Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
mir das Blut in den Adern gefrieren, »Wenn du wüsstest, wer ich bin, wirst du mich hassen! Also, bitte, liebe mich nicht. Such dir jemanden anderen, der dich verdient. Du bist ein viel zu netter Kerl, als das du dich mit jemanden wie mir abgeben solltest. Ich bin ein Nichts! Abschaum! Dreck!«
Ich hatte selten jemanden mit derart selbstzerstörerischen Tendenzen erlebt. Damals nicht und später auch nicht. Nun hatte ich zum damaligen Zeitpunkt auch wenig Lebenserfahrung gesammelt. Ich war noch jung. Gut, es gab die Geschichte meiner Mutter, das Leben bei meinem Onkel und schließlich das Leben auf der Straße. Wenn jemand Abschaum oder Dreck war, dann ich. Obwohl ich mich nie als solchen empfunden hatte. Mein Onkel und meine Tante hatten mich so bezeichnet, hatten mich als Sohn einer Hure beschimpft. Doch ich hatte meinen Stolz. Und selbst wenn es nur kindlicher Stolz war, der aus Trotz geboren wurde, so ließ ich mich nie brechen. Ich schämte mich nicht meiner Vergangenheit. Es stimmt, ich war Prado Cassanter, der Sohn einer Hure und Taschendieb. Aber das war Geschichte. Jetzt war ich Segato G'Narn, ein Meister der Gilde im Kampf gegen das Böse. Und genau das war auch Suman K'Tar. Er war ein Meister der Gilde und damit dem Guten und Aufrechten verbunden. Ich fühlte es, ich konnte es regelrecht sehen. Suman war ein guter Mensch. Also, was quälte ihn?
»Verdammt, Suman, du bist kein Dreck. Du bist ein Meister der Gilde. Du hast dich in jahrelanger Ausbildung als würdig erwiesen diesen Titel zu tragen und dich dem Kampf gegen das Böse zu stellen. Ein Kampf, der uns weder Anerkennung noch Ruhm ein bringt, da wir ihn im verborgenen führen. Wir tun es nicht der Ehre wegen, sondern weil wir wissen, das es notwendig ist. Ich weiß, dass du es genau so siehst. Also, wie kann jemand, der soetwas tut, Dreck sein?«
»Du willst es wirklich wissen? Du willst von meiner Schande erfahren? Gut, dann hör mir gut zu. Weißt du, was meine Aufgabe in Xengabadhaus war?«
Ich begriff sofort. Daher wehte also der Wind. Seine Verführungskünste waren also professioneller Natur. Ich hätte es eigentlich gleich merken müssen. Sein Zauber gehört zu den komplizierteren. Ohne regelmäßiges Training konnte man ihn nicht so beiläufig anwenden, wie Suman es tat. Ich sagte erstmal nichts, sondern überließ es Suman sich seine Angst von der Seele zu reden.
»Ich bin eine Hure! Ich habe mit unseren Gästen geschlafen, verstehst du? Ich tat es, um Informationen zu erhalten. Ich habe Typen wie Markendorfer befriedigt und ihn dabei ausgehorcht. «
»Ja, und?«, zugegeben, meine Kommentar war provozierend und auch recht gewagt. Zumal ich nicht wusste, ob mir der Gedanke, dass Suman mit Markendorfer geschlafen hat, gefiel. Na ja, er gefiel mir nicht. Ich fand den Gedanken einfach ekelhaft. Aus der Theorie wusste ich, was körperliche Liebe war. Der Vorstellung den fetten Markendorfer nackt zu sehen, war einfach widerlich.
»Ja und? Hast du nicht verstanden, was ich eben gesagt habe? Ich hab' mich von Markendorfer ficken lassen. Ihm und noch etlichen anderen. Willst du wirklich mit so jemanden zusammen sein?«
Ich zuckte mit den Schultern: »Das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht. Ich bin nicht schockiert. Ich bin erstaunt, dass du deinen Ekel derart unter Kontrolle halten kannst. Markendorfer ist absolut widerlich. Mir ist egal, was du bisher getan hast. Ich könnte dich deswegen niemals verurteilen. Du sagst du warst eine Hure und dass du dich dafür schämst. Tu es nicht! «
»Aber...«, Suman bekam immer größere Augen, »Ich versteh dich nicht. Ich habe mich ihnen hingegeben. Verstehst du, was ich sagen will?«
»Doch, ich verstehe sehr gut. Was du nicht verstehst, ist, dass ich auch eine Vergangenheit besitzte. Aber ich schäme mich ihrer nicht. Du warst eine männliche Hure? Gut, ich bin das Kind einer Hure. Ein Unfall mit einem Kunden. Mein Onkel hat mich um mein Erbe betrogen und ich habe zwei Jahre auf den Straßen von Crossar als illegaler Dieb gelebt. Also, was war das mit Vergangenheit?«
Ich hätte es für anatomisch unmöglich gehalten, aber Sumans Augen wurden noch größer: »Du... du... du...«
»Ja, du und ich, wir sind gar nicht so unterschiedlich. Du schämst dich dafür, was du gemacht hast. Ich sage dir: Tu es nicht! Sei stolz darauf, was du geleistet hast. Denk an all die Informationen, die du beschafft hast! Weißt du, ob nicht durch eine deiner Informationen schlimmes Unheil verhindert wurde
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