Drachenblut
Dreiundachtzig haben leichtere Verletzungen davongetragen, sodass man nach etwa drei Monaten wieder mit ihnen rechnen kann«, wiederholte Vâgin.
»Und siebzig Drachen haben wir verloren«, ergänzte Dâgan, dessen Zorn in dem Wutausbruch verpufft war. Dieser Fädenfall war äuÃerst schwierig zu bekämpfen. Die Organisation der Geschwader war perfekt, doch die Luftströmungen über dem alten Igen Weyr galten seit jeher als tückisch, und in den Auf- und Abwinden trudelten die ineinander verknäuelten Fäden in unvorhersehbare Richtungen. Als der Weyr dann die ersten Verluste hinnehmen musste, hatte sich die von Dâgan brillant arrangierte Phalanx aufgelöst, und danach klappte nichts mehr.
Sein erster Einsatz gegen die Fäden hätte für Dâgan ein Triumph werden sollen; jeder, der trotz seiner Erfolge bei den Wettkämpfen und seiner unermüdlichen Arbeit mit den Geschwadern immer noch daran zweifelte, dass er, Dâgan vom Igen Weyr, der richtige Anführer des Telgar Weyr war, sollte eines Besseren belehrt werden.
Dâgan erinnerte sich an den traurigen Tag, als Morene starb und die letzte Drachenkönigin von Igen ins Dazwischen ging. Er entsann sich noch gut, dass Vâlon praktisch über Nacht ein alter Mann wurde, in dessen Gesicht sich tiefe Gramesfalten eingekerbt hatten. Damals weigerten sich Telgar, Benden, Ista und Fort, Igen mit einer neuen Königin zu versorgen. Zum Schluss schlug Dâgan vor, Igen mit Telgar zu vereinigen, und zähneknirschend dachte er daran, wie herablassend man auf seine Bitte reagiert hatte.
An jenem Tag, vor über zwanzig Planetenumläufen, hatte sich Dâgan geschworen, er würde es allen zeigen, er würde es den Zweiflern beweisen, dass er und seine Reiter die Besten waren. Er hatte sich fest vorgenommen, eines Tages Telgars Weyrführer zu werden, die Drachenkönigin von Telgar zu befliegen und dem Rest von Pern die Stirn zu bieten.
Und er hatte es geschafft. Durch unermüdlichen Fleià und Aufopferung, weder sich noch seine Reiter schonend. Doch zu irgendeinem Zeitpunkt, den er nicht näher definieren konnte â vielleicht nach dem ersten Paarungsflug oder sogar schon früher â hatte Dâgan gemerkt, dass seine Zielsetzung sich änderte. Er war nicht länger ein entwurzelter Reiter, der in einem anderen Weyr ein neues Zuhause gefunden hatte, nein, er war ein Reiter von Telgar und der Weyrführer. Und in dieser Eigenschaft beabsichtigte er, den anderen Weyrführern â Mâtal, Cârion, diesem jungen Schnösel, Kâlior und allen Ãbrigen â vorzuleben, wie ein echter Weyrführer zu sein hatte.
Es war sein Weyr gewesen, der bei sämtlichen Wettkämpfen geglänzt hatte. Sein Weyr besaà die meisten Drachen, sein Weyr hatte die meisten Königinnen, und sein Weyr trug die Verantwortung für den gröÃten Zuständigkeitsbereich.
Und nun passierte so etwas! Er wandte sich an Vâgin. »Wie viele Drachen können beim nächsten Fädenfall eingesetzt werden?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte.
»Zu den bereits erkrankten Drachen sind fünfzehn weitere hinzugekommen, die Fieber haben â¦Â«
»Sie werden beim nächsten Einsatz dabei sein!«, winkte Dâgan ab.
Vâgin zog eine Grimasse. »Noch wissen wir nicht, inwieweit die Krankheit zu diesen exorbitanten Verlusten beigetragen hat, Dâgan.«
»Ganz recht«, betonte Dâgan. »Wir wissen es nicht. Deshalb werden sie kämpfen. âºDrachenreiter müssen fliegen, um die Fäden zu besiegen.â¹
Nun, Heiler, wie viele Drachen werden im Geschwader sein, wenn wir in sechs Tagen den nächsten Fädenfall über Telgar zu erwarten haben?«
Vâgin seufzte. »EinschlieÃlich der fünfzehn Drachen, die an Fieber leiden â¦Â«
»Sowie aller anderen, die bis dahin krank werden sollten«, ergänzte Dâgan mit Nachdruck.
Vâgin zuckte die Achseln. »Insgesamt haben wir dann dreihundertachtunddreiÃig kampfbereite Drachen und zwei Königinnen.«
»Die Königinnen bleiben am Boden«, bestimmte Dâgan. »Ein Königinnengeschwader sollte aus mindestens drei Tieren bestehen.« Insgeheim fuchste es ihn, dass Garoth dem Weyr nicht noch eine Drachenkönigin geschenkt hatte. Nun ja, vielleicht klappte es ja beim nächsten Paarungsflug,
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