Drachenboot
wateten Finnlaith und Hauk mit Leinen an Land und machten sie fest, und allmählich kamen die Bewohner vorsichtig näher.
Es waren Chasaren, die mit ihren Herden hier überwinterten. Als sie sahen, dass das, was in unseren Händen blitzte, Silber war und keine Waffen, vergaßen sie ihr Misstrauen, und wir konnten Thorgunna an Land bringen und in eine der Jurten tragen, deren Wohnlichkeit mich überraschte. Und fast genauso überraschend war die Tatsache, dass ich mit Münzen bezahlte, auf denen der Kopf eines gewissen Valentin war, der einst über das mächtige Rom geherrscht hatte.
Wir blieben den ganzen Tag und die Nacht, umgeben von einer Behaglichkeit, die wir fast vergessen hatten: dem
Anblick trocknender Zöpfe von Knoblauch und Zwiebeln, gerupfter Enten und gehäuteter Hasen, dem Geruch nach verbranntem Haar und versengten Federn, dem Knurren von Hunden, die sich um Abfälle balgten.
An diesem Abend hielt Klepp Spaki stolz eine Laus zwischen den Fingern und erklärte, wenn er wieder Läuse habe, wisse er auch, dass er noch am Leben sei.
Wir kannten keine Sprache, die diese Chasaren verstanden hätten, obwohl wir zusammen über Griechisch, Latein, unser Nordisch, ein wenig serkländisches Arabisch und sogar ein paar Brocken von der Sprache der Kriwitschen und der Tschuden verfügten. Diese Chasaren hatten ihre eigene Sprache, von der einige glaubten, es sei dieselbe, die Attila vor langer Zeit gesprochen hatte, die aber niemand von uns kannte. Sie sprachen auch die Sprache der Juden, aber davon kannten wir nur die derben Flüche, die wir von Morut gelernt hatten.
Trotzdem ist der Handel eine Sprache, die alle verstehen, also hatten wir bald etwas zu essen und sogar etwas grünen Wein, auf den Finn sich sofort stürzte, doch vor allem erfuhren wir, dass das Eis in der Mitte des Asowschen Meeres angefangen hatte zu schmelzen, denn es war vollkommen zugefroren gewesen. Das bedeutete, dass es dort jetzt eine Strömung gab, die das Eis am engsten Teil aufgebrochen hatte, dort, wo es ins Schwarze Meer übergeht.
»Also kommen wir dort auch hinaus«, strahlte Gisur, der sich einiges Wissen darüber angeeignet hatte. »Jetzt können wir hinfahren, wo du willst, Jarl Orm.«
Onund räusperte sich vernehmlich. »Solange wir nahe genug an der Küste bleiben – damit wir notfalls schwimmen können. Ich habe nicht allzu viel Vertrauen in diesen schwimmenden Baumstamm.«
Am nächsten Morgen scheuchte ich alle frühzeitig auf,
und wir beluden unser Boot mit Vorräten. In der Nacht hatten wir die Brüder Björnsson begraben. Wir hatten sie unter den Augen der Chasaren noch einmal neu eingehüllt, damit sie sahen, dass wir ihnen keine wertvollen Gegenstände mitgaben und dass es sich nicht lohnte, die Gräber zu schänden. Wir hatten sie ohne Waffen oder Armreifen begraben, aber ich hatte öffentlich das Versprechen gegeben, ihren Anteil an dem Silber ihrer Mutter zukommen zu lassen, und hoffte, ihre Folgegeister würden damit zufrieden sein.
Doch Kvasir war noch immer bei uns, ich wusste nicht, wo er seine letzte Ruhestätte finden würde. Bis Ostgotland würden wir ihn nicht mitnehmen können, aber darüber hatte Thorgunna auch ein Wort mitzureden, und die war noch immer leichenblass und schlief, als wir sie in den geschützten Bug des Schiffes zurücktrugen.
Wir stießen ab und fuhren hinaus in die Mitte des Flusses, während die Kinder des Dorfes am Ufer hin und her rannten und lachend mit Stöcken nach uns warfen, während ihre Eltern uns freundlich hinterherwinkten.
Langsam und keuchend vor Anstrengung brachten wir das Boot um die Biegung und setzten unsere Reise auf dem schwarzen Fluss fort. Die Riemen pflügten durch den dünnen Brei aus Eiswasser, und am Ufer verdichtete sich das Gestrüpp aus Birken und Weiden. Ich wartete, bis die Rauchfahnen des chasarischen Dorfes verschwunden waren, dann wandte ich mich um und fiel beinahe über Krähenbein, der über meine Schulter gestarrt hatte.
»Was ist?«, fragte ich, denn ich dachte, er habe Finns Ohrfeige noch immer nicht verschmerzt. »Ärgere dich nicht zu sehr über Finn; eigentlich hat er dich ganz gern, aber er braust halt leicht auf …«
»Nein«, sagte er und sah noch immer über meine Schulter,
»daran denke ich gar nicht mehr – obwohl ich eines Tages dafür Wergeld von ihm verlangen werde. Nein, ich beobachte die Vögel.«
Ich drehte mich um und spähte in den tief hängenden Nebel. Über uns flogen Enten in Pfeilformation.
»Es ist gut,
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