Drachenboot
sieht es gern, wenn seine Schafe gerissen werden. Er versprach, dem Bären am nächsten Tag das Pferd zu übergeben, wenn er an diesem Abend noch das Holz nach Hause bringen dürfe. Der Bär ließ sich darauf ein, und Wladimir fuhr mit seiner Ladung nach Hause, obwohl er mit diesem Handel alles andere als zufrieden war, wie man sich vorstellen kann. Da traf er einen Fuchs.«
»Jetzt reicht es!«, brüllte eine vertraute Stimme, bei der selbst die Stare am Ufer erschrocken aufstoben.
»Bist du das, Kveldulf?«, rief Finn zurück. »Ich höre mit meinem einen Ohr, dass es etwas gibt, das ich besitze und du gern hättest. Es könnte sein, dass ich dir, wenn der Junge mit seiner Geschichte fertig ist, einen Priester zum Geschenk mache.«
»Von dem Schwert habe ich gehört«, kam die gebrüllte Antwort. »Mit dem werde ich dir dein anderes Ohr abschneiden …«
»Der Fuchs«, fiel Olafs Stimme Kveldulf ins Wort, »fragte Wladimir, warum er so bedrückt sei, und der Mann erzählte ihm von seinem Handel mit dem Bären. ›Überlass mir deinen fettesten Hammel, und ich werde dich von dem Versprechen befreien, das garantiere ich dir‹, antwortete der Fuchs, und der Mann schwor ihm, es zu tun. Der Fuchs indes hatte einen klugen Plan ausgeheckt. Wenn Wladimir mit dem Pferd ankäme, würde er aus seinem Versteck heraus Lärm machen, und wenn der Bär dann fragte, was los sei, sollte der Mann sagen, da sei ein Bärenfänger mit Pfeil und Bogen.«
Als Krähenbein sich kurz unterbrach, um tief Luft zu holen, war es so still, dass man das Wasser unter dem Kiel glucksen hörte.
»Am nächsten Tag passierte genau das, was der Fuchs vorhergesagt hatte. Als der Bär von dem Jäger mit dem Bogen erfuhr, bekam er große Angst. Die Stimme im Wald fragte den Mann, ob er schon Bären in der Gegend gesehen habe. ›Sag nein!‹, bat ihn der Bär, und der Mann tat es. ›Und was ist das da neben deinem Schlitten?‹, fragte die Stimme aus dem Wald. ›Sag, es sei ein alter Baumstumpf‹, bat der Bär, und wieder tat der Mann ihm den Gefallen.«
»Die Geschichte kenne ich«, sagte der kleine Eldgrim hocherfreut hinter mir, aber alle zischten, er solle still sein, denn die Geschichte hatte uns in ihren Bann geschlagen,
obwohl uns der Schweiß ausbrach bei dem Gedanken, was hinterher möglicherweise passieren könnte.
»Die Stimme im Wald sagte, solche Baumstümpfe könnte man gut auf den Schlitten rollen und als Feuerholz mitnehmen«, fuhr Krähenbein fort. »Ob Wladimir dazu Hilfe brauche? ›Sag, du kannst das allein, und rolle mich auf deinen Schlitten‹, sagte der Bär, und auch das tat der Mann. ›Binde ihn gut fest, damit er nicht herunterfällt‹, sagte die Stimme aus dem Wald. ›Brauchst du dazu Hilfe?‹ ›Sag, du kannst mich allein festbinden‹, verlangte der Bär, und der Mann band ihn fest. ›Du musst eine Axt in den Baumstumpf schlagen«, sagte die Stimme aus dem Wald, ›damit du den Schlitten auf den steilen Bergwegen ins Tal hinabsteuern kannst.‹ ›Jetzt tu schnell so, als schlügest du deine Axt in mich hinein‹, bat der Bär.«
Auch wenn die Spannung fast so spürbar war wie der Nebel um uns, mussten einige der Männer lachen, als sie ahnten, was jetzt kommen würde.
»Da nahm der Mann seine Axt«, sagte Krähenbein, »und mit einem Hieb spaltete er dem hilflosen Bären den Kopf. Dann gingen der Mann und der Fuchs heim zu Wladimirs Hof, wo Wladimir versprach, den fetten Hammel aus dem Stall zu holen. Als er wiederkam, trug er einen Sack, in dem sich etwas regte, und dem Fuchs tropfte schon das Wasser von den Lefzen, denn es war ein harter Winter gewesen. ›Jetzt gib mir, was du mir schuldig bist‹, sagte der Fuchs. Wladimir band den Sack auf, aus dem zwei rote Jagdhunde geschossen kamen. Der Fuchs sprang auf, zu geistesgegenwärtig, um sich so fangen zu lassen, aber mit bitterer Stimme rief er: ›Gut gemacht, aber schlecht bezahlt. Die schlimmsten Feinde sind die, denen du als Ehrenmänner vertraust.‹«
Wieder kehrte Stille ein, und alle schienen dem Plätschern des Wassers am Boot zu lauschen.
»Du hast dich nicht wie ein Prinz verhalten«, fuhr Krähenbein schließlich fort, und es klang wie eine Ohrfeige. »Ich bin auch ein Prinz, und meine Mutter war eine Prinzessin. Und sie hat mir Benehmen beigebracht, Prinz Wladimir. Ich hielt dich für einen Freund, genau wie Jarl Orm. Dankst du deinen Freunden so für ihre Hilfe?«
»Ich erinnere mich an deine Mutter, Junge«, brüllte Kveldulf, aber
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