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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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nachzudenken.« Sie holte tief Luft. »Ich habe Bänder gesehen, die in allen Einzelheiten zeigen, wie Tiere bei lebendigem Leib und vollem Bewusstsein von Fäden aufgefressen wurden.«
    Sie bemerkte, wie Joanson zusammenzuckte. »Jawohl,
    die erbarmungswürdigen Kreaturen lebten bis zum
    Schluss, weil die Fäden den Hinterleib zuerst attackier-ten. Ich glaube, wenn Sie Zeuge werden, wie ein Mensch Opfer einer solchen Tortur wird, werden Sie
    sich spontan dazu entschließen, dem Leiden ein Ende zu setzen – so rasch wie möglich.«
    Da sich noch mehr Leute mit dieser Frage an sie
    wandten, war sie beinahe froh, als die Lunchpause endete und sie über das emotional weniger belastende 196
     
    Thema Amputation sprechen konnte. Jeder brauchte in dieser Hinsicht einen Auffrischungskurs, besonders, was Notoperationen anging, wenn unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet werden musste. Später wollte sie die neuen Knochenschneider – es waren eher Äxte als chirurgische Instrumente – an die Zuhörer verteilen.
    Kalvi hatte sie mitgebracht.
    »Das beste chirurgische Schneidewerkzeug, das wir
    bis jetzt herstellen konnten, Corey«, hatte er nicht ohne Stolz verkündet. »Ich ließ es im Schlachthof testen. Sie gehen durch Muskeln und Knochen wie durch Käse.
    Aber man muss sie nach Gebrauch wieder schärfen.
    Und für die Klingen habe ich Schutzhüllen angefertigt, damit sich nicht jemand aus Versehen die Finger ab-säbelt.«
    Ärzte waren wohl nicht die einzigen mit einem Sinn
    für makabren Humor, fand Corey.
    In der Zwischenzeit demonstrierte Kalvi in der Großen Halle von Burg Fort, wo Lord Paulin in der ersten Reihe saß, den künftigen Boden-Crews den Gebrauch und die Wartung der HNO3-Zylinder. Er führte vor, wie die Ein-zelteile zusammengesetzt wurden und gab eine Auf-listung all der Probleme, die bei der Anwendung auftreten konnten. Jeder Gemeindevorstand, selbst aus den kleinsten Ansiedlungen innerhalb des Verwaltungsbe-reichs von Fort, war zugegen. Viele hatten ihre älteren Kinder mitgebracht. Ausnahmslos war man über Land angereist, zu Fuß oder zu Pferd. Der Fort-Weyr, wie auch die anderen fünf Drachenhorte, hatte seinen Transportdienst für private Zwecke so gut wie eingestellt. Lord Paulin verstand diese Einschränkung und hielt sie für richtig.
    »Wir haben es viel zu leicht gehabt, indem wir die
    Drachen benutzten wie unsere Vorfahren ihre Luftschlitten und andere flugtaugliche Vehikel«, hatte er einem seiner Pächter erklärt, als dieser monierte, man 197
     
    habe ihm einen Drachenritt verweigert. »Unsere Pferde sind nicht nur dazu da, um dem Galopprennsport zu frönen. Und die Drachenreiter waren viel zu nachgiebig und gefällig. Uns allen wird es gut tun, wenn wir uns wieder auf Fußmärsche besinnen oder uns zur Abwechslung mal in den Sattel schwingen. Ich nehme an, Sie alle haben bereits die Stallungen erweitert, um dem Viehbestand Schutz zu gewähren?«
    Dieser Vorschlag war nicht auf viel Gegenliebe gestoßen, und allgemein wurden Klagen laut, die Ingenieure hätten sich eifriger bemühen müssen, um jene praktischen Steinschneider zu replizieren, mit denen die ersten Siedler ihre Höhlenwohnungen in den Felsmassiven nach ihren Vorstellungen vergrößert hatten.
    Mit einem Achselzucken tat Kalvi die Beschwerden
    ab.
    »Wir haben eine Liste von Prioritäten; Steinschneider herzustellen, gehört nicht dazu. Es wäre auch völlig un-realistisch, dies zu versuchen. Im Norden gibt es immer noch zwei Schlitten, aber keine Energiequelle, um sie flugbereit zu machen. Wir haben nie herausgefunden, welche Kraft unsere Ahnen benutzten«, fügte er hinzu.
    »Jene Energiezellen lassen sich nicht nachbauen, andernfalls hätten unsere Vorfahren es sicher getan. Stattdessen züchteten sie die gentechnisch optimierten Drachen. Er-neuerbare Ressourcen sind ohnehin irgendwelchen hoch komplizierten oder exotischen Dingen vorzuziehen.«
    Als der Hauptvortrag zu Ende ging, wurde jeder aufgefordert, sich am Nachmittag zu Zielübungen mit dem HNO3-Gerät einzufinden. Die meisten fanden dies wesentlich interessanter als Kalvi zuzuhören, wenn er er-klärte, wie man die Düsen der Flammenwerfer einstell-te, damit sie entweder eine lange, schmale Feuerzunge ausstießen oder ein kürzeres, breit gestreutes Feuer von sich gaben. Natürlich lernte man auch, wie man die Ap-parate säuberte.
    »Sie haben ungefähr dieselbe Bandbreite an Feuer—
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    ausstößen wie ein Drache«, erzählte Kalvi, indem er sich den

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