fragen, ob Chalkin
    wusste, wie dringend er das Honorar in voller Höhe
    brauchte. In der Burg pflegte er mit niemandem Umgang. Die Bewohner gaben sich bestenfalls griesgrämig und mundfaul – gewöhnlich traf er sie nur während der Mahlzeiten –, sodass er wenig Wert darauf legte, sie in übler Laune zu erleben.
    Standhaft hatte er sich geweigert, sich von Küchen—
    helfern oder Wachmännern zu einem ›kleinen Spiel—
    chen‹ verführen zu lassen, was ihm jedoch eine Menge Feindseligkeit und Abneigung eintrug. Wie konnte es dann sein, dass jemand über sein Privatleben oder seine Gründe für die Annahme des Auftrags Bescheid wusste?
    Anstatt also heimzureisen, nach einem zufrieden stellend erfüllten Auftrag und mit den Marken für die
    Landübertragungsgebühr in der Tasche, verplemperte
    Iantine seine kostbare Zeit damit, die Porträts in der Ahnengalerie von Burg Bitra aufzufrischen.
    »Für Sie ist das gewiss eine gute Übung«, hatte Chalkin übertrieben freundlich gesäuselt, während er sich von den täglichen Fortschritten der Restaurationsarbeit 153
     
    überzeugte. »Umso besser sind Sie gerüstet, die jetzige Generation zu malen.«
    Iantine merkte, dass Chalkins Ahnen samt und sonders mit Schweinsgesichtern ausgestattet waren, in
    denen die Knollennase dominierte. Sonderbarerweise
    befanden sich in der weiblichen Linie ein paar ausgemachte Schönheiten, junge, ansehnliche Frauen, die viel zu schade waren für die verschlagenen Typen, mit denen sie ein Bündnis eingegangen waren. Ein Jammer, dass offensichtlich die männlichen Gene voll durch—
    schlugen.
    Natürlich musste Iantine die speziellen Farben selbst herstellen, die er zum Aufmöbeln der Wandgemälde
    brauchte. Er hatte ja nicht wissen können, dass er diese Art von Malerei renovieren würde. Obendrein waren
    seine Vorräte an Ölfarben drastisch zur Neige gegangen, weil er sie bei den vielen Anläufen für immer wieder ›nicht zufrieden stellende‹ Miniaturen verschwendet hatte. Entweder er ließ sich vom Institut Domaize neues Material schicken – was kosten-und zeitaufwendig wäre – oder er suchte sich die Rohstoffe zusammen und fabrizierte die Farben selbst. Letztere Lösung hielt er für die bessere.
    »Wie viel?«, rief er erschrocken, als der Oberkoch ihm die Summe für die Eier und das Öl nannte, beides Grund-elemente, die er unter die Pigmente mischen musste.
    »Da ham Se schon richtig gehört, und das schließt
    noch nicht mal die Kosten für das Ausleihen der Geräte ein«, fügte der Koch hinzu und zog gurgelnd den Rotz in der Nase hoch. Der Mann litt an einem Dauerschnup-fen, und der Schleim lief ihm meistens bis auf die Ober-lippe. Iantine wagte sich gar nicht auszumalen, dass der Schnodder auch mal in irgendeine Mahlzeit tropfte, die der Kerl gerade zusammenköchelte.
    »Die Krüge und Schüsseln soll ich mir gegen eine Ge-bühr ausleihen?« Nach Iantines Ansicht hatte sich der Typ von Chalkins Knickerigkeit anstecken lassen.
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    »Na ja, wenn ich das Zeug nicht benutzen tu, und es stattdessen Ihnen gebe, müssen Se ja wohl dafür zahlen, nicht?« Er schniefte so inbrünstig, dass Iantine sich wunderte, wo der Rotz in den Nebenhöhlen überhaupt Platz fand. »Warum ham Se die Klamotten nicht

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