Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
gestorben war und von einem Drachenbaby gerettet wurde?
Gerettet - Manch einer hätte dies anders gesehen, denn dir Rettung bestand darin, dass sich der Drache mit Gilfea vereinigte. Es gab Stimmen, die soetwas als ein gewaltsamen, monströsen und unnatürlichen Akt bezeichnet hätten. Nicht so Gilfea. Für ihn war jener Tag eine Art zweiter Geburtstag. Es war der Tag, an dem ihm ein neues Leben und den besten Freund der Welt geschenkt wurde.
Dieser Freund war natürlich Mithval, der Mithrildrache. Außer Gilfea wusste niemand, dass Mithval ein Mithrildrache war. Mithval zog es vor, sein wahre Wesen zu verbergen, bis die Zeit gekommen war, um der Welt die Ankuft des einen Drachens, des Drachens aller Drachens, zu zeigen. Nicht, dass Mithval unter einem Messiaskomplex litt. Sein ganzes Auftreten widersprach allem, was man von einem ernsthaften Erlöser erwarten würde. Ernsthaftigkeit, genaugenommen das Fehler von Ernsthaftigkeit, war Mithvals dominantester Karakterzug. Die meisten Drachen tendierten zu einer gewissen Lockerheit, Mithval aber, war nicht nur locker, er war völlig losgelöst. Er war mit Abstand der albernste Drache, den Daelbar jemals erlebt hatte.
»Mithval?« , Gilfea sandte seine Gedanken an seinen Drachen aus.
»Ich bin hier.« , kam prompt die Antwort. Mithvals Stimme war kräftig, irden und fruchtig, wie ein satte Wiese oder ein übervoller Obstgarten mit Bäumen, deren Äste fast unter der Last der Früchte zu brechen drohten.
»Ich höre deine Stimme so gerne.« , antworte Gilfea und sandte Mithval mit seinem Geist ein Bild der Schneeflocken die vor seinem Fenster tanzten.
»Ich weiß!« , antwortete Mithval und schickte statt eines Bildes ein lustiges, geradzu komischen Gefühl zu Gilfea. Seine Seele musste kichern. Mithval wusste immer, wie er seinen Freund und Partner aufmuntern konnte. Er fühlte, dass Gilfea in einer melancholischen Stimmung war, denn es waren auch seine Gefühle. Gilfea war Mithval und Mithval war Gilfea. Ihre Verbindung hatte sie zu einem Wesen vereint. Eine Bindung, die weit über Freundschaft hinaus ging. Sogar bis über den Tod.
»Wie lange hast du noch Dienst?« , fragte Gilfea immer noch kiechernd.
»In einer halben Stunde löst mich Guldur ab. Goldlöckchen hat Nachtschicht«
Den Spitznamen Goldlöckchen hatte Guldur dem Umstand zu verdanken, dass er ein goldener Drache war, dessen Schuppen im Sonnenlicht wie Locken glänzten. Er hasste seinen Spitznamen und knurrte Mithval jedes mal scherzhaft an, wenn jener ihn mit seinem Namen aufzog. Genaugenommen war er einer von zwei Golddrachen. Der andere war Fingolf, ein steinalter Haudegen und Freund von Mithval, Guldur und natürlich auch ihren Reitern. Guldur war Franciscus Drache oder Franciscus die Seele von Guldur. Franciscus, Tom, Xurina, kurz Xu, und Mithrandor waren Gilfeas engste Freunde. Bis auf Tom waren sie alles Drachenreiter.
Was Mithval mit Nachtschicht meinte, war der Dienst im Heizkraftwerk. Daelbar war eine morderne Stadt. Jedes Haus, jede Drachenhöle besaß Fernwärme. Um aber Wärme verteilen zu können, muß man sie erst erzeugen. An dieser Stelle kamen die Drachen ins Spiel. Aus Respekt vor den normalen Bewohnern Daelbars und um wenigsten symbolisch etwas von der freien Versorgung der Drachen und ihrer Reiter der Gesellschaft zurück zu geben, wechselten sich alle Drachen als Hochleistungsbrenner für die Strom- und Heizkraftwerke Daelbars ab. Drachen konnten nämlich nicht nur magisches kaltes Feuer, sondern auch echte heiße, wirklich heißt Flammen speien. Es brauchte eine Weile, bis Magier und Materialforscher einen Stoff gefunden hatten, der dem Drachenfeuer widerstand und als Wärmetauscher verwendet werden konnte.
Diesen Abend hatte Mithval zusammen mit Galdorin, der Grasdrachendame Mithrandors, Heizdienst. Sie hockten in Heizkraftwerk Süd Block II und spien Feuer was das Zeug hielt. Neben dem gesellschaftlichen Askpekt hatte diese Tätigkeit noch einen anderen, sehr praktischen Aspekt. Ythlingas, Xus Drach, Guldur, Galdorin und Mithval waren noch sehr junge Drachen. Kontrolliertes Feuerspeien will gelernt sein und intensiver bedarf der Übung.
Gilfea schaute nach wie vor aus seinem Fenster, doch hatte sich sein Gesichtsausdruck geändert. Die nachdenklich und melancholische Mine hatte einem glücklichen und zufriedenen Ausdruck Platz gemacht. Gilfea sah gerade den herabrieselenden Schneeflocken zu und bewurderte ihre Schönheit, als es an seiner Tür klopfte. Eingentlich
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