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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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nicht preisgeben, ohne zu kämpfen.
    »Wir müssen anlegen und Feuer machen«, erklärte
Bjaelfi, der zu uns trat, um sich die tiefe Schnittwunde in Ref Steinssons Arm anzusehen.
    »Nein«, sagte ich, »es sei denn, du sehnst dich nach einem Kampf mit Wladimirs Slawen.«
    »Thorgunna muss richtig versorgt werden«, fügte Thordis hinzu. »Dazu brauchen wir heißes Wasser und etwas Zeit.«
    Damit löste sie einen ziemlich schweren Seegang bei mir aus, aber ich steuerte dagegen, trotz ihres finsteren Gesichts.
    »Wir können nicht anhalten. Bjaelfi soll einfach tun, was er kann.«
    »Das habe ich schon«, sagte der Heiler mürrisch und durchwühlte einen der Beutel an seinem Gürtel. »Thordis hat recht.«
    Er unterbrach sich, öffnete ein kleines Fläschchen und tröpfelte etwas von dem Inhalt in die Wunde auf Refs Arm; der Schmied wurde blass und biss sich auf die Lippen, dass sie bluteten, während Bjaelfi die Wunde mit einem Lappen verband, der Holzkohle und heilende Runen enthielt.
    »Ein Saft aus zerdrückten Ameisen«, sagte Bjaelfi und schlug Ref herzhaft auf die Schulter. »Das und die Runen von Klepp. Der macht nie einen Fehler, das wird die Fäulnis verhindern.«
    Ref brummte traurig vor sich hin. Er hatte seine Seekiste und sämtliches Werkzeug verloren, das er zum Teil selbst angefertigt hatte. Dagegen zählte der mögliche Verlust eines Armes fast gar nichts.
    »Sie wird sterben«, sagte Thordis mit Überzeugung und sah mich an, bis ihre Augen meine kalte Vernunft durchdrungen und mein Herz erreicht hatten. Endlich nickte ich.
    »Es war einmal ein Mann …«, piepste eine Stimme, aber noch ehe sie ein weiteres Wort hervorbringen konnte, hörte
man ein lautes Klatschen, und Krähenbein flog Hals über Kopf rückwärts und landete in einer Gruppe von Ruderern, die ihn laut protestierend wegschubsten.
    Krähenbein rappelte sich auf und rieb sich das Ohr, dann hüllte er sich wieder in seinen weißen Pelz ein. Seine Augen füllten sich mit Tränen, vermutlich eher aus verletztem Stolz als vor Schmerz. Thordis ging zu ihm und warf Finn einen strafenden Blick zu.
    »Jetzt nicht, Junge«, knurrte Finn und blies auf seine verschorften Fingerknöchel, die wieder aufgesprungen waren. Hauk Schnellsegler lachte und schüttelte den Kopf über Finns Kühnheit.
    »Hel wird sich das nicht bieten lassen«, sagte Onund ruhig, »und wenn dieser ungewöhnliche junge Mann es sich jetzt in den Kopf setzt, dich mit einem Zauberfluch zu belegen, dann hast du es wegen dieser Ohrfeige verdient. Mir jedenfalls gefallen seine Geschichten.«
    »Er soll verrecken«, knurrte Finn. »Ich musste gerade wieder daran denken, wie wir überhaupt in diese Situation gekommen sind – das haben wir doch nur seinem Übereifer mit der Axt zu verdanken. Und seine Geschichten sind immer wie diese Zitronenfrucht aus Serkland, die so süß aussehen, bei denen sich einem aber alles zusammenzieht, wenn man sie isst. Außerdem – könnte ich noch mehr verflucht sein, als ich es ohnehin schon bin?«
    Die Männer, die diesen letzten Satz gehört hatten, stöhnten auf, schüttelten die Köpfe und berührten ihre Talismane und Amulette – trotz ihrer Bewunderung für diesen Mann, der in Serkland Zitronenfrüchte gekostet hatte. Dies war in der Tat kein Thema, über das man sprach, wenn die Möglichkeit bestand, dass die Götter zuhörten.
    Die Großmutter vom roten Njal hatte natürlich auch dazu etwas zu sagen.
    »Wenn du die Götter flüstern hörst, schleudere deinen Speer nach ihrem Atem«, sagte er.
    Kurz darauf glitten wir um die nächste Biegung dieses schwarzen Flusses, der wie betrunken hin und her torkelte, und dann sahen wir in der Ferne Rauch. Wir hielten auf diese grauen Fahnen zu, doch zunächst mussten wir eine weitere Biegung meistern, in der wir die schwerfällige Strug fast rückwärts rudern mussten, so scharf war die Kurve, dann sahen wir einen Sandstrand, hinter dem sich, etwas erhöht, einige Jurten befanden.
    Ich stand im Bug der Strug und hob beide Hände, um zu zeigen, dass ich unbewaffnet war, und ich musste aufpassen, dass ich das Gleichgewicht nicht verlor; doch die Bewohner der kleinen Siedlung liefen mit lautem Geschrei davon. Hinter mir verborgen stand allerdings Fisch, der vorsorglich den Pfeil an die Sehne gelegt hatte.
    Wir näherten uns langsam, wir wollten das Boot nicht an den Strand ziehen, denn Gisur hatte zu bedenken gegeben, dass wir sie im Ernstfall nicht schnell genug wieder ins Wasser bekommen würden. Also

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