Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX
Drachenreiter werden.
»Es geht los!«, meinte der Lehrer genau in dem Moment, als er den letzten Schüler gefragt hatte. Das erste Ei hatte einen Riß bekommen. Mit einem deutlich hörbaren »Plick«, war ein Stück der Schale abgesprungen. Ein kleiner Schnautzenansatz lugte hervor. Die Schüler begaben sich in den Innenbereich des Hofes und warteten ab. Obwohl gut vorbereitet, konnte man sehen, wie aufgeregt und ängstlich viele der Schüler waren. Das erste Ei schien eine Kettenreaktion ausgelöst zu haben. Wie auf Kommando begannen die anderen Eier ebenfalls Risse zu bekommen und platzten auf. Diejenigen, die noch nie an diesem Ereignis teilgenommen hatte, waren überrascht wie schnell plötzlich alles ging. Wenige Momente nachdem das erste Ei einen Riß bekommen hatte, wuselten mit einem Mal eine ganze Armade Babydrachen zwischen den Reiteranwärtern umher.
Gilfea beobachtete, wie Xu, Mithrandor und Franciscus drei Schritte von einander entfernt in der Mitte des Hofs standen und die um sie herumwandernden Drachen aufmerksam musterten. Alle Drachenbabys sahen gleich aus. Sie waren graubraun. Nichts deutete darauf hin welcher Gattung sie angehörten, dies zeigte sich erst nachdem sie ihre Seele gefunden und sich mit ihr geistig vereinigt hatten.
Xu erwischte es als erste. Nicht nur vor ihren Freunden, sondern sogar vor allen anderen Schüler wurde sie als erstes erwählt. Ein Drachenbaby, knapp halb so groß wie Xu, blieb vor ihr stehen. Drache und Reiterschülerin sahen sich einander an. Der Drache lächelte und Xu liefen plötzlich Freudentränen die Wangen herunter. Etwas, dass man bei dem harten Mädchem, der Tochter einer Meeresamazone, niemals vermutet hätte. Der Drache begann eine Wolke roten Lichtes zu immitieren. Das Leuchten dehnte sich aus, umschloß Xu und hüllte schließlich beide Partner ein.
Gilfea schaute glücklich zu seinem Drachen und schenkte ihm einen dankbaren, versonnen Blick. Bei ihnen beiden war es anders gewesen. Gilfea war nicht bei Bewustsein, schlimmer noch, er lag im Sterben als Mithval die Vereinigung vollzog.
»Mithval!« , dachte Gilfea glücklich.
»Gilfea!« , dachte sein Drache zurück und blickte von seiner Zinne zu Gilfea hinab.
In der Zwischenzeit war das rote Leuchten um Xu und den Drachen so hell geworden, dass es alles überstrahlte. Innerhalb des Leuchten vollzog sich die Vereinigung. Es dauerte nur wenige Momente, dann explodierte das Leuchten in einem Glitzern und zurück blieb eine überglückliche Xu, die einen leuchtend silberblauen Meeresdrachen in ihren Armen hielt. Es war genau so gekommen, wie Xu es sich gewünscht hatte.
Noch während Xu und ihr Drache das Feld verließen, um sich in einer seperaten Halle näher kennen lernen zu können, wurde Mithrandor von einem Drachen ausgewählt. Schlag auf Schlag fanden Drachen und Reiter zueinander. Mithrandor Partner war, eine grüne Grasdrachendame, was den Elben überraschte. Er hatte sich einen Grasdrachen gewünscht, aber als er Filonda sah, war er sprachlos. Sprachlos vor der Weisheit der Drachen, ihm ein derartiges Geschenk zu machen.
Von den achte Schülern hatten alle bis auf einen einen Partner gefunden. Alle, bis auf Franciscus. Der ehemalige Klosterschüler war verwundert, sogar ein wenig traurig. Sollte er etwa nicht würdig sein, die Seele eines Drachen zu werden? Aber es waren doch acht Eier und aus allen Eiern war ein Drachenbaby geschlüpft. Hilflos und verunsichert schaute sich Franciscus im inzwischen leeren Hof um. Da stand er. Es war ein Drachenbaby. Kleiner als die anderen hockte er neben seinem Ei und musterte Franciscus lange und ausgiebig.
»Und?«
Franciscus wirbelte herum. Wer hatte da gesprochen?
»Hier bin ich.«
Franciscus schaute nach links, nach rechts, niemand war da, außer den muksmäuschenstillen Zuschauern auf der Tribüne und dem kleinen Drachenbaby ein paar Meter vor ihm...
»Du?«, fragte Franciscus und eilte dem Drachen entgegen.
»Ja, ich.« , der Drache verzog keine Mine, ernst und nachdenklich schaute er Franciscus an, »Bist du dir sicher? Ganz sicher, dass du es tuen willst?«
»Du kennst die Antwort. Du bist ein Drache. Du wärst nicht geschlüpft, wenn du es nicht wissen würdest.«
»Ah, ich verstehe. Ist unsere PR wirklich so gut? Franciscus, auch wir Drachen können uns irren. Wenn du meinst, dass du es nicht kannst...«
»Aber du würdest sterben...«
»Und wenn schon... Es wird andere Eier geben.«
»Warum fragst du mich das alles? Bei den anderen
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