Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
Statt Freiheit Sklaverei, statt Frieden Kampf, satt Aufbau Zerstörung und statt Liebe Hass! Seid der letzten großen Schlacht sind wir, die Gilde der Wächter , damit beschäftigt diese Welt zu schützen. Wir wachen darüber, dass das Böse nicht wieder Fuß fassen kann und bekämpfen es überall dort, wo es uns begegnet. Aber der Kampf ist gefährlich und mühsam. Aber da ist noch etwas anderes...«
Eorgal D'Santo schaute mich auf eine Weise an, dass ich eine Gänsehaut bekamm, dann fuhr er fort: »Es gibt dich! In all den Jahrhunderten wurde das Erbe der Istarilari in deiner Familie weitergegeben. Dort schlief es, bis es wieder benötigt wurde. Segato, du bist ein Omen! Das Erwachen des Erbes in dir ist ein Zeichen. Das Böse kehrt zurück! Nach fünftausend Jahren ist die Zeit gekommen, in der sich die Gilde beweisen muß. Ein Sturm wird kommen und er wird zeigen, wer stärker ist, das Gute oder das Böse.«
»Rache? Immer! Man muß nur bereit sein den Preis dafür zu bezahlen.«
V LADIMIR M ARSAKOV auf dem Weg zum Schaffot nachdem er eines sechsfachen Fememordes für schuldig befunden wurde.
Ich hatte es schon erzählt: Mein Zimmer war erschreckend klein, viel kleiner, als ich es erwartet hatte. Überhaupt war alles deutlich anders, als ich es erwartet hatte.
An jenem denkwürdigen Abend, als ich ein Mitglied der Gilde wurde, sprach ich noch mit Erogal D'Santo bis tief in die Nacht. Er erklärte mir viel, aber nicht so viel, dass mein Wissensdurst auch nur ansatzweise gestillt wurde. Die Sonne war längst wieder aufgegangen, als wir die Bibliothek verließen. Ein Diener kam und brachte mich in jenes erschreckend kleine Zimmer. Es war wirklich alles anders als ich erwartet hatte. Aber was hatte ich erwartet?
Ich hatte dieses Haus als Prado Cassanter, Taschendieb und Sohn einer Hure, betreten. Aber Prado Cassanter existierte nicht mehr. Ich war Segato G'Narn, Akolyth 1. Stufe der Gilde. Ich war ein Nachkomme der Istarilari, einem Echo der Märchen und Sagen der Vergangenheit. Mein Leben hätte keine härtere Wendung nehmen können, als diese.
Ich hockte auf meinem Bett und ließ den Blick über mein Zimmer, dass eher eine Klosterzelle entsprach, schweifen. Bett, Schreibtisch, Schrank. Eine unendliche Einsamkeit überkam mich, was völlig widersinnig war, da ich allein auf der Straße als Dieb eigentlich viel einsamer war. Oder nicht? Ich fühlte mich, als wenn tonnenschwere Gewichte auf meiner Schultern gepackt worden waren. Wie sollte ich gegen das Böse in der Welt kämpfen? Ich war fast noch ein Kind. Ich war gerade einmal 16 Jahre und der einsamste Junge der Welt.
Ich legte mich auf mein Bett, starrte die Decke an und fing an leise zu weinen. Ich wusste noch nichteinmal warum ich weinte. Ja, das Zimmer war klein. Es war ein Zimmer von vielen dieser Art, denn es war ein Zimmer des Schuldormitoriums. Zum waschen musste ich den Gang herunter in die Gemeinschaftsduschräume gehen. Ja, ja und nochmals ja, das Zimmer war klein - Aber es war meins!
***
Der nächste Tag sah schon besser aus. Man ließ mich ausschlafen. Am späten Vormittag zeigte mir ein Diener, die für mich wichtigen Teile des Hauses. Ich lernte meine Lehrer kennen und wurde von Erogal D'Santo dem Präfekten der Gilde vorgestellt.
»Ah, du bist also unser neuer Schüler?«, fragte der Präfekt rethorisch, »Wie mir mein Sekretär erläuterte, sollst du sehr begabt sein. Du mußt einen unserer Meister sehr beeindruckt haben. Es kommt sehr selten vor, dass ich persönlich von ihnen gebeten werde, einen neuen Schüler aufzunehmen und ihn zudem noch zum Mündel der Gilde zu erklären. Hoffen wir, dass du dich dieser Ehre als würdig erweißt!«
Der Präfekt wusste natürlich weder, dass Erogal D'Santo ein Meister war, noch wusste er, welche Begabung wirklich in mir schlummerte. Auch die Formulierung »persönlich von den Meistern gebeten« war mehr als geprahlt und entsprach nicht ganz der Wahrheit. Die Gildemeister blieben immer unbekannt. Wenn sie den anderen Mitgliedern der Gilde etwas mitteilen wollten, dann benutzten sie spezielle magische Bücher. Erogal zeigte mir die Exemplare Crossars, als es darum ging von anderen Meistern mit für mich wichtigem Wissen unterwiesen zu werden. Die Bücher der Verbindungen wurde in dem verschlossenen Bücherregal der Bibliothek aufbewahrt. Je nachdem, welche Seite man wählte, konnte man mit einem Meister oder einem anderem Buch der Verbindungen kommunizieren. Jede Seite war mit geheimnisvollen
Weitere Kostenlose Bücher