Drachenblut
Kraterkessel, der nach dem Tod seines Reiters ins Dazwischen eintauchte.
Nur verschwommen bekam Lorana mit, wie Mâtal und der Rest des
Geschwaders heimkehrten. Als Mâtal fragte: »Wo steckt Tullea?«, konnte Lorana nur mit einem Kopfschütteln antworten, weil ihr die Kraft zum Sprechen fehlte. Wie mechanisch versorgte sie weiterhin den Verletzten, um den sie sich gerade kümmerte. Erst viel später vergegenwärtigte sich Lorana, dass es Tulleas Pflicht gewesen wäre, den Verwundeten zu helfen.
Jählings spürte Lorana, wie Kâtan sie am Oberarm packte. »Wasch dir die Hände«, befahl er ihr. Sie sah, dass ihre Hände mit dem Blut des letzten Reiters bedeckt waren, den sie behandelt hatte. »Ein Mensch darf niemals mit dem Blut eines anderen Menschen in Kontakt kommen!«, hatte der Weyrheiler ihr eingeschärft.
Automatisch hob Lorana die Hände an ihr Gesicht, doch sie besann sich gerade noch rechtzeitig und lieà die Arme wieder sinken. »Es tut mir Leid«, erklärte sie. »Als ich von Jolinth zu Lisalth ging, habe ich mir die Hände nicht gewaschen.«
Kâtan schüttelte den Kopf und tätschelte begütigend ihre Schulter. »Die Flüssigkeit, die in den Adern eines Drachen flieÃt, ist nicht gefährlich«, klärte er sie auf. »Das menschliche Blut verursacht Probleme. Menschen haben unterschiedliches Blut, und wenn man jemanden mit dem Blut eines anderen in Berührung bringt, kann das ein Fieber auslösen.«
»Ich werdâs mir merken«, versprach Loana und wusch sich die Hände gründlich in einem Eimer mit Wasser, den ein Weyrling auf Kâtans Wink hin herangeschleppt hatte.
Eine Weile später stand Lorana auf, nachdem sie die Schwingenspitze eines Drachen bandagiert hatte; plötzlich taumelte sie, und rings um sie her begann sich die Welt zu drehen. Jemand fing sie auf, stützte sie, und dann schaute sie in ein ernstes Gesicht.
Es war Kindan. »Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?«, fragte er.
Lorana versuchte sich zu erinnern, aber vergeblich. Ihr war flau vor Schwäche, und matt schüttelte sie den Kopf. »Tut mit Leid, aber ich weià es wirklich nicht.«
»Komm mit!«, befahl Kindan. Als Lorana sich sträuben wollte, fügte er hinzu: »Kâtan ist zurück. Jetzt nimmt er die Dinge in die Hand.«
»Du musst etwas essen, andernfalls kippst du uns um!«, rief Kâtan ihnen zu und hob den Blick von einem Drachenreiter, den er gerade verarztete.
»Und dir schicken wir eine kleine Stärkung rüber!«, versprach Kindan, während er Lorana bereits zu den Kavernen bugsierte.
»Ich muss so schnell wie möglich zurück!«, betonte Lorana.
»Nein!«, widersprach Kindan energisch. »Du musst dich ausruhen. Du hast genug getan â mehr als genug, würde ich sagen!«
»Aber ⦠aber ich muss bei Aliarth einen Knochenbruch richten«, protestierte sie.
»Kâtan wird sich darum kümmern«, versetzte Kindan. »Falls er zu beschäftigt ist, wird die Arbeit halt aufgeschoben, bis du dich erholt hast. Und wann du so weit bist, dich wieder in die Pflichten zu stürzen, entscheide ich , Lorana. Keine Widerrede!« Er schüttelte den Kopf. »Du warst zehn Stunden lang ununterbrochen im Einsatz!«
»Du aber auch!«, konterte sie.
Kindan schwieg vor Verblüffung. »Ja, sicher, du hast Recht«, gab er zu. »Kein Wunder, dass ich mich vor Hunger ganz schwach fühle. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten.«
Kaum hatten sie an einem Tisch Platz genommen, da servierte man ihnen auch schon Schalen mit einer nahrhaften, dampfend heiÃen Suppe und Becher mit angewärmtem Wein. Dazu gab es frisch gebackenes, knuspriges Brot mit Butter.
»Ihr könnt jederzeit einen Nachschlag haben«, erklärte die Bedienung mit breitem Lächeln. Kindan erkannte Tilara und lächelte zurück.
»Sei bedankt, Tilara«, entgegnete er artig und dann forderte er Lorana resolut zum Essen auf.
»Bitte schön«, erwiderte Tilara. Dann wandte sie sich an Lorana. »Ich habe zugesehen, wie du Jolinths verletzte Schwinge genäht hast.« Sie nickte anerkennend. »Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber es sieht ganz danach aus, als könnte er wieder fliegen.«
Kindan fiel ein, dass Tilara ein Auge auf Kâlar geworfen hatte, Jolinths Reiter.
»Wo steckt
Weitere Kostenlose Bücher