Drachenblut
Pferde«, hielt Emorra ihm entgegen, ohne auf Tierans erschrockene Miene und Jendels hektische Signale, sie möge schweigen, zu achten.
»Ich rede hier nicht von ihrem Einsatz zum Lasten schleppen«, erläuterte Rodar. »Aber Elefanten haben sehr empfindliche FüÃe, die die geringsten Bodenerschütterungen spüren â¦Â«
»Und sie können Geräusche aus einer Entfernung von dreiÃig Kilometern hören«, trumpften Jendel und Tieran im Chor mit Rodan auf.
»Aha, jetzt verstehe ich!«, rief Emorra, der ein Licht aufging. »Sie wären ideal dazu geeignet, Trommelsignale zu empfangen, nicht wahr?«
»Wenn man sie dementsprechend dressiert!«, pflichtete Jendel ihr bei.
»Elefanten sind äuÃerst kluge Tiere!«, sagte Rodar.
»Aber wie hätte man sie von Landing nach hierher transportiert?«, gab Emorra zu bedenken.
»Auf einem Schiff«, lautete Rodars prompte Antwort.
»Wie bringt man einen Elefanten auf ein Schiff?«, fragte Jendel.
»Und wie kriegt man ihn wieder herunter, wenn er erst mal an Bord ist?«, sinnierte Tieran.
»Was macht man, wenn es ihm an Bord so gut gefällt, dass er gar nicht mehr an Land will?«, überlegte Jendel.
»Dann muss man mit ihm wohl eine Weltumseglung veranstalten«, lachte Tieran. Jendel stimmte in das Gelächter ein, sehr zu Rodars Verdruss.
Tieran beugte sich über Emorra und tuschelte ihr ins Ohr: »Wir haben versucht, dich zu warnen. Rodars Lieblingsthema sind nämlich Elefanten. Er ist ganz besessen davon.«
»Aus welchen Gründen auch immer«, nahm Emorra den Gesprächsfaden wieder auf, »den Wissenschaftlern gelang es jedenfalls nicht, das Perneser Ãkosystem komplett mit den tierischen und pflanzlichen Spezies, die sie aus den Heimatwelten mitgebracht hatten, zu infiltrieren.«
»Hat man jemals das gesamte Ãkosystem von Pern systematisch erfasst?«, erkundigte sich Rodar.
Emorra schüttelte den Kopf. »Nein. Das wäre gar nicht möglich gewesen. Selbst auf dem Planeten Erde gab es keine vollständige Erfassung von Fauna und Flora, und die Bewohner hatten Jahrtausende Zeit, um ihre Welt zu erforschen.«
Jendel stand von seinem Platz auf und schüttelte sich. »Für einen einfachen Trommler ist das zu hoch!«, sagte er und winkte ab. »Tieran, du hast vergessen, Kassa mitzubringen. Willst du etwa allein die Trommelstation besetzen?«
»Ich bleibe bei ihm«, erbot sich Emorra. »Ihr zwei lauft mit den Tabletts nach unten und schickt dann Kassa hierher.«
Nachdenklich schürzte Jendel die Lippen.
»Emorra kennt die Trommelsequenzen, Jendel«, erklärte Tieran.
»Tatsächlich?«, Jendel staunte.
»Na klar«, gab Tieran zurück. »So schwer sind sie nicht, und viele gründen auf genetischen Sequenzen.«
»Gentische Sequenzen?«, wiederholte Jendel. »Davon hast du mir nie was gesagt.«
Er nahm ein Tablett, gab es an Rodar weiter, und schnappte sich das zweite. Dann bedeutete er Rodar, er solle als Erster die Treppen hinuntersteigen.
»Na schön«, rief Jendel über die Schulter, ehe er sich anschickte, Rodar zu
folgen. »Tieran, vielleicht solltest du Emorra mit der kleinen Trommel noch ein paar der Grundsequenzen beibringen, nur um auf Nummer Sicher zu gehen. Du weiÃt schon â die Signale für âºAchtungâ¹, âºNotfallâ¹ und so weiter.«
»Wird gemacht«, entgegnete Tieran und zog Jendel auf, indem er zackig salutierte. Jendel nickte und machte sich an den Abstieg.
Pflichtbewussst drillte Tieran Emorra, indem er ihr die Trommelsequenzen vorspielte und sie dann mit einem Schnelltest prüfte. Dann erklärte er, sie sei bestens gerüstet, auf dem Trommelturm zu arbeiten. Die ganze Prozedur dauerte keine Viertelstunde.
»Heute hast du zweimal Unterricht gegeben«, bemerkte Emorra trocken. »Wenn du so weitermachst, muss dir die Fakultät einen offiziellen Lehrauftrag erteilen.«
Tieran erwiderte nichts auf ihren Kommentar. Stattdessen hängte er die kleine Trommel sorgfältig an einen der Haken, die gleich neben der Treppe in der Wand steckten. Er stellte sich an die mit Zinnen bewehrte Brüstung und schaute hinunter in das üppig begrünte Haupttal von Fort, in dem die Leute ihre Ãcker und Felder bestellten.
SchlieÃlich wandte er sich an Emorra. »Wie viel Zeit blieb den Kolonisten eigentlich, bevor
Weitere Kostenlose Bücher