Drachenblut 1 - Kreuzungen | textBLOXX
Tag...«
Der wurde es dann auch. Es dauerte zwei Stunden, bis alle Paare soweit waren, dass der Reiter sicher und schnell auf seinen Drachen kam.
»Ihr müsst immer daran denken, dass ihr in eine Gefahrensituation kommt. Bei einem Orktrup mit Jagdlanzen ist eure wichtigste Strategie die Flucht. Dann könnt ihr es euch nicht leisten, erst noch zwei Stunden mit eurem Drachen zu diskutieren, wie ihr auf ihn rauf kommt. Die Drachen wissen, wie man fliegt. Sobald ihr in der Luft seid, wird er sich um alles kümmern. Aber dafür müsst ihr erst in die Luft kommen.«
Alle übten bis zum abwinken. Jeder Reiter verstand die Wichtigkeit, dieses und andere Manöver im Schlaf beherrschen zu müssen. Und obwohl die Drachen alle ziemlich alberne Quatschköpfe waren, halfen sie ihren Seelen geduldig bei den Übungen. Währenddessen ging der Fluglehrer von Paar zu Paar und gab Anweisungen. Mit der Zeit wurden die Anweisungen zu kleineren Erklärungen, schließlich gab er nur noch kurze Tipps und Kniffe. Etwa, wie der Drache mit einer Flügelbewegung dem Reiter Schwung geben konnte, damit dieser quasi in seinen Sattel springen konnte, oder, wie man das Gurtzeug als Kletterhilfe benutzen konnte. Jeder Tipp war anders, da sich die Drachen in ihrer Physignomie teilweise deutlich voneinander unterschieden. Graßdrachen waren eher schlank, länglich und sehr gelenkig. Mit ihrem Flügel konnten sie ihre Reiter wie mit einem Fahrstuhl hochfahren. Bronzedrachen waren dagegen eher stämmig und gedrungen gebaut. Die Reiter mussten wirklich klettern, was allerdings leichter als bei einem Grasdrachen ging, da die Schuppen der Bronzedrachen grob und hart, während die Schuppen der Grasdrachen fast wie eine glatte Haut waren. Mithval fiel in keine bekannte Kategorie. In erster Linie war er riesig. Trotzdem fiel sein Erscheinungsbild eher in die schlanke Richtung, wie bei den Grasdrachen. Nur eben sehr viel größer. Und trotzdem besaß Mithval eine beneidenswerte Agilität. Wenn er für sich alleine durch die Luft flog, war jeder verwundert, mit welcher Körperbeherrschung und Präzision er mit dem kleinsten Hauch Thermik spielen konnte.
»Nun, es ist zwar spät geworden.«, rief der Fluglehrer, als er endlich zufrieden war, »Aber ich denke ihr habt alle eine Belohnung verdient. Auf Drachen, fliegt!«
Es war ein Scherz und es war kein Scherz. Der Scherz bestand darin, dass es sich um ein Ritual dieser ersten Flugstunde handelte. Die Drachen konnten fliegen. Ob eine Reiter auf ihnen saß oder nicht, war bei ihrer Stärke wirklich egal. Es bestand auch keine Gefahr, dass ein Reiter abstürzen konnte. Ein Drache wusste dies instinktiv zu verhindern. Wie von einem Drachen nicht anders zu erwarten, freuten sie sich alle diebsich darauf, ihren Reitern einen gehörigen Schreck einzujagen.
Denn die Drachen hoben wirklick ab. Sie holten mit ihren Flügel aus und erhoben sich in die Luft.
Anderseits war es auch kein Scherz. Es war ein Test in Vertrauen. Wie reagiert der Reiter? Natürlich waren Drache und Reiter ein Wesen, natürlich liebten sie sich auf ihre besondere, nicht körperliche Art und natürlich vertrauten sie sich einander. Nur... Drachenreiter sind keine Vögel. Die Lüfte sind nicht ihr Element. Man kann seinem Partner noch so sehr rational vertrauen, gegen seinen Bauch und sein Unterbewustsein, ist man machtlos.
Von den 6 Reitern fingen genau zwei an, panisch zu kreischen, zwei sahen immerhin nicht verängstigt aus und die übrigen zwei, schienen mächtig Spaß zu haben. Wie nicht anders zu erwarten, war Gilfea einer von ihnen.
»Wow! Das ist fantastisch!« , rief Gilfea Mithval zu.
Der Drache hatte sich mit gerade einmal drei kräftigen Flügelschlägen in die Luft erhoben und kreiste nun ruhig über dem Flugfeld. Die Monate der Vorbereitung und des Lernens zahlten sich aus. Während Gilfea, wie dir anderen Drachenreiterschüler, die Schulbank gedrückt hatten und sich allerlei Wissen vollstopfen ließen, wurden die Jungdrachen von mehreren erfahrenen Altdrachen in den Künsten des Drachenflugs unterrichtet. Man lehrte ihnen, wie man leichtfüßig ohne Anlauf startete, wie man mit minimalen Flügelbewegungen ruhig in der Luft kreisen konnte. Man zeigte ihnen, wie man Thermik erkannte und ausnutzte, wie man blitzschnell herabstürzte, um dicht über den Boden ein Ziel jagen zu können. Die Drachen lernten alles, was es zum konventionellen Flug zu lernen gab, denn ihre Lehrer waren die besten. Drachen, wie Lindor, Toldin und
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