Drachenblut
fühlte sie sich zwar immer noch matt, aber im Kopf war sie völlig klar. Die Benommenheit war verschwunden. Im Zimmer war es dunkel. Ein einziger Glühkorb am anderen Ende des Raums spendete ein mattes Licht. Irgendetwas hatte Lorana aus dem Schlaf gerissen. Valla kuschelte sich wieder an ihren Rücken und verströmte eine angenehme, tröstliche Wärme.
Plötzlich verkrampfte sich die Feuerechse und nieste ein paarmal heftig.
Lorana fragte sich, ob Drachen und Feuerechsen sich erkälten konnten.
Sie erinnerte sich, dass sie diesbezüglich bereits mit Jâtrel gesprochen hatte.
Wieder nieste Valla.
»Kindan?«, rief Lorana.
»Kindan!«, wiederholte sie lauter, weil sie es plötzlich mit der Angst bekam. »Mit Valla stimmt etwas nicht!«
Sie hörte, wie sich im Nebenzimmer etwas regte, als Kindan von seinem Bett aufstand. Lorana fand, Valla brauche die Hilfe des Heilers. Sie lieà ihre Gedanken nach auÃen strömen, tastete sich durch die Köpfe der Drachen, die in ihren Weyrn schlummerten, fand endlich den richtigen Partner und teilte ihm mit: Der Heiler wird in Kindans Quartier gebraucht.
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»Valla hat erhöhte Temperatur, an der Grenze zum Fieber«, erklärte Kâtan kurz darauf, nachdem er die Feuerechse untersucht hatte. Kindan hatte jeden Glühkorb, den er auftreiben konnte, geöffnet, und im Raum war es strahlend hell.
Der Heiler schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich noch nie erlebt â nicht bei einer Feuerechse.«
»Waren deine Feuerechsen gelegentlich auch erkältet, Lorana?«, wollte Kindan besorgt wissen, während er Valla streichelte. Ein Gefühl tiefer Traurigkeit übermannte das Mädchen. Sie hatte mehrere Male versucht, auf telepathischem Weg ihre Echsen zu erreichen, doch ohne Erfolg.
»Nein, meine waren immer gesund. Aber ich sah diese Symptome bei Jâtrels Drachen, Talith.«
Kindan und Kâtan tauschten alarmierte Blicke.
Nach einer Weile zuckte Kâtan die Achseln. »Ich bin am Ende meiner Weisheit angelangt. Ich weià wirklich nicht, was ich tun soll.«
»Mein Vater braute für kranke Herdentiere einen Heiltrunk«, erzählte Lorana. »Aber natürlich kann ich nicht wissen, ob er auch bei Feuerechsen wirkt.«
»Es wäre einen Versuch wert«, meinte Kâtan.
»Kennst du die Zutaten?«, fragte Kindan. Lorana nickte.
Kindan ging nach nebenan und kam mit Papier und Schreibstift zurück. Rasch schrieb sie mit ihrer präzisen, schönen Handschrift auf, wie der Heiltee zubereitet werden musste. Kâtan blickte ihr über die Schulter und las mit, während sie schrieb.
»Diese Zutaten haben wir«, erklärte er zum Schluss. Er nahm Lorana die Liste ab und marschierte zur Tür. »Ich komme gleich mit dem Trunk zurück.«
Kindan blickte dem Heiler hinterher und hoffte, er würde sich beeilen. Als er sich dann wieder Valla und Lorana zuwandte, sah er zu seinem Erstaunen, wie sich das Mädchen über das Papier beugte und mit fieberhafter Hast etwas zeichnete.
»Das ist Colfet«, erläuterte sie, als die Skizze fertig war. Sie reichte ihm das Porträt. »Vielleicht hilft das, ihn zu finden.«
»Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass du eine talentierte Künstlerin bist«, gestand Kindan. »Als wir vom Ista Weyr Bescheid über dich erhielten, erwähnte man, dass du sogar für Lord Carel von Lemos Bilder angefertigt hast.«
Lorana errötete leicht und winkte bescheiden ab. »So gut waren die Skizzen gar nicht.«
Rasch zeichnete sie ein neues Bild. » Das betrachte ich als meine wahre Aufgabe.«
Sie hielt Kindan die Skizze unter die Nase. Er sah zwei winzige, sechsbeinige Kreaturen.
Fragend hob er die Brauen.
»Ich möchte jedes Tier zeichnen, das es auf Pern gibt, um die Unterschiede und die Ãhnlichkeiten herauszuarbeiten.«
Mit neu erwachtem Interesse widmete sich Kindan der Zeichnung. »Dieses Tier kenne ich«, erklärte er und tippte mit dem Finger darauf. »Ich habe es schon in den umliegenden Feldern gesehen.« Er zeigte auf das andere und schüttelte den Kopf. »Das hier ist mir völlig fremd. Wo hast du es entdeckt?«
»Am Strand von Igen«, antwortete Lorana. Sie verdeutlichte ihm die Unterschiede und erzählte ihm im Wesentlichen das Gleiche, was sie Jâtrel vor fast einem Monat erläutert hatte.
»Ich bin
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