Drachenblut
Manieren, nicht, Mâtal. Du willst deine Königin doch nicht etwa verprellen, oder?«, schnurrte sie scheinheilig.
Mâtal maà sie mit einem ernsten, durchbohrenden Blick. »Deine Loyalität gilt dem Weyr, Weyrherrin Tullea. Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine.«
»Sowie meine Königin sich gepaart hat, werde ich meine Pflichten erfüllen«, versetzte Tullea arrogant. »Bis dahin musst du dich an die da wenden, falls du Auskünfte willst!« Mit einem herablassenden Nicken deutete sie auf Lorana.
»Tullea!«, zischte Bânik in flehentlichem Ton. Tullea blickte auf ihn hinab und schüttelte bloà den Kopf.
»Wenn ich erst hier das Kommando übernehme, wird es auch beim Küchenpersonal ein paar Veränderungen geben«, verkündete sie mit lauter Stimme, ehe sie sich wieder hinsetzte. »Ich bin müde, Bânik â geh und hol uns was zu essen.«
Der Bronzereiter blickte abwechselnd Mâtal und Lorana an, seufzte resigniert, stand auf und trottete zur Essensausgabe.
Kâtan trat in die Kaverne, entdeckte Mâtal und näherte sich mit langen Schritten dem Weyrführer.
»Weyrführer Mâtal«, grüÃte Kâtan höflich und neigte andeutungsweise den Kopf.
»Wie schlimm ist es?«, fragte Mâtal. Er hatte eine Vorstellung davon, wie die Kämpfe verlaufen waren, und er hatte die vielen verletzten Drachen und Reiter gesehen, die auf dem Grund des Weyrkessels lagerten.
Als Mâtal von einem Verwundeten zum nächsten schritt, hatte er gar nicht erst versucht, seine Tränen zurückzuhalten. Er sprach mit den Leuten, tröstete, munterte sie auf, zeigte ihnen, dass er Anteil nahm und ihre Schmerzen mit ihnen teilte. Er fühlte sich verantwortlich für jedes einzelne Opfer. Doch was ihn am meisten bedrückte und quälte war der Umstand, dass er den Einsatz der kranken Drachen erlaubt hatte. Ihm war klar, dass diese Tiere nur mit halber Kraft kämpften, und aus diesem Grund waren ihre Verluste so hoch ausgefallen.
»Von fünfundvierzig Drachen wissen wir, dass sie ins Dazwischen gegangen sind«, teilte Kâtan ihm mit. »Dreiundzwanzig sind schwer verwundet, und es wird mindestens einen Monat dauern, bis sie wieder fliegen können. SiebenunddreiÃig Drachen haben leichtere Verletzungen davongetragen und müssten innerhalb der nächsten Siebenspanne wieder einsatzfähig sein.«
Mâtal sackte in sich zusammen, als hätte ihn jemand geschlagen. Schon beim ersten Fädenfall war die Kampfstärke des Weyrs um ein Drittel geschwächt worden. Wâren, der hinter ihm stand, stieà einen unterdrückten Fluch aus.
Ich muss nachdenken, sagte sich Mâtal. Er lieà seinen Blick durch die Kaverne wandern und entdeckte Kindan und Lorana.
»Wir wollen uns zu ihnen setzen«, meinte er und steuerte auf den Tisch zu, während er seinen Gefährten bedeutete, ihm zu folgen.
Kindan sah sie zuerst. Er bemerkte Mâtals grimmige Miene, dann bot er den Männern an, Platz zu nehmen. Lorana, die immer noch heiÃhungrig die Suppe in sich hineinlöffelte, hob den Kopf und grüÃte. Verlegen hörte sie auf zu essen und wollte warten, bis den anderen eine Mahlzeit serviert wurde.
»Nein, nein, iss ruhig weiter, Lorana«, forderte Mâtal sie auf. »Die Suppe soll doch nicht kalt werden.«
»Ich sorge dafür, dass ihr etwas zu essen bekommt«, erbot sich Kindan und stand auf.
»Ein durch und durch anständiger junger Mann«, kommentierte Wâren, als sie sahen, wie Kindan sich zu einer Serviererin begab und ein paar Worte mit ihr wechselte.
»Ich wundere mich, dass er nie einen Drachen für sich gewinnen konnte«, sinnierte Kâtan.
»Vielleicht ist das ganz gut so«, bemerkte Mâtal. Der Kummer in seiner Stimme war unverkennbar. »Ihm bleibt manches erspart.«
»Komm schon, Mâtal, keine Schwarzseherei!«, protestierte Wâren. »Gewiss, wir mussten Verluste hinnehmen, aber aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass beim ersten Fädenfall jeder Weyr dezimiert wird.«
»Aber nicht um ein Drittel!«, hielt Mâtal entgegen. Er klang verbittert. Mit einer Handbewegung deutete nach drauÃen auf den Kraterkessel. »Hast du die Opfer nicht gesehen? Die verwundeten Drachen und Reiter liegen über die gesamte Mulde verstreut.«
»Jetzt nicht mehr«, beruhigte
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