Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
dieser Nacht lernte wir, was es hieß geliebt zu werden... und auch, dass dies ein heiden Spaß machen kann. Natürlich war Suman wesentlich erfahrener als ich. Niemand wird es daher verwundern, dass er quasi die Führung übernahm. Trotzdem hielt für ihn unser Zusammensein ebenfalls etwas Neues bereit. Aus beruflichen Gründen mit einer Informationsquelle zu schlafen oder dies mit jemanden zu tun, den man liebt, sind eben doch zwei vollkommen unterschiedliche Dinge. Suman genoß es sich vollkommen hingeben zu können, ohne dabei ständig darauf zu achten, ja keine Information zu verpassen oder seine Deckung zu verlieren. Ich habe selten einen derart glücklichen und zufriedenen Menschen wie Suman gesehen.
Und was war mit mir? Für mich war wie die Eroberung einer unbekannten Welt. Was hatte ich bisher von Liebe gewußt? Nichts, absolut rein gar nichts. Erst las mich Suman in seinen, erstaulich kräftigen Armen hielt und mich leidenschaftlich küsste, während er gleichzeitig sanft und kräftig in mich eindrang, begann ich zu begreifen, was Liebe war.
Und wie verkorkst mein bisheriges Leben war.
Daran war mein werter Onkel und seine schreckliche Frau nicht ganz unschuldig. Während die beiden mich um meine Erbschaft erleichterten, erklärten sie mir regelmäßig, was ich für eine fürchterliche Mißgeburt ich doch sei. Schließlich sei ich das Produkt einer Schamlosigkeit, ein Kind einer Hure. Für seine Schwester hatte mein Onkel nur Verachtung übrig. Sie hätte Schande über die ganze Familie gebracht, den Beruf einer Liebesdienstleisterin zu wählen. Und ich, ihr Sohn, wäre das lebende Produkt dieses Schande. Allein mich sehen und meine Existenz ertragen zu müssen, wäre eine bittere Prüfung, die einem stets daran ermahnt in seiner Moral nicht zu fehlen. So, wie es meien Mutter getan hatte. Damals verstand ich zwar nicht, was das alles beteutete, aber soviel war mir klar. In den Augen meines Onkels war Liebe etwas überaus schlechtes und unanständiges, denn meine Mutter war eine Liebesdienerin und dieser Dienst sei eine Schande.
Naiv, wie ich als kleiner Junge war, fragte ich meine Tante, ob mich den niemand lieben würde. Die Antwort war eiskalt: Mich könne man nicht lieben. Ich sei das Ergebnis der Sünde. Mich zu lieben, hieße die Sünde zu lieben.
Ich lag auf Sumans Brust. Mein Liebling, so nannte ich ihn jetzt, spielte verträumt mit meinen Haaren. Wir waren glücklich, wirklich glücklich. Doch im Glück liegt immer auch ein wenig Bitterkeit. Es war dieser Moment, der mir klar machte, dass ich all die Jahre mit einem Stück Selbsthass auf meinen Schultern rumgelaufen war. Nicht, weil ich schwul war, dass wusste ich erst seid drei Tagen. Nein, das Gift aus den Reden meines Onkels strömte immer noch durch meine Adern. Warum war ich als Taschendieb allein gewesen? Warum hatte ich, außer Erogal, niemanden als Freund während meiner Ausbildung? Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass mich jemand respektieren würde. Unbewußt hatte ich die Denkmuster meiner Verwandten übernommen. Ich konnte niemanden lieben, weil ich mich selbst nicht liebte.
Doch dies hatte sich dank Suman geändert. Danke Suman? »Oh, dieses dreiste Arschloch!« Mein Aufschrei ließ Suman vor Schreck fast aus dem Bett springen.
»Was?«, stotterte er verstört, »Was ist mit dir los? Stimmt etwas nicht?«
Zur Beruhigung nahm ich Suman in den Arm, küsste ihn auf Stirn und Mund und meinte: »Doch, doch. Alles ist perfekt. Ich hätte da nur eine kleine Frage an dich. Weiß Erogal, welche Aufgabe du in Xengabad hattest? Und wenn ja, wusste er, mit welchen Mitteln du die Informationen beschafft hast?«
Der ehemalige Hotelboy sah mich neugierig an: »Natürlich wusste er es. Wer denkst du, hat mir den Beschwörungszauber gelehrt? Erogal hat mich ausgebildet. Er war zwar dagegen, dass ich diese Aufgabe übernahm, aber die anderen Meister haben mich darum gebeten. Ich möchte nicht, dass du mich für arrogant oder angeberisch hälst, aber es ist eine Tatsache, dass ich mehrere Jahre jünger aussehe, als ich bin. Man suchte einen Typ, der als Hausboy mit der Betonung auf Boy durchging und in der Lage war, die betreffenden Informationsquellen zu verführen. Man suchte mich. Erogal war der einzige, der meinte, man dürfe mir diese Aufgabe nicht auferlegen, man dürfe niemanden diese Aufgabe auferlegen. Die anderen Meister sind keine gewissenlosen Monster. Sie gaben Erogal recht und schämten sich für die Idee. Doch ich sagte
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