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Drachenauge

Drachenauge

Titel: Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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heißen sollte, dass die innovativen Vorschläge bei allen gut ankamen. Langsam rang er sich 203
     
    zu der Erkenntnis durch, dass Bethany Recht hatte,
    wenn sie meinte, dass die derzeitige Gesellschaft von Pern den gleichen Fehler beging wie die ersten Siedler, indem man sich nämlich zu sehr auf den problemlosen Zugang zu allerhand Informationsquellen verließ. Zu seinem gelinden Erstaunen waren es indessen gerade viele ältere Lehrer, die sich vorbehaltlos für den neuen Lehrstoff aussprachen.
    »Es wird höchste Zeit, dass wir mehr Wert auf Wissen legen, das zu unserem aktuellen Leben einen Bezug hat.
    Was interessiert uns, was man damals brauchte?«, er-klärte Layrence von Tillek. »Ich sehe keinen Sinn darin, Studenten mit Daten vollzustopfen, die sie niemals praktisch anwenden können, weil ihnen die Möglichkeit einer fortgeschrittenen Technik verwehrt ist.«
    »Aber man muss Traditionen aufrecht halten«, entgegnete Sallisha mit tief gefurchter Stirn. Clisser fiel ein, dass sie für ihre erzkonservative Einstellung bekannt war. »Erst wenn man seine Wurzeln kennt, weiß man die Gegenwart zu schätzen …«
    »Ach, Sallisha«, mischte sich Bethany mit dem für sie typischen sanften Lächeln ein. »Die Traditionen werden in unseren Balladen weitergegeben, aber man muss kenntlich machen, welche Überlieferungen für die heutige Generation wichtig sind.«
    »Unsere glorreiche Vergangenheit …«, nahm Sallisha
    einen neuerlichen Anlauf.
    »Ist inzwischen Geschichte«, erklärte Sheledon mit
    Nachdruck und legte genau wie sie die Stirn in Falten.
    »Die Ära liegt weit zurück, sozusagen in grauer Vorzeit.
    Warum halten wir krampfhaft an irgendwelchen Ver—
    bindungen fest, die unsere Ahnen mit gutem Grund
    und aus freien Stücken kappten?«
    »Aber … aber … die Schüler sollten Bescheid wissen …«, ließ Sallisha nicht locker.
    »Wenn sie weitergehende Informationen wünschen,
    sollten sie sie irgendwo nachlesen«, beschied ihr Shele-204
     
    don. »Zur Zeit lautet unser vordringlichstes Problem, wie wir dem drohenden Fädenfall begegnen.«
    »Und das ist wichtiger, als zu wissen, welche Planeten den Bombardements durch die Nathi widerstanden, und wer im Jahr 2089 Präsident der Weltengemein-schaft war«, stärkte Shulse ihm den Rücken. »Oder wie man eine Bahnparabel um einen Zentralstern berechnet.«
    Sallisha funkelte die beiden Mathematikdozenten
    wütend an.
    »Natürlich«, fuhr Shulse fort, »sollten unsere Studenten lernen, wer die Gouverneurin Emily Boll und Flot-tenadmiral Paul Benden waren. Diese beiden Persön-lichkeiten haben die Geschichte Perns geprägt.«
    »Aber die jungen Leute müssen ein Gesamtbild
    bekommen«, widersprach Sallisha hartnäckig.
    »Einige Studenten sind sicherlich sehr interessiert, was sich vor der Besiedlung Perns im Universum zu-trug«, lenkte Shulse ein. »Gleichwohl bin ich wie Clisser der Ansicht, dass wir den Unterrichtsstoff darauf konzentrieren müssen, was für diese Welt und unsere Zivilisation relevant ist.«
    »Zivilisation?«, höhnte Sallisha verächtlich.
    »Wie bitte? Finden Sie, was wir hier aufgebaut haben, verdient nicht die Bezeichnung Zivilisation?« Sheledon liebte es, Sallisha aufzuziehen, die immer gleich alles wortwörtlich nahm.
    »Verglichen mit der Technik, die unsere Vorväter be-saßen, sind wir eine primitive Gesellschaft.«
    »Die damalige Technik war für die Menschen nicht
    nur ein Segen. Mit ihr einher gingen eine hohe Jugend-kriminalität und Betrügereien mithilfe von Computern, sodass die Leute ihre Credits in Matratzen versteckten, um auf Nummer Sicher zu gehen.«
    »Verschonen Sie mich damit«, wehrte Sallisha ab,
    »und zählen Sie lieber die Vorteile einer High-Tech-Gesellschaft auf.«
    205
     
    Sheledon gluckste verhalten. »Wissen Sie eigentlich, wie gefährlich damals ein Lehrer lebte?«
    »Blödsinn. Lehrkräfte genossen ein hohes Sozial—
    prestige.«
    »Aber körperliche Unversehrtheit garantierte man
    ihnen erst, nachdem sie Disziplinarmaßnahmen ergreifen durften«, ergänzte Sheledon.
    »Und man ihnen die Benutzung von Stunnern erlaubte«, fügte Shulse hinzu.
    »Dieses Problem gibt es bei uns in der Tat nicht«,
    räumte Sallisha naserümpfend ein.
    »Und dabei soll es auch bleiben«, bekräftigte Clisser.
    »Vielleicht wird ohnehin eine gewisse Form von Disziplin gewahrt, wenn man den Unterrichtsstoff auf das beschränkt, was die Schüler wirklich interessiert und überflüssigen Ballast ausmerzt.«
    »Und wer

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