Drachenblut
wollte. Stattdessen widmete sie sich wieder dem Diagramm. Sie stand schon im Begriff, Tieran sich selbst zu überlassen und aus dem Zimmer zu gehen, als ihr plötzlich ein Gedanke kam.
»WeiÃt du was«, sinnierte sie, »ich glaube, du gehst von einer falschen Prämisse aus. Du solltest deine Perspektive ändern.«
»Ich bin für jede Unterstützung dankbar«, erwiderte Tieran aufrichtig.
»Es kommt nicht so sehr darauf an, den Krankheitserreger zu finden, sondern festzustellen, was die eigentliche Todesursache ist. Woran genau sterben die betroffenen Tiere, muss man sich fragen.«
»Bei der Erkrankung scheint es sich um eine Infektion der oberen Atemwege zu handeln, die zu ernsthaften Komplikationen führt.«
Emorra nickte zustimmend. »Und was braucht man, um eine Infektion der Atemwege zu überstehen?«
»Antibiotika, unter Umständen in sehr hohen Dosen«, erwiderte er.
»Das ist eine vorläufige Lösung. Sie merzt nicht das eigentliche Problem aus.«
»Nun ja â¦Â« Tieran schürzte nachdenklich die Lippen. »Eine nachhaltige Lösung wäre, wenn das Immunsystem Antikörper bildet.« Er furchte die Stirn. »Offenbar hat das Immunsystem der Drachen und der Feuerechsen die Infektion nicht früh genug erkannt und wurde dann vom Ansturm der Keime überwältigt.«
»Also müssen wir ein Mittel finden, das das Immunsystem in die Lage versetzt, mit den Erregern rechtzeitig fertig zu werden«, folgerte Emorra.
»Was schlägst du vor?«, seufzte Tieran.
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»Das Meer gibt, und das Meer nimmt«, dachte Windblüte versonnen. Sie sammelte ihre Siebensachen vom Strand ein, und nachdem sie jedes einzelne Teil sorgfältig geprüft hatte, steckte sie es in ihren Packsack.
Weit drauÃen auf dem Ozean sah sie soeben noch die Rückenflossen einer Gruppe von Delfinen, die sich rasch aufs offene Meer zu entfernten. In Gedanken strich sie jedes Objekt, das sie benötigt und nun erhalten hatte, von ihrer Liste. Ein paar der Geräte, die während der stürmischen Ãberfahrt verloren gingen, waren wieder in ihren Besitz gelangt.
Festen Schrittes machte sie sich auf den Rückweg zur Burg.
Als Mâhall kam, um sie abzuholen, bestand er darauf, ihr beim Verstauen des Packsacks zu helfen. Als sie schlieÃlich sicher auf Brianths Rücken saÃ, hob Mâhall zuerst den Packsack hoch und reichte ihn Windblüte, ehe er selbst aufsaÃ.
»Mir fällt auf, dass dein Packsack ziemlich schwer ist«, bemerkte er, als er sich auf Brianths Nacken bequem zurechtrückte. »Die Eridani machen alles gern in dreifacher Ausführung, nicht wahr?«
Windblüte lachte in sich hinein. »Allerdings, das tun sie.«
»Ich glaube, Admiral Benden hätte ihre Besessenheit mit Sicherheitssystemen und Redundanz gebilligt.«
»Wenn der Admiral in alles eingeweiht gewesen wäre, hätte er die Methoden der Eridani bestimmt gut geheiÃen«, bestätigte Windblüte.
Auf Mâhalls Kommando hin sprang Brianth in die Luft, und mit kräftigen Schwingenschlägen schraubte er sich hoch in den Himmel hinein, ehe er ins Dazwischen eintauchte.
Nachdem sie über dem College in den Normalraum eingetreten waren, lieà Mâhall Brianth in langgezogenen Kreisen den Landeplatz ansteuern.
»Hast du von deinem Urlaub profitiert?«, erkundigte sich Mâhall höflich.
»Ich fand Antworten auf ein paar Fragen«, erwiderte Windblüte. »Aber irgendwann muss ich diesen Ort noch einmal aufsuchen.«
Verdutzt hob Mâhall die Brauen. »Um noch mehr Schätze zu bergen?«
»Nein«, korrigierte Windblüte. »Um etwas zurückzubringen.«
Emorra und Tieran begrüÃten die Heimkehrer.
»Hallo, Mutter«, rief Emorra. »Hattest du einen angenehmen Urlaub?«
»Ja, Danke.« Innerlich wand sich Windblüte, weil sie diesen kühlen, formellen Ton anschlug. Emorra blickte angestrengt drein. Beschwichtigend fügte Windblüte hinzu: »Allerdings habe ich dich vermisst.«
»Während deiner Abwesenheit waren wir nicht untätig«, bemerkte Tieran. Emorra funkelte ihn wütend an.
»Ich freue mich darauf, von eurer wissenschaftlichen Ausbeute zu hören«, gab Windblüte zurück.
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»Was sind das für eigentümliche Dinge?«, fragte Tieran verwundert, als Windblüte am nächsten Tag mit ihm und
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