Drachenblut
Umstehenden prusteten amüsiert los, und der Weyrlingmeister, selbst in älteren Jahren, verzog missmutig die Lippen.
»Ich werde an dich denken, Weyrführer, wenn ich am Strand von Igen liege und mich von der Sonne bräunen lasse«, gab er dann mit der Andeutung eines Lächelns zurück. Er drückte das Kreuz durch, winkte der Gruppe zu, schwang sich auf seinen braunen Drachen und gab den versammelten Weyrlingen und verletzten Drachen ein Zeichen.
»Ich wünsche euch einen sicheren Flug!«, rief Bânik.
Seine Worte gingen im lauten Klatschen mächtiger Schwingen unter, als der groÃe Schwarm von Drachen sich in die Höhe schraubte und über den Sternsteinen kreiste.
Als alle Tiere in der korrekten Formation flogen, gab Pâgul das vereinbarte Signal â¦
»Lorana, versuch bitte nicht, ihnen zu folgen«, warnte Mâtal eindringlich, als er sah, dass sie wie in Trance die Augen schloss.
⦠und die Drachen verschwanden blitzartig im Dazwischen .
Lorana riss die Augen auf und sah Mâtal an.
»Ich befürchte, dein Geist könnte sich im temporalen Dazwischen verirren«, erklärte er.
Kindan blickte zwischen Mâtal und Lorana hin und her, dann griff er nach ihrer Hand und hielt sie fest. Als Antwort drückte Lorana seine Hand und trat einen Schritt näher an ihn heran.
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»Das verstöÃt gegen jede Tradition!«, wetterte Dâgan, als er sich mit seinen Geschwaderführern im Besprechungszimmer von Telgar traf. »Ich kann es nicht fassen, dass eine ehemalige Drachenreiterin die Dreistigkeit besitzt, zuerst mit meinem Drachen zu kommunizieren, anstatt sich an mich zu wenden!«
»Was hat sie denn gesagt?«, erkundigte sich Dânal.
»Kaloth teilte mir mit, dass sie meldete, der Fort Weyr habe die verletzten Drachen mitsamt deren Reitern und vielen Weyrlingen in die Zeit zurückgeschickt  â um es genau zu sagen, in den verlassenen Igen Weyr !« Verächtlich zog Dâgan die Nase hoch.
»Tatsächlich?«, staunte Lârat und blickte bestürzt drein. »Das erklärt die vielen Feuer, die ich vor etlichen Planetenumläufen sah â kannst du dich noch erinnern, Vâgin?«
Der Heiler nickte bestätigend. »Damals dachten wir, durchziehende Händler oder Vagabunden hätten sich in dem leeren Weyr eingenistet.«
»Und warum hat man mir das nicht gemeldet?«, schnauzte Dâgan.
»Ich bin mir sicher, dass man dir Bescheid gesagt hat«, erwiderte Lârat. »Aber wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, grassierte zu der Zeit die Pest. Wir alle hatten andere Sorgen als nachzuprüfen, wer einen ohnehin aufgegebenen Weyr benutzt.«
»Sie sind also in die Vergangenheit gereist«, warf Vâgin stirnrunzelnd ein. »Zu welchem Zweck?«
»Um sich auszukurieren, das liegt doch wohl auf der Hand!«, blaffte Dâgan, als wundere er sich über so viel Begriffsstutzigkeit.
»Aber sie hätten doch ebenso gut in der Gegenwart genesen können«, bemerkte Lârat.
»Splitter und Scherben, bist du blöd, Mann!«, knurrte Dâgan ungeduldig. »Sie haben die Zeit manipuliert, das ist der Dreh- und Angelpunkt an dieser Aktion. In unserer Zeit sind sie nur wenige Tage fort, doch für die Zeitreisenden vergehen mehrere Planetenumläufe!«
»Während dieser Zeit heilen die Wunden der Drachen, und die jungen Weyrlinge wachsen heran und trainieren fleiÃig«, erklärte Vâgin voller Hochachtung vor dieser genialen Lösung. »Ich muss schon sagen, eine tolle Idee.« Er wandte sich an den Weyrführer. »Sagtest du nicht, dass sie ursprünglich von Kâlior aus dem Fort Weyr stammt?«
Dânal warf ihm einen warnenden Blick zu. Jeder wusste, dass Dâgan
Forts Weyrführer nicht ausstehen konnte â ja, im Grunde für keinen einzigen seiner Standeskollegen etwas übrig hatte.
»Und was hat diese Lorana sonst noch gesagt, Dâgan?«, wechselte Lârat schnell das Thema, in der Hoffnung, einen neuen Wutausbruch seines Weyrführers abzuwenden.
»Sie sagte â was ich für eine Unverschämtheit sondergleichen halte â, dass Benden neun Planetenumläufe in die Zeit zurückreisen würde, um die darauffolgenden drei Planetenumdrehungen in Igen zu verweilen. Uns riet sie, wir sollten sechs Planetenumläufe in die Zeit zurückspringen,
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