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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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schaute verwirrt.
    Mit einem Kopfnicken deutete Kindan auf Loranas Quartier. »Vielleicht solltest du dich um sie kümmern.«
    Â»Natürlich«, erwiderte Kindan hastig. »Du hast vollkommen Recht.« Er marschierte los, und rief nur noch einmal über die Schulter zurück: »Danke für den Wink!«
    Auf halber Strecke durch den Kraterkessel fing B’nik ihn ab.
    Â»Bald kämpft Ista über dem Gebiet von Igen gegen die Fädenschauer«, sagte der Weyrführer. Kindan lächelte und gab ihm ein Zeichen, dass er
verstanden habe. Dann deutete er stumm auf Loranas Weyr. B’nik nickte und winkte ihm zu.
    Kindan traf Lorana in Ariths Behausung, dicht an den Drachen geschmiegt. In der Kaverne herrschte Halbdunkel, denn die untergehende Sonne wurde bereits von den hohen Kraterwänden ausgesperrt. Arith bewegte sich unruhig, als Kindan ihre Heimstatt betrat; Lorana saß mit weit aufgerissenen Augen da, der Blick ging ins Leere. Sie schien erst wieder in die Realität zurückzugelangen, als sie Kindan erkannte.
    Â»Arith ruht gerade«, flüsterte sie. »Sie scheint etwas beschwerdefreier zu atmen.«
    Kindan nickte.
    Â»Ich habe erst vor kurzem gegessen«, fügte Lorana hinzu, als sei die Sorge um ihr Wohlergehen der Grund für Kindans Auftauchen. Mit zynischem Unterton fuhr sie fort: »Mikkala hat nach mir gesehen … Das ist jetzt ungefähr eine Stunde her.«
    Kindan reagierte auf ihre Worte und den Tonfall, indem er eine Grimasse schnitt. Wenn jemand wusste, wie anstrengend eine Todeswache für eine kranken Drachen war, dann Lorana. Sie hatte vielen zutiefst erschütterten Reitern die Hand gehalten, sie getröstet und sie fest an sich gedrückt, wenn sie endgültig zusammenbrachen, weil ihre Tiere für immer im Dazwischen verschwanden.
    Â»Nicht mehr lange, und über dem Igen Weyr regnet es Fäden«, platzte Kindan heraus. »Ista übernimmt den Kampf.«
    Lorana holte tief Luft und blies den Atem ganz langsam wieder aus. Sie legte den Kopf schräg und sah Kindan in die Augen. »Danke, dass du mir das mitgeteilt hast.«
    Â»Soll ich die Leuchtkörbe umdrehen?«, fragte er und deutete auf den nächsten Beleuchtungskörper.
    Â»Ja, ich könnte etwas mehr Licht gebrauchen«, stimmte Lorana zu. Als Kindan sich dieser Aufgabe widmete, folgte sie ihm mit Blicken durch den Raum. Teils, um sich von ihrem Kummer abzulenken, teils, weil er ein so gut aussehender junger Mann war und sie sich über seinen Besuch freute.
    Schließlich kam er zu ihr zurück. »Darf ich noch eine Weile bei dir bleiben?«
    Lorana klopfte mit der Hand auf den Boden neben sich. »Ich hatte gehofft, dass du das fragen würdest«, gab sie zu. »Der Felsen ist hart, wenn man längere Zeit darauf sitzt, aber man gewöhnt sich daran.«

    Kindan nahm neben ihr Platz. Er war sich nicht sicher, ob er sich gegen Arith lehnen sollte, wie Lorana es tat, oder ob es besser wäre, das Mädchen in den Arm zu nehmen und tröstend an sich zu drücken.
    Sie spürte seine Unschlüssigkeit und kehrte ihm ihren Rücken zu. Dann drehte sie den Hals von rechts nach links, um die Verspannungen zu lösen. »Wärst du vielleicht so nett, mich zu massieren?«, fragte sie.
    Kindan unterdrückte ein Lachen und fing an, mit sanften, kreisenden Bewegungen ihre Schultern und den Rücken durchzukneten. Er nahm sich viel Zeit und ging sehr gründlich vor.
    Plötzlich schrie Lorana leise auf, und Arith wurde mit einem Ruck wach. Jählings riss der Drache die Augen auf, die wild zu wirbeln anfingen. Die kleine Königin stieß jämmerliche Klagelaute aus, und Kindan brauchte Lorana nicht ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, dass sie um die sterbenden Drachen weinte.
    Â 
    Am Ende hätte Kindan nicht zu sagen vermocht, wer am meisten litt: Lorana, Arith oder er selbst. Im Verlauf des Abends – die Fädenfront zog vom Igen Weyr nach Südwesten, überquerte die Meerenge von Ista und streifte dann die südliche Spitze der Insel Ista – erschauerte Lorana immer wieder. Arith stieß langgezogene, klagende Schreie aus, die oft in einem jämmerlichen Wimmern endeten. Die Schmerzen und die Seelenpein, die Lorana und ihr Drache durchlitten, setzten Kindan umso mehr zu, weil er selbst nicht fühlen konnte, was da draußen im Kampf passierte, und jeder neue qualvolle Aufschrei traf ihn wie ein

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