Drachenblut
liegt einzig und allein bei mir!«
»Also gut«, fügte sich Latrel, doch er blickte weiterhin besorgt drein.
Windblüte zuckte zusammen, als er die Nadel in ihre Vene stach. Als ihr Blut in den zerfleischten Körper des Jungen floss, seufzte sie tief und verlor das Bewusstsein.
Â
Es war immer derselbe Traum.
»Wie kannst du sagen, dass der Mehrstimmige Singvogel von Cetus III mein gröÃter Erfolg war?«
Kitti Ping war für ihre Entwicklung dieses Hybriden mit Ehren überhäuft worden, denn der Umstand allein, dass dieses Tier den durch die Nathi-Kriege verursachten ökologischen Super-GAU verhindert hatte, war ihr nicht genug.
»Wann sind wir fertig?«, fuhr Kitt Ping gnadenlos fort, als Windblüte ihre erste Frage ignorierte.
»Niemals«, kam automatisch die lustlose Antwort.
»Und warum ist das so?«
»Weil die Zeit nicht still steht. Auf jeden Tag folgt ein weiterer«, zitierte Windblüte eine weitere Redewendung ihrer Mutter.
Kitti Ping kniff leicht die Augen zusammen. »Und was genau heiÃt das, mein Kind?«
»Das heiÃt, Mutter, dass die Arbeit, die wir heute erledigen, durch die morgigen Ereignisse verändert wird.«
»Und nur wer der Zukunft vorauseilt, findet Befriedigung in seiner Arbeit«, schloss Kitti Ping. Sie seufzte, ein Symbol für ihre Unzufriedenheit mit ihrer Tochter. »Der Vielstimmige Singvogel war ein Nichts verglichen mit dem Blutegelwurm.«
Windblüte setzte eine gleichgültige Miene auf, um ihre Gedanken nicht zu verraten. Jetzt fängt sie schon wieder damit an  ⦠Laut sagte sie: »Ich finde, der Mehrstimmige Singvogel repräsentiert ideal dein Gesamtwerk, Mutter, das darin besteht, eine symbiotische Lösung für ein ökologisches Problem gefunden zu haben.«
Kitti Ping gestattete es sich, freundlicher dreinzublicken â aber nur ein wenig. »Du irrst dich. Der radioaktive Strahlung fressende Blutegelwurm löste in Wahrheit das Problem. Der Mehrstimmige Singvogel war ein geglückter Symbiont, welcher dafür sorgte, dass die auf Cetus III beheimateten und sich durch Pollen vermehrenden Pflanzen nicht ausstarben. Indem er sich von den Blutegelwürmern ernährte, konzentrierte sich die radioaktiv verseuchte Biomasse und lieà sich kontrolliert entsorgen.«
Windblüte nickte pflichtschuldig. Sie erinnerte sich an die Preisverleihungen, bei denen der Mehrstimmige Singvogel von Cetus III als das GröÃte Wunder des Universums gelobt wurde. Er galt als eleganter Ausweg aus den verheerenden Folgen der Nathi-Kriege. Die Nathi, aggressive und skrupellose Aliens, hatten einen nuklearen Horror entfesselt, als sie Cetus III mit radioaktiver Strahlung bombardierten. Ihr Ziel war es, die gesamte Menschheit auszurotten, und wäre Admiral Benden nicht gewesen, hätten sie dies auch erreicht.
Windblüte entsann sich an die herrlichen vielstimmigen Chöre, welche die Nächte musikalisch untermalten und die Ãberlebenden dieses entsetzlichen Krieges wieder zum Lächeln brachten. Die wunderschönen, in allen Regenbogenfarben schillernden Singvögel, die nach dem Genotyp des terranischen Kolibris erzeugt worden waren, flitzten wie die winzigen Bienen, die ebenfalls von diesen genmanipulierten Vögeln beschützt wurden, von einer Pflanze zur anderen, nur innehaltend, um einen Blutegelwurm aufzupicken, der drohte, radioaktive Partikel in bereits dekontaminierte Bereiche weiterzutragen.
Der Traum veränderte sich. »Warum hast du die Wachwhere geschaffen?«
Mutter, dachte Windblüte, du weiÃt genau, warum ich das tat. Es gehörte mit zu dem ursprünglichen Plan.
»Warum hast du die Wachwhere geschaffen, Windblüte?« Es war nicht Kitti Pings Stimme, sondern die eines Mannes.
Windblüte schlug die Augen auf. Neben ihrem Bett saà Ted Tubbermans Sohn, Purman.
Mühsam richtete sie sich auf. Sie befand sich in ihrem Zimmer. Purman blickte sie gespannt an.
»Wie geht es deinem Sohn?«, fragte sie.
Purmans Augen leuchteten auf. »Er erholt sich langsam. Latrel musste ihn mit einer hohen Dosis Fellis-Saft betäuben, damit er nicht zu sprechen
anfing und die Nähte in der Wange platzten. Die Brust- und Armverletzungen verheilen gut.«
Windblüte hob eine Augenbraue.
»Du warst fast zwei Tage lang bewusstlos«, klärte Purman sie auf. »Um Blut zu spenden, bist du wirklich zu alt.«
»Was ist
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