Drachenblut 2 - Linien | textBLOXX
magischem Glyphen bedruckt, dessen Sprache nur noch sehr wenige beherrschten. Schlug man eine bestimmte Seite auf und berührte sie mit dem Handrücken, glühte sie auf und verband sich mit dem entsprechenden Geist des jeweiligen Meister, um einerseits ihm jedes gesprochene Wort zu übermitteln und die Antworten des Meisters als Schrift auf der Seite erscheinen zu lassen. War das Gegenstück ein anderes Buch lief die Kommunikation etwas anders. Mit einer speziellen Tinte konnte man auf der entsprechenden Seite schreiben, ohne dass Spuren von der Tinten auf dem Papier blieben. Das Geschriebene erschien dann nicht nur auf der eigenen, sondern auch auf der Seite des fernen Buchs.
Das war soweit das, was allgemein in der Gilde über diese Bücher bekannt war. Die Bücher konnten aber mehr. Sie konnten nämlich auch die Sprache des Meisters übertragen. Da aber die Gefahr bestand, an der Stimme erkannt zu werden, wurde diese Kommunikation nur von den Meistern untereinander verwendet. Und von mir. Meine speziellen Lehrer erklärten mir mit ihrer echten Stimme, was ich wissen musste.
Ich hielt dieser Art der Kommunikation für recht rückständig. Es gab weit moderne Techniken. Nicht alles was Technik war, war schlecht. Insbesondere die Maschinen der U.T.U, der Unabhängigen techonologischen Union waren nicht per se schlecht. Ich sprach Erogal D'Santo darauf an und fragte, warum man nicht einfach Datenpads mit Verschlüssungssystemen verwendete. Mein Mentor, denn als das betrachtete ich Erogal D'Santo, lächelte und meinte, es wäre zu gefährlich. Eine Datenübertragung könnte abgehört und schlimmstenfalls sogar entschlüsselt werden. Außerdem bestand immer die Gefahr, dass Sender und Ziel geortet werden könnte. Wusste man erst, wer mit wem sprach, wusste man möglicherweise auch, wer welche Funktion in der Gilde besaß. Die magischen Bücher der Verbindungen besaßen keinen dieser Nachteile.
Ich merkte sehr schnell, dass ich viel zu lernen hatte. Wobei »viel« ein viel zu schwacher Begriff ist, denn mein Lehrplan sah mörderisch aus. Ich lernte vermutlich alles, was man überhaupt lernen konnte. Ich wurde in lebenden und toten Sprachen, in Literatur, Philosophie, Politik, Mathematik, Physik und Chemie unterrichtet. Man erklärte mir den Unterschied zwischen Zauberei und Hexerei. Man führte mich in die unterschiedlichen Arten der Magie ein. Ich lernte mit der gleichen Selbstverständlichkeit magische Runen zu zeichnen, wie ich lernte ein Datenpad zu programmieren. Die Gilde war nicht technikfeindlich. Ob Magie oder Technik war schlicht eine Frage der Ökonomie.
Was sich dann auch an einer eigenwilligen Veränderung an meinem Körper manifestierte. Mir wurde ein PDA implantiert. Die Gilde verfügte über einen erstaunlichen Resourcenreichtum. Mein PDA war gerade einmal walnußgroß, wurde direkt mit meinem Hirn verbunden und benötigte keine Energiequelle. Das Gerät war ein Meisterwerk moderner »Wetware«. Es bezog sein Energie aus meinen Blutgefäßen, wie ein Muskel oder eine Nervenzelle. Es besaß einen Stoffwechsel, verfügte aber über keine Intelligenz. Vielmehr erweiterte es mein eh schon großes Erinnerungsvermögen, untersützte meine kognitiven Fähigkeiten und war vor allen Dingen eine intelligente Datenbank. Das ganze passierte völlig unbewußt. Wenn ich einen Text in einer fremden Sprache las, übersetzte mein PDA den Text in Echtzeit. Allerdings war mein PDA nach der Implantation leer. Mir blieb also nicht erspart, die Sprache trotzdem zu lernen, was mir mit Hilfe des Gerätes aber wesentlich leichter fiel als ohne. Eine einmal gelernte Vokabel wurde niemals vergessen.
Wenn man jetzt glaubt, ich verbrachte die meiste Zeit an einem Schreibtisch, dann unterliegt man einem Irrtum. Es standen nämlich auch alle Arten von Kampftechnik auf dem Stundenplan. Ich lernte mit dem Schwert, meinen bloßen Fäusten, mit einem Plasmagewehr und allen möglichen anderen Dingen zu kämpfen. Die Hälfte meiner Ausbildung bestand aus Sport, Kraft- und Kampftrainig. Und damit war mein Ausbildungsplan immer noch nicht zu Ende. Persönlichkeitsentwicklung hieß das letzte, aber nicht das unwichtigste Thema, in dem es darum ging sich seiner selbst ständig bewußt zu sein und nur das von sich Preis zu geben, was man wollte. Ich lernte meine Körpersprache bewußt einzusetzen und die eines Gesprächspartners genau so zu lesen, wie ich seine Worte hören konnte.
Persönlichkeitsbildung Als Mitglied der Gilde wurde von
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