Drachenblut
sie nicht auf eine Hochebene?«, schlug Lorana vor. »Dort wäre die Luft frischer â vielleicht würde das die weitere Ausbreitung der Krankheit verhindern.«
»Die kühle Umgebung könnte sich auch abträglich auswirken«, hielt Kâtan entgegen. »Falls die Kälte die Widerstandskraft der Drachen schwächt.«
»Sind Drachen nicht ziemlich immun gegen Kälte?«, wunderte sich Kindan. »SchlieÃlich gehen sie doch immerzu ins Dazwischen .«
»Das kann man nicht vergleichen«, sagte Lorana. »Im Dazwischen befinden sie sich jeweils nur wenige Augenblicke. Die kurze Zeit reicht nicht aus, um den Körper zu unterkühlen.«
»Aber sie fliegen doch auch in groÃer Höhe und bei kalter Witterung«, erwiderte Kâtan. »Die Kälte scheint ihnen auf keinen Fall so zuzusetzen wie uns.«
»Genau«, pflichtete Kindan ihm bei. »Angenommen, man verlegt die kranken Drachen in eine Höhe, wo die Temperaturen sehr niedrig sind â du denkst dabei vermutlich an ein Hochplateau in der Nähe des Weyrs, Lorana â, wie sollen dann die Reiter zurechtkommen? Die Drachen müssen doch versorgt und gepflegt werden.«
In einer Geste der Kapitulation hob Lorana die Hände.
»Wir sollten mit dem Vorschlag zu Bânik gehen«, meinte Kâtan. »Der kann dann entscheiden.«
Bânik hörte sich den Plan aufmerksam an, als sie zur Mittagszeit mit ihm darüber sprachen. Tullea war ebenfalls zugegen.
»Wenn ich das richtig verstehe«, warf der Weyrführer ein, »dann hängt eine wirksame QuarantänemaÃnahme davon ab, dass man weiÃ, auf welchem Wege die Krankheit übertragen wird.«
»Ja, das ist korrekt«, bestätigte Kâtan.
»Aber bis jetzt wissen wir noch nicht, wie sich die Krankheitskeime verbreiten«, fuhr Bânik fort. »Aus diesem Grund wollt ihr auf Nummer Sicher gehen und die drei wahrscheinlichsten Ãbertragungswege ausschlieÃen â richtig?«
»Auf jeden Fall wollen wir die kranken Drachen von den Gesunden absondern«, erwiderte Kâtan.
»Der Haken an der Sache ist nur, dass man es den Drachen nicht ansieht, ob sie sich bereits angesteckt haben oder nicht«, wandte Tullea ein. »Ein Tier, das uns noch völlig gesund vorkommt, könnte den Erreger schon in sich tragen.«
»Du hast Recht, Tullea«, stimmte Lorana zu. »Wir haben keine Möglichkeit festzustellen, ob ein Drache bereits infiziert ist oder noch nicht.«
»Die konsequente Lösung wäre, den gesamten Weyr auf irgendeine Hochebene zu verlagern«, schloss Tullea säuerlich. »Eine tolle Idee.«
»Eine bessere haben wir leider nicht«, warf Kindan mit einem Achselzucken ein.
Tullea zog die Stirn kraus und setzte zu einer schnippischen Entgegnung an, aber Bânik hob die Hand und gebot ihr zu schweigen.
»Was ist mit diese Räumen?«, erkundigte er sich. »Sollte es nicht unser vordringlichstes Anliegen sein, sie zu finden?«
»Ich frage mich, was man sich von diesen Räumen verspricht«, nörgelte Tullea. »Welche groÃartigen Erkenntnisse hofft man dort zu gewinnen?«
»Das wissen wir nicht«, erwiderte Lorana. »Aber in den alten Aufzeichnungen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Räume hier in Benden angelegt wurden.«
»Aber man weià weder, wo sie sind, noch zu welchem Zweck sie gebaut wurden â trotzdem verschwendet ihr kostbare Zeit, um nach ihnen zu forschen?« Mit einer weit ausholenden Geste deutete Tullea auf den Weyrkessel. »Und während ihr sucht, lasst ihr unsere Drachen sterben?«
Tullea setzte eine förmliche Miene auf und wandte sich nun direkt an
Bânik. »Weyrführer, meiner Ansicht nach wird hier eine verstaubte Legende dazu benutzt, um unseren Heiler und den Harfner in völlig sinnloser Weise zu beschäftigen. Ich als Weyrherrin muss dieser Vergeudung von Personal und Arbeitskraft Einhalt gebieten. Mein Vorschlag lautet daher, Lorana allein mit der Suche zu beauftragen.«
»Aber ihr Drache ist krank. Sie muss sich um Arith kümmern«, protestierte Kindan.
»Dann ist sie umso motivierter, die Suche zum Erfolg zu führen.« Tullea presste eine Hand an ihre Stirn, als wolle sie dadurch Schmerzen lindern. »Harfner Kindan, du hast deine Pflichten schon viel zu lange vernachlässigt. Ein gutes Lied würde mir
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