Drachenblut
Weile. In wesentlich langsamerem Tempo setzten sie den Anstieg fort.
»Rodar, Jendel, wir sind da!«, rief Tieran, als er den obersten Treppenabsatz erreichte.
»Du kommst aber spät!«, meuterte Jendel. »Hoffentlich ist wenigstens das Essen gut.«
»Das Mittagessen ist leider kalt«, verkündete Emorra und stellte das Tablett auf dem Tisch ab.
»Das ist nichts Neues«, meinte Rodar und sprang auf, um Emorra zu helfen.
»Wo ist Kassa?«, erkundigte sich Jendel.
Tieran stöhnte und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ich wusste , ich hatte etwas vergessen!«
»Es ist meine Schuld, ich habe ihn abgelenkt«, warf Emorra ein.
»Macht nichts â wenigstens hast du das Essen mitgebracht«, freute sich Rodar.
»Der arme Rodar schiebt bereits seit der ersten Wache hier oben Dienst«, erzählte Tieran Emorra.
»Was ist das für eine Suppe?« Rodar hob eine Schüssel an und schnupperte.
»Die letzte der Warmhalteboxen ist kaputt, deshalb ist alles kalt«, warnte Tieran.
Rodar tunkte einen Finger in seine Suppenschüssel und leckte ihn ab. »Kartoffelsuppe mit Lauch! Lecker!«
Es gab kalten Braten, jede Menge in Scheiben geschnittenes Brot, Honig, Senf, und Alandros Spezialität â eine Salbeivinaigrette, die als Salatdressing und als Brotaufstrich diente.
Auf der Spitze des Turms gab es keine Stühle, doch die Lücken zwischen den Zinnen waren breit genug, um bequeme, wenn auch reichlich zugige Sitzgelegenheiten zu bieten.
»Alandros Dressing ist köstlich â wie immer!«, lobte Rodar genüsslich.
»Wir können von Glück sagen, dass wir ein solches Dressing überhaupt herstellen können«, meinte Emorra. Sie fing Jendels fragenden Blick auf, und erklärte: »Die Botaniker hatten groÃe Mühe, den Salbei auf Pern anzubauen.«
»Und warum?«, wollte Rodar wissen.
Emorra zuckte die Achseln. »Mutter sagte, es läge am Borgehalt des Bodens. SchlieÃlich pfropfte man Salbeischösslinge auf einheimische Pflanzen, und damit war das Problem gelöst. Obwohl Mutter behauptet, der Geschmack sei nicht ganz derselbe wie bei der ursprünglichen Salbeipflanze.«
»Deine Mutter gehört zu den wenigen Leuten, die so etwas noch beurteilen können«, wandte Jendel ein.
»Ich mag den Geschmack«, sagte Tieran.
»Worin besteht denn der Unterschied?«, erkundigte sich Rodar.
Emorra zuckte die Achseln. »Das habe ich sie nie gefragt.«
»Was, die Dekanin des College hat es unterlassen, eine Frage zu stellen?«, wunderte sich Rodar.
Emorra deutete ein Lächeln an. »Damals war ich noch die Schülerin meiner Mutter.«
»Ach so«, entgegnete Tieran. Er und Emorra tauschten verständnisvolle Blicke.
»Hat man die gesamte Fauna und Flora der Erde adaptiert?«, fragte Rodar und blickte Emorra an. »WeiÃt du darüber etwas?«
»Die meisten Adaptionen hatte man bereits vor dem Abflug der Kolonistenschiffe bewältigt«, antwortete Emorra. »Aber ich glaube, dass die Botaniker und Kitti Ping ein paar dieser angepassten Spezies nicht verwenden
konnten und aussortierten. In einigen Fällen war es eine Frage der Ressourcen.«
»Welche Gründe gab es sonst noch?«, hakte Rodar nach.
Emorra lächelte. »Die Wissenschaftler beschlossen aus freien Stücken, bestimmte Spezies hier nicht anzusiedeln. Zum Beispiel verzichtete man einstimmig darauf, eine Pflanze namens Hibiskus zu kultivieren.«
»Schade, dass sie nicht auch den Spinat verbannten«, murrte Jendel und schob ein paar Spinatblätter auf seinem ansonsten leeren Salatteller hin und her.
»Spinat ist gesund!«, klärte Tieran ihn auf.
»Wenn es um Tiere ging, waren sie genauso kleinlich«, kommentierte Rodar mürrisch.
»In Landing gab es komplette Genbanken«, erzählte Emorra. »Ich denke mir, dass man die ursprünglichen Pläne bezüglich des Aussetzens von Tieren und Pflanzen ändern musste.«
»Hatte man auch das Erbgut von Elefanten in irgendeiner Genbank gespeichert?«, erkundigte sich Rodar begierig.
»Nicht schon wieder!«, ächzte Jendel. Tieran schmunzelte und schüttelte den Kopf.
»Ja, die Gene von Elefanten waren dabei«, bestätigte Emorra.
»Elefanten könnten wir auf Pern gut gebrauchen«, sagte Rodar.
»Als Lasttiere sind sie nicht so gut geeignet wie
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