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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Tank auf den Rücken schnallte. Durch den Ge-sichtsschutz klang seine Stimme gedämpft. »Sie da hinten! Der Schutzhelm ist nicht nur zur Zierde da. Setzen Sie ihn sofort auf. Und klappen Sie den Gesichtsschirm herunter!«
    Unter Kalvis tadelnden Blicken gehorchte der säumige Kursteilnehmer unverzüglich.
    »Die Reichweite des Geräts beträgt bei einem schmalen Feuerstrahl sechs Meter; zwei Meter, wenn man die Düse auf breite Streuung einstellt. Näher würden Sie gar nicht an den Organismus herankommen wollen.«
    Er zückte einen Schraubenzieher und nahm eine kleine Justierung vor. »Denken Sie daran«, verkündete er laut und energisch, indem er die Düse von seinem Körper wegrichtete, »dass die Austrittsöffnung nie auf Sie selbst oder auf jemand in Ihrer unmittelbaren Nähe zeigen darf. Wir verbrennen Fäden, keine Menschen.
    Schalten Sie die Apparatur niemals ein, ohne dass Sie sich vorher überzeugt haben, in welche Richtung die Düse weist. Man versengt schnell irgendetwas und richtet verheerenden Schaden an. Hab ich Recht, La—land?«, wandte er sich direkt an einen seiner Gesellen.
    Der Mann grinste verlegen und trat von einem Fuß
    auf den anderen, seinen Meister nicht ansehend.
    »Und nun geben Sie bitte den Mannschaften da droben das Signal, Paulin«, bat Kalvi. Er verschaffte sich mit den Beinen einen festen Halt und zielte mit der Düse nach oben.
    Paulin winkte mit einem roten Tuch, und plötzlich
    kam ein Gewirr aus irgendetwas die Steilwand herun—
    tergeschossen. Jeder der Zuschauer, außer Kalvi, erschrak. Diejenigen, die einen Flammenwerfer griffbereit hielten, hoben abwehrend das Gerät, andere wiederum glotzten fassungslos, während sich das Knäuel in lange silberne Schnüre auflöste, manche dick, manche fein, die unterschiedlich schnell zu Boden trudelten. Sowie 199
     
    sie sich in Reichweite befanden, aktivierte Kalvi seinen Flammenwerfer.
    Einen kurzen Augenblick lang schien das Feuer an
    den Enden der Strippen Halt zu machen, ehe die Flammen sich das Material entlangfraßen und es vernichteten, sodass nur verkohlte, qualmende Fetzen den Boden erreichten … und natürlich der Gesteinsbrocken, der an einem der zusammengeknüpften Schnüre festgebunden war. Begeisterte Rufe wurden laut, man klatschte Beifall.
    »Nicht schlecht«, kommentierte Paulin grinsend, während er sich über den neu entfachten Enthusiasmus der Helfer freute.
    »Nun, wir haben auch lange genug daran gearbeitet,
    um diese Wirkung zu erzielen«, bemerkte Kalvi, beide Tanks zudrehend. »Es gibt genug Berichte, in denen die Art und Weise des Fädenfalls beschrieben wird, und ich finde, diese Simulation kommt der Realität recht nahe.«
    Er wandte sich wieder an seine Schüler. »Man muss
    die Fäden zerstören, ehe sie auf den Boden oder organische Materie treffen. Wie wir wissen, tritt dieser Organismus in zwei Formen auf: eine Abart frisst sich zu Tode – und das ist die harmlosere Variante, obschon sie den größten Teil der Fädenschauer ausmacht und viel Unheil anrichtet. Die zweite Kategorie ist imstande, durch bestimmte chemische Prozesse in das zweite Sta-dium ihres Lebenszyklus zu mutieren. Leider konnten die ersten Siedler nie herausfinden, wie diese Unterart beschaffen ist. Man wusste lediglich, dass sie existiert.
    Dass es sie gibt, ist uns auch nur allzu gut bekannt, denn hier bei uns im Norden befinden sich Areale, die selbst jetzt noch, zweihundert Jahre nach dem letzten Fädenfall, steril sind.
    Wenn dieser Typus die Nährstoffe erhält, die er
    braucht, kann er sich fortpflanzen. Aus diesem Grund sind die Bodenmannschaften so wichtig. Wir müssen 200
     
    unbedingt verhindern, dass sich die Fäden in den Boden eingraben, wo wir sie nicht mehr erreichen können.
    Unsere Vorfahren vermuteten, der Organismus benötige vielleicht irgendwelche Spurenelemente oder Mineralien, die sich im Boden befinden, um zu gedeihen; doch wenn sie nicht herausbekamen, womit sich dieser Fädentyp ernährt, werden wir es wohl auch nie erfahren, was ihn zum Wachstum bringt.« Kalvi stieß einen Seufzer des Bedauerns aus. »Deshalb verbrennen wir sämtliche feindliche Organismen …« – er schwenkte weit ausholend die Arme –, »die den Drachenreitern
    durch die Maschen geschlüpft sind.«
    Er legte eine Pause ein und spähte die Steilwand
    hoch, wo die Katapult-Crews sich bereithielten.
    »Alles in Ordnung da droben?«, rief er hinauf, die
    Hände wie einen Trichter vor den Mund haltend. Zur
    Antwort schwenkte man

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