Drachenblut
verlängern. Das Antibiotikum hatte ich eigens für dich aufgehoben, für den Fall, dass nach deiner Gesichtsoperation eine Wundinfektion eintreten sollte.«
Tieran schwieg, aber man sah es ihm an, dass er einen inneren Kampf ausfocht.
Als er dann sprach, klang seine Stimme hart und entschlossen. »Gib dem Tier das Medikament, Windblüte. Es ist seine einzige Chance.«
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Spring hoch,
Spreiz die Schwingen,
Erobâre den Himmel!
Tauch ab ins Dazwischen ,
Der Welt zu entrinnen!
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Benden Weyr, Zweites Intervall, NL 507
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à ber dem Kap an der Bucht tauchten urplötzlich zwei Drachen unter den niedrig hängenden Wolken auf, ein goldener und ein bronzefarbener.
»Ich weià selbst nicht, warum wir das tun«, flüsterte Tullea ihrem Drachen zu. Sie drehte den Kopf und sah, dass Bâniks Caranth von rechts zu ihr aufschloss. Dann blickte sie hinunter auf die Küste und die im Landesinneren liegenden regennassen Felder. »Wie kam ich nur dazu, mich von Bânik zu so was überreden zu lassen?«
Weil du ihn liebst, antwortete Minith in leicht fragendem Ton.
Tullea tätschelte den Hals ihres prächtigen goldenen Drachen. Und du wolltest dir ein bisschen Bewegung verschaffen, konterte sie, während sie unwillkürlich lächelte.
»Sie wird bald zum Paarungsflug aufsteigen«, hatte Bânik ihr in aller Ruhe vor knapp einer Siebenspanne erklärt. In seinen Augen stand eine unausgesprochene Frage. Tuellea wusste genau, worauf er anspielte, doch sie schaltete auf stur und gab keine Antwort. Sie war sich ziemlich sicher, mit welchem Drachen Minith sich paaren würde, doch sie genoss den Nervenkitzel, Bânik noch ein Weilchen zappeln zu lassen. AuÃerdem, dachte sie bei sich, trifft im Grunde der Drache die Wahl.
»Ein gut genährter, durchtrainierter Drache fliegt weiter und legt mehr Eier«, hatte Bânik ihr an diesem Morgen erklärt und gefragt, ob sie Lust hätte, sich auf die Suche nach Kandidaten für eine Gegenüberstellung 10 zu begeben. »Obendrein können wir den Ausflug dazu benutzen, Bezugspunkte und Landmarken kennen zu lernen.«
Tullea lieà sich diese Chance nicht entgehen. Minith, etwas über drei
Planetenumdrehungen alt, war gerade so weit ausgereift, um einen Reiter zu tragen und ins Dazwischen zu gehen. Nachdem Tuella ihre Königin drei Planetenumdrehungen lang gefüttert, gehegt und gepflegt hatte, brannte sie darauf, die Früchte ihrer Arbeit auch zu ernten.
Vor allen Dingen liebte sie das Fliegen.
Ich fliege auch gern, warf Minith ein, als sie Tulleas Gedanken auffing.
Leider ist das Wetter ausgesprochen schlecht, klagte Tullea.
Mir macht das nichts aus, erklärte Minith gleichmütig.
Tullea schnaubte durch die Nase. Natürlich nicht! Du frierst ja noch nicht mal im Dazwischen. Du findest die Kälte angenehm!
Ich empfinde das Dazwischen auch als kalt, wehrte sich Minith.
»Nun ja, hier in der Atmosphäre von Pern setzt einem das Wetter tatsächlich mehr zu als im Dazwischen «, räumte Tullea ein und sah sich noch einmal nach Bânik um.
Der Reiter des Bronzedrachen winkte aufgeregt und zeigte dann nach unten. Tullea spähte angestrengt in die Richtung, vermochte auf Anhieb jedoch nichts zu entdecken. Doch dann gewahrte sie am Strand ein Kleiderbündel. Bâniks Caranth drehte sich auf einer Schwingenspitze und schraubte sich in einer steilen Spirale hinunter. Minith folgte ihm, ohne dass Tullea sie dazu aufgefordert hätte. Im Näherkommen erkannte Tullea, dass aus dem Lumpenbündel zwei Arme und zwei Beine ragten.
Vielleicht hatten sie zu guter Letzt doch noch Jâtrels Schützling gefunden, dachte Tullea bei sich. Die Vorstellung machte sie glücklich, denn dann hatten sie einen Grund, ihren durch das miese Wetter getrübten Ausflug abzubrechen und unverzüglich heimzufliegen.
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»Bânik und Tullea haben jemanden gefunden«, verkündete Kâtan, als er Harfner Kindans Quartier betrat.
»Doch nicht etwa Jâtrels Schützling?«, erkundigte sich Kindan, stand von seinem Hocker auf und hängte die Gitarre, auf der er gespielt hatte, mit einer bedächtigen Bewegung an die Wand. »Komm mit, Valla«, rief er der bronzenen Feuerechse zu, die auf seinem Bett döste. Das Tier rührte sich, streckte sich schläfrig, sprang in die Luft und schwebte dicht neben Kindans rechter
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