Drachenblut
aus dem Fieberjahr, und einige der ältesten hatten gemeinsam mit ihr die Ãberfahrt erlebt.
Bald hatte Malon den Grund für Windblütes Aufenthalt in der Burg Tillek herausgefunden.
»Ich glaube nicht, dass sie hier auftauchen werden«, meinte er, nachdem sie an ihrem dritten Abend in Tillek in die Burg zurückkehrte. Er klang wehmütig. »In wärmeren Gewässern habe ich sie gesehen, aber ich denke, das Wasser hier ist für sie zu kalt.«
Windblüte lächelte ihn an. »Könntest du mir ein paar Fische geben ⦠oder Fischreste?«
Malon nickte ihr bewundernd zu. »Du gibst wohl nie auf, oder?«
»Wer so alt ist wie ich, hat gelernt, sich in Geduld zu üben.«
»In einem Boot hättest du vielleicht mehr Erfolg«, schlug Malon nach kurzem Nachdenken vor.
»Vom Segeln verstehe ich nichts«, bekannte Windblüte.
»Ich werde dir einen Begleiter mitgeben, der das Boot steuert.«
Windblüte schüttelte den Kopf. »Hab vielen Dank, Malon, aber das wäre⦠unklug.«
»Anscheinend hütest du ein Geheimnis, das du mit niemandem teilen willst.«
Windblüte spitzte die Lippen. »Richtig getippt, Malon. Aber ich musste vor langer Zeit schwören, niemand in dieses Geheimnis einzuweihen. Ich bin gebunden durch einen heiligen Eid.«
Malon nickte bedächtig, ohne dass er sich vor den Kopf gestoÃen fühlte. »Ist gut. Aber wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann, lass es mich bitte wissen.«
»Bekomme ich die Fische?«, erinnerte Windblüte ihn.
»Selbstverständlich!«
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Das gespenstische Glühen der Leuchtkörbe in einem Klassenzimmer erregte Emorras Aufmerksamkeit, als sie einmal spätnachts noch in die Küche ging. Vor dem Raum blieb sie stehen. Sie hörte Geräusche. Vorsichtig öffnete sie die Tür einen Spaltbreit und spähte hindurch.
Drinnen stand Tieran an der Tafel, die voll gekritzelt war mit verschiedenen Blockdiagrammen und chemischen Formeln. Er war gerade dabei, eine dieser Formeln zu vervollständigen. »Was tust du da?«, fragte sie.
»Und was machst du ?«, konterte er.
Sie hob das Tablett, das sie trug, ein Stück an. »Ich bringe Geschirr in die Küche.«
»Und ich arbeite.«
Sie trat ins Zimmer und setzte das Tablett auf einem der Schülerpulte ab. Dann stellte sie sich neben Tieran vor die Tafel.
»Ist das eine diagnostische Karte?«
Tieran nickte.
»Zu welchem Zweck hast du sie erstellt?«
»Ich versuche herauszufinden, wodurch die Feuerechsen krank wurden.«
Sie studierte die Aufzeichnungen. »Wie ich sehe, berücksichtigst du Bakterien und Viren als Krankheitserreger. Aber warum unterteilst du sie in Terranische und Perneser Keime? Und wieso glaubst du, dass die Krankheit nicht ernährungsbedingt ist?«
»Wenn eine Krankheit aufgrund einer Mangelernährung auftritt, benötigt man kein Medikament, um sie auszumerzen. Die Symptome verschwinden von selbst, sowie dem Patienten die fehlenden Stoffe zugeführt werden.«
»Aber nur, wenn man herausfindet, welcher Stoff nicht in ausreichendem Maà vorhanden ist«, hielt sie entgegen. »Zum Beispiel führt ein Mangel an Vitamin C nachweislich zu Skorbut.« Sie kniff die Augen zusammen, während sie eine weitere Verästelung des Diagramms prüfte. »Was hat die Anmerkung über ein Mikroskop zu bedeuten?«
»Wenn ein Bakterium die Krankheit bewirkt, kann man es unter einem Mikroskop sehen«, erklärte Tieran. »Vermag man nichts zu erkennen, muss es sich um ein Virus handeln.«
»Du ignorierst die Tatsache, dass Sekundärinfektionen sowohl von Bakterien als auch von Viren verursacht werden können«, belehrte sie ihn.
»Sicher, aber ich musste gewisse Dinge vereinfachen, um überhaupt zum Ansatz einer Lösung zu gelangen«, verteidigte er sich.
Emorra zog die Mundwinkel nach oben. »Wenn es leicht wäre«, begann sie, und Tieran fiel grinsend ein: »Dann könnte ja jeder drauf kommen.«
Sie lächelten sich an. Dann schüttelte Emorra den Kopf. »Ich weià nicht, warum du dir überhaupt noch solche Mühe gibst. Sogar meine Mutter hat offensichtlich aufgegeben.«
Tieran hob die Brauen.
»Nun, sie ist in Urlaub gefahren«, erklärte Emorra.
»Tatsächlich?«
Emorra winkte ab, zum Zeichen, dass sie sich nicht näher mit diesem Thema beschäftigen
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