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Drachenblut

Drachenblut

Titel: Drachenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd McCaffrey
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in dich hineinfrisst und dich niemandem mitteilst. Ich als Perns führende Psychologin behaupte, dass du dir damit schadest, und dass diese Einstellung auf Dauer nicht gut gehen kann.« Emily legte eine Pause ein, um Windblüte die Gelegenheit zum Antworten zu geben. Doch als keine Erwiderung kam, sprach sie mit leiser Stimme weiter: »Ich sage dir das, weil ich weiß, wie sehr du gelitten hast.«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben brach Windblüte zusammen und weinte sich in Emilys Armen aus. Wie lange ihr Weinkrampf dauerte, hätte sie später nicht zu sagen vermocht. Nachdem sie sich beruhigt hatte, drückte Emily Windblüte noch einmal fest an sich und schenkte ihr ein tröstendes Lächeln; keine der beiden Frauen äußerte ein Wort.
    Als die Fieberepidemie ausbrach, waren Windblütes Kenntnisse als Ärztin gefragt. Sie trieb sich härter an, als ihre Kollegen es taten, und mitunter gönnte sie sich wochenlang keinen richtigen Schlaf, sondern begnügte sich mit gelegentlichen kurzen Nickerchen. Und als Emily Boll krank wurde, widmete sie ihr so viel von ihrer Zeit wie nur möglich.
    Windblüte und Emily waren beide viel zu ehrlich und zu realistisch, um sich vorzumachen, dass die alte Gouverneurin von Tau Ceti diese Attacke überleben würde. Windblüte behandelte sie mit schmerzlindernden Mitteln und gab ihr Bestes, um Emily das Sterben zu erleichtern.
    Eines Nachts, als Windblüte Emilys Ehemann, Pierre de Courci, dazu überredet hatte, sich ein Weilchen auszuruhen, wälzte sich Emily unruhig auf ihrem Lager hin und her.
    Â»Wenn ich schon sterben muss, dann möchte ich, dass es schnell geht«, keuchte sie erbittert nach einem Hustenanfall, der ihren ausgezehrten Körper schüttelte.
    Â»Vielleicht wirst du ja doch noch genesen«, hielt Windblüte ihr entgegen.
Als Emily sie mit einem verächtlichen Blick maß, fuhr sie fort: »Ausgeschlossen ist es nicht. Für exakte Vorhersagen über den Verlauf der Krankheit wissen wir zu wenig über den Erreger.«
    Sie bereute den letzten Satz, als Emily wieder in die Rolle der unbesiegbaren Gouverneurin von Tau Ceti schlüpfte und in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, fragte: »Wie viele Menschen sind bereits an der Epidemie gestorben, Windblüte? Pierre wollte es mir nicht sagen. Paul schwieg sich ebenfalls aus. Aber von dir will ich es wissen.«
    Â»Ich habe keine genauen Zahlen«, antwortete Windblüte wahrheitsgemäß. »Mittlerweile bestattet man die Toten in Massengräbern. Zuletzt sprach man von über fünfzehnhundert Opfern.«
    Â»Fünfzehnhundert Tote bei einer Bevölkerungszahl von neuntausend!«, rief Emily erschrocken aus. »Ein Sechstel der Kolonie ist ausgelöscht!«
    Windblüte nickte.
    Emily kniff die Augen zusammen. »Und es wird noch schlimmer kommen, nicht wahr?«
    Windblüte schwieg.
    Â»Was ist mit den Drachenreitern? Sind sie gefährdet?«, erkundigte sich Emily. Als Windblüte verneinend den Kopf schüttelte, atmete sie erleichtert auf, lehnte sich in die Kissen zurück und schloss die Augen. Nach einer Weile öffnete sie die Lider und blickte Windblüte ins Gesicht. »Das ist dein Verdienst, hab ich Recht? Die Drachenreiter sind nicht anfällig, weil du ihr Immunsystem mit irgendeinem Trick der Eridani gestärkt hast?«
    Â»Nur einige«, gab Windblüte zu. »Für alle reichte das Medikament nicht aus. Deshalb konnte ich auch nichts für dich tun«, schloss sie abbittend.
    Â»Ich stand ja nicht auf der Liste«, erwiderte Emily. »Paul und ich hatten schon vor Jahren über dieses Thema gesprochen. Wie geht es ihm eigentlich?«
    Â»Gestern Nacht wurde er krank.«
    Abermals schloss Emily die Augen, und ein schmerzerfüllter Zug legte sich über ihr Gesicht. Nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte, forderte sie Windblüte auf: »Geh und hol Pierre. Du wirst eine Autopsie durchführen und ein Heilmittel finden.«
    Windblüte war entsetzt, und ausnahmsweise ließ sie sich ihre Bestürzung anmerken. »Ich … ich … Emily, das kann ich nicht.«
    Emily lächelte sie traurig an. »Ich weiß, meine Liebe«, entgegnete sie
leise. »Trotzdem muss ich es von dir verlangen. Ich brachte die Kolonisten nicht hierher, um bei der ersten – nein, der zweiten – Schwierigkeit aufzugeben.«
    Widerstrebend pflichtete

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