Drachenblut
hatte die schwieligen Pranken eines Matrosen und den wiegenden Gang eines Fahrensmannes, der mitunter mehrere Monate an einem Stück keinen festen Boden unter den FüÃen spürt.
»Malon von Tillek, ich fühle mich geehrt, euch zu Diensten zu sein!« Zuerst gab er Windblüte die Hand, dann begrüÃte er Mâhall. »Euer Feuerdrachen-Bote kündigte euren Besuch an, aber ich war mir nicht sicher, ob ihr bei diesem Nebel kommen würdet.«
Lâcan hatte Mâhall erzählt, dass Malon die Festung Tillek leitete. Er war ungefähr gleich groà wie Mâhall, von kräftiger Statur, hatte braune Haare und sanft blickende braune Augen.
»Ich freue mich, dich endlich kennen zu lernen«, erwiderte Mâhall.
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.« Malon deutete auf die GroÃe Halle. »Auf dem Herd brutzelt ein köstliches Fischgericht, und für Windblüte haben wir ein gemütliches, warmes Quartier eingerichtet.« Mit unverhohlener Neugier blickte er auf die zierliche alte Dame hinab. »Obwohl ich mich offen gestanden wundere, warum du unsere rauen Küsten den wärmeren Gefilden von Süd Boll den Vorzug gibst â¦Â«
»Habt ihr für mich einen geeigneten Platz am Strand ausgesucht?«, fragte Windblüte. »Wo ich unbeobachtet bin?«
Malon nickte, offenkundig perplex. »Ja, das haben wir. Obendrein haben wir für einen Unterstand gesorgt, der dich vor den gröÃten Unbilden des Wetters schützt.«
»Ich hatte noch um ein paar andere Dinge gebeten â habt ihr sie für mich besorgt?«, fuhr Windblüte fort.
»Wir haben uns gern nützlich gemacht«, entgegnete Malon. Als er lächelte, blitzten seine tadellosen weiÃen Zähne in dem dunklen Bart. »Aber ich gestehe, dass eine Menge Leute sich den Kopf darüber zerbricht, was du mit diesen Sachen vorhast.«
»Ach, es handelt sich nur um die Marotten einer schrulligen alten Frau«, wiegelte Windblüte ab. Mit dem Zeigefinger stach sie auf den Weyrführer von Benden ein. »Mâhall meint, ich müsste mich eine Weile ausruhen.« Sie deutete auf die wallenden Nebelschwaden. »Ich denke, hier finde ich genau die Ruhe, die ich brauche.«
»Wir stehen dir jederzeit mit Rat und Tat zur Verfügung, Windblüte«, versicherte ihr der Burgherr von Tillek. »Obwohl ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wozu du eine Glocke, ein aufgerolltes Tau und ein paar Planken benötigst.«
»Ich plane ein wissenschaftliches Experiment«, erläuterte Windblüte. Mâhall warf ihr einen durchdringenden Blick zu, doch den ignorierte sie geflissentlich. »Ich möchte herausfinden, wie schnell sich der Schall über eine nebelverhangene Wasserfläche fortpflanzt.«
Ein lautes Geschepper und Klirren hinter ihnen veranlasste Windblüte, sich umzudrehen. Eifrig näherte sich ihnen ein Wachwher, doch er stieà ein gequältes Fauchen aus, als ihn eine massive, an seinem Halsband befestigte Kette zurückriss.
»Was ist das?«, fragte Windblüte mit trügerisch sanfter Stimme.
»Eines deiner Geschöpfe, will ich meinen«, antwortete Malon und winkte dem Wachwher liebevoll zu.
Windblüte drückte die Schultern durch, blickte zu dem Burgherrn von Tillek auf und fragte mit drohendem Unterton: »Wieso ist er angekettet?«
»Ach, Tilsk hatte nichts als Unfug im Kopf«, erwiderte Malon lässig. »Die Kette hält diese Kreatur davon ab, sich in Schwierigkeiten zu bringen.«
»Wachwhere sind entweder männlich oder weiblich, nicht einfach geschlechts- und charakterlose Kreaturen ! Dieses Tier hat eine grüne Haut, also ist es ein Weibchen.«
»Entschuldige, wenn ich mich verkehrt ausgedrückt habe. Noch einmal â die Kette hält dieses Weibchen mit Namen Tilsk davon ab, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Es tut mir Leid, wenn es dich stört, dass Tilsk angekettet ist.«
»⺠Stören â¹ ist nicht annähernd der richtige Ausdruck. Es macht mich verzweifelt!« Windblüte holte tief Luft und sah Mâhall an. »Das ist entsetzlich!«
»Die Fädenschauer sind vorbei«, meinte Mâhall. »Die Gefahr ist gebannt. Und du kannst es nicht abstreiten, dass ein frei umherlaufender Wachwher eine Gefahr darstellt.«
»Ein Wachwher muss dressiert werden, wie eine Feuerechse«, beschied ihn
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