Drachenblut
wenn wir ebenfalls den Weyr nutzen wollten.« Er blies die Backen auf und fügte aufgebracht hinzu: »Als ob Benden uns Vorschriften machen dürfte, wann wir in unseren eigenen Weyr zurückkehren!«
»Na ja, jetzt ist Igen ja nicht mehr unser Weyr, oder?«, bemerkte Lârat in einer Anwandlung von Tollkühnheit, um gleich darauf den Kopf einzuziehen.
Dâgan traten beinahe die Augen aus den Höhlen, als er die Replik seines Geschwaderzweiten hörte.
»Nun sind wir Telgar-Reiter«, meinte Vâgin und nickte Lârat aufmunternd zu. »Wir haben keinen Anspruch mehr auf Igen.«
»Ich finde, wir sollten uns nicht in läppischen Besitzstreitigkeiten verzetteln, sondern uns lieber überlegen, ob wir uns diese Möglichkeit zunutze machen sollten«, warf Dânal ein, in dem Versuch, das fruchtlose Gezänk zu beenden. »Wenn alle unsere verletzten Drachen und Reiter genesen würden, hätten wir mehr als die doppelte Kampfstärke, wenn es demnächst in den Bergen von Crom Fäden regnet.«
Dâgan pflanzte seine massige Gestalt auf einen Stuhl, die Lippen ärgerlich zusammengepresst, doch seine Augen blickten nachdenklich.
»Wenn man die älteren Weyrlinge mitnehmen würde â die jüngsten sollte man besser hier lassen, weil sie die Reise vermutlich nicht überleben würden â, könnten wir unsere Kampfverbände noch um ein komplettes Geschwader ergänzen«, fügte Vâgin hinzu. Mit leuchtenden Augen sah er die anderen an. »Man stelle sich vor â wir wären bald wieder so stark wie zu unseren besten Zeiten!«
»Das ist wahr«, pflichtete Dâgan ihm bei, obschon er immer noch einen leicht abwesenden Eindruck machte.
»Dann stünden uns fast dreihundertunddreiÃg Kampfdrachen zur Verfügung!«, schwärmte Dânal, der im Kopf rasch die Zahlen addierte.
»Während wir heute nur knapp über einhundertzwanzig einsatzfähige Tiere haben.«
»Proviant wäre kein Problem«, legte Dâgan nach. »Dieses Mädchen Lorana sagte, Fort hätte Vorräte in rauen Mengen mitgenommen, und von dem, was sie zurücklassen werden, dürften wir uns nach Herzenslust bedienen. Auch für die Verpflegung der Drachen sei gesorgt.« Er schnaubte wütend. »Ich wette, Fort hat einfach die Tiere zusammengetrieben, die wir damals frei herumlaufen lieÃen.«
Dânal und Lârat tauschten verstohlen zufriedene Blicke.
»Nun, was ist â schlieÃen wir uns dem Plan an?«, erkundigte sich Vâgin. »Ich für mein Teil finde, es ist eine groÃartige Chance, die Ressourcen unseres Weyrs zu erneuern.«
»Die Idee ist gut, ohne Zweifel«, gab Dâgan widerstrebend zu, während er in Gedanken mit sich haderte, weil er selbst nicht darauf gekommen war. Es fuchste ihn über alle MaÃen einzugestehen, dass dieser erbärmliche Wicht Kâlior ausnahmsweise mal einen vernünftigen Plan ausgebrütet hatte; aber die entschlossenen Mienen seiner Geschwaderführer verrieten ihm, das ihm gar nichts anderes übrig blieb, als diesen temporalen Coup mitzumachen. Resolut beugte er sich vor. »Das wäre dann beschlossene Sache. Wir springen in die Zeit zurück und gönnen unseren verwundeten Drachen und Reitern einen Genesungsurlaub im alten Igen Weyr!«
AnschlieÃend wandte er sich an Dânal. »Die Drachen müssten rechtzeitig zurück sein, um die Fädenschauer über Crom zu bekämpfen.«
»Ich habe verstanden, Weyrführer«, erwiderte Dânal, der wusste, dass man ihm die Aufsicht über den Zeitplan übertragen hatte. »Soll ich vielleicht Dâlin mitnehmen?«
Lârat und Vâgin blickten Dâgan gespannt an. Dâlin war sein ältester Sohn und hatte vor über einem Planetenumlauf einen groÃen, kräftigen Bronzedrachen für sich gewonnen; jeder ging davon aus, dass Dâgan seinen Ãltesten dazu erzog, irgendwann einmal seine Nachfolge als Weyrführer anzutreten. Wenn der Junge dabei war, wenn man die Zeit manipulierte, wäre er gleich nach seiner Rückkehr imstande, die Funktion auszuüben, sollte Dâgan etwas zustoÃen. Dann wäre Telgar nie ohne kompetente Führung.
»Dâlin?«, wiederholte Dâgan und schien sich über die Frage zu amüsieren. Er schüttelte den Kopf. »Nein, der bleibt hier bei mir. Er
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