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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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abzubringen, dass du ins Wasser fällst.«
    Â»Und wenn doch?«
    Â»Dann klammerst du dich weiterhin am Tau fest und kletterst über die Bordwand ins Boot«, befahl Colfe. »Du musst nur aufpassen, dass du es nicht zum Kentern bringst.«
    Â»Angenommen, ich schaffe es, wie geht es dann weiter?«, wollte Lorana wissen. »Was wird aus dir?«
    Colfet dachte darüber nach. »Ich bin mir nicht schlüssig, ob ich mitkommen soll. Das Herunterklettern dürfte nicht einfach werden mit meinem verletzten Arm.«
    Lorana schüttelte den Kopf. »Ohne dich bin ich verloren. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wo wir sind, und ich kann das Boot nicht steuern.« Hektisch sah sie sich in der Kabine um, bis ihr Blick wieder auf Colfet fiel. »Ich hab’s! Wir nehmen deinen Gürtel. Damit bindest du dich am Tau fest und rutschst nach mir ins Boot! Ich helfe dir, falls dein Arm dir Schwierigkeiten machen sollte.«
    Colfet lächelte. »Tapferes Mädchen! Du hast Recht, es könnte klappen. Also los – du zuerst!«
    Lorana schluckte ängstlich und griff nach dem Tau. Sie kletterte aus der Luke und stieß sich ab, während sie ihre Füße verzweifelt an das Seil
presste. Einen entsetzlichen Augenblick lang hing sie wie gelähmt an dem wild hin und her pendelnden Tau, dann fasste sie sich ein Herz und hangelte sich Hand über Hand hinunter ins brodelnde, finstere Wasser.
    Die Kletterpartie schien kein Ende nehmen zu wollen. Plötzlich schwappte eine Welle über ihren Rücken und durchtränkte sie mit eiskaltem Wasser. Aus Angst, sie würde von der Wucht des Wassers mitgezerrt, hielt sie sich krampfhaft an dem Seil fest. Die Woge ebbte ab, und sie setzte den Abstieg fort.
    Wenn sie furchtsam nach unten spähte, sah sie tief drunten einen sich bewegenden hellen Fleck. Die Barkasse. Sie erschien ihr mehrere Drachenlängen weit entfernt.
    Die nächste Orkanbö trieb eine Woge vor sich her, die über Loranas Kopf zusammenschlug. Sie hielt den Atem an, um kein Wasser in die Lungen zu bekommen, und hoffte inständig, ihre Kraft möge ausreichen, um vom Wasser nicht mitgerissen zu werden. Nach einer kurzen Zeit, die ihr indessen vorkam wie eine Ewigkeit, tauchte ihr Kopf aus dem Wellenkamm auf, und sie konnte wieder Luft holen.
    Im nächsten Moment spürte sie das Holz der Barkasse unter ihren Füßen.
    Colfets simple Beschreibung, wie sie in das Beiboot klettern sollte, stellte sich als völlig falsch heraus. Die krude Wirklichkeit war weitaus komplizierter. Lorana musste die Füße über das Dollbord ziehen, bis sie mit dem Hinterteil zuerst ins Cockpit purzelte. Sich mit beiden Händen am Bug festhaltend, wälzte sie sich auf den Bauch, ehe sie in eine kniende Position gehen konnte. Es war ein umständliches Manöver, und vor Angst und Anstrengung hätte sie sich beinahe erbrochen.
    Zwei aufmunternde Zwitschertöne verrieten ihr, dass sie es geschafft hatte, und dass ihre Feuerechsen in der Nähe waren.
    Kostbare Zeit ging verloren, bis sie sich vergegenwärtigte, dass sie und Colfet kein Signal vereinbart hatten, um ihm zu zeigen, dass sie sicher im Boot gelandet war. Hastig ergriff sie das Tau und ruckte zweimal scharf daran. Sie wartete und fühlte, wie es von der anderen Seite gleichfalls zweimal kurz angezogen wurde – Colfet hatte ihr Zeichen erhalten.
    Aber – war es auch wirklich Colfet , der ihr antwortete? Angenommen, Baror hatte nach ihr gesucht und ihren Fluchtplan bemerkt? Was, wenn da oben nicht Colfet das Tau hielt, sondern jemand anders daran herabkletterte, um ihr Entkommen zu vereiteln?

    Lorana inspizierte das Tau und versuchte herauszubekommen, wie es am Beiboot befestigt war. Nach hektischer Suche fand sie im Stauraum ein scharfes Messer. Notfalls konnte sie damit das Tau im Nu kappen.
    Sie legte den Kopf in den Nacken und spähte zum hochgezogenen Heck der Windreiter hinauf. Eine Gestalt schickte sich an, zu ihr herunterzuklettern. In der Düsternis waren nur die vagen Umrisse der Person zu erkennen, sie vermochte nicht auszumachen, ob es sich tatsächlich um Colfet handelte. Dann bildete sie sich ein, sie sähe seinen geschienten Arm; die Bandagen mussten total durchweicht sein. Sie kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt nach oben. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als sie endlich Colfet erkannte.
    Eine Woge begrub ihn unter sich, und er verlor den Halt.

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