Drachenboot
Hose bekleidet, ein bärtiges Gesicht mit weit offenem Mund, und schwang einen großen Schildbrecher.
Wie zwei Wölfe kreisten Finn und Kvasir ihn von beiden Seiten ein, und während der Bärtige seinen zottigen Kopf drehte, um zu entscheiden, welchen von beiden er sich zuerst vornehmen sollte, schoss Finn mit seinem römischen Nagel vor, und Kvasir kam von der anderen Seite mit der Axt, obwohl sein erster Hieb um einen Fuß zu kurz war. Doch es spielte keine Rolle, denn sie waren zu zweit gegen einen.
Als sie sich keuchend trennten, sah ich, dass der Mann, den sie in Stücke gehackt hatten, Amundi war, den wir Raufbold nannten. Noch vor drei Jahren hatten wir mit ihm zusammen am Feuer gelacht und Bier getrunken.
»Damit wäre der auch erledigt!«, sagte Finn und stieß ihn mit der Fußspitze an. Dann sah er Kvasir an und sagte ernst: »Du brauchst mehr Übung mit der Axt.«
Ich hatte in dem Kampf nichts weiter getan, als zwei Sklaven anzufauchen und sie mit meinem Schwert einzuschüchtern, als sie Holzäxte aufheben wollten, doch dann überlegten sie es sich und ließen sie wimmernd wieder fallen. Jetzt sah ich den neuen Eingeschworenen zu, wie sie das machten, was sie am besten konnten. Ich beobachtete sie aus einiger Entfernung und versuchte, sie einzuschätzen, denn diese Mannschaft bestand zum größten Teil aus neuen Männern. Aber irgendwie wirkten sie auch wie eine alte Mannschaft, denn sie benahmen sich wie eine Meute von Jagdhunden, die zu lange eingesperrt gewesen war und jetzt losgelassen wurde.
Hleni Brimill, der rote Njal und Hauk Schnellsegler waren alte Eingeschworene, und doch rasten sie durch das Lager,
trunken vor Mordlust, und die verängstigten Gesichter stachelten sie noch mehr an. Auch die anderen bewiesen, dass Raubzüge ihnen nichts Neues waren, und obwohl ich das alles schon oft mitgemacht hatte, dieses Mal schien es mir besonders grausam und blutrünstig. Ein rachsüchtiges Gemetzel unter schreienden Weibern und sterbenden Kindern.
Ich sah, wie Klepp Spaki beim Anblick dessen, was von Amundi Raufbold noch übrig war, sich vorbeugte und, die Hände auf die Oberschenkel gestützt, kotzen musste. Jetzt sah er die harte Wahrheit hinter seinen ruhmreichen Inschriften für die tapferen Krieger, die nie wieder nach Hause zurückkehrten.
Ich sah auch, wie Thorkel und Finn im Matsch lachend hinter zwei Schweinen herjagten, was ziemlich dumm war. Auf dieser Reise brauchten wir kein Vieh, wir hatten genug Verpflegung für das, was wir vorhatten.
Die anderen hatten Tod und Verderben hierhergebracht. Es starben Frauen und Sklaven, entweder sofort oder nachdem sie missbraucht worden waren, und selbst vor kleinen Kindern machten sie nicht Halt.
In der dunklen, verräucherten Halle warfen die Männer Bänke um, rissen die Behänge herunter und verfluchten und schlugen die Sklaven, während sie nach Beute suchten. Als sie mich sahen, wurden sie still und hielten inne. Ospak, Tjorvir und Thorst Silfra hörten auf herumzustöbern, wie drei Jungen, die man beim Äpfelklauen erwischt hatte. Sie hatten sich eine halb nackte, schreiende Sklavin vorgenommen und ließen jetzt nur von ihr ab, weil ich gesagt hatte, sie sollten die Frauen in Ruhe lassen, bis wir sicher sein konnten, dass alle Männer tot seien.
Finn vergaß sich völlig – ausgerechnet er. Wie ein Betrunkener, dem man das Bier verweigert, tauchte er mit
dem Kopf in ein Fass und wäre wohl darin ertrunken, als ich ihn vor dem Jungen rettete, der versuchte, seine Mutter zu rächen. Da Finn sie schon umgebracht hatte, ehe er sie draußen im Hof auf einen toten Ochsen geworfen und gebumst hatte, war es eigentlich sinnlos, aber ich musste den Jungen töten, denn er stand mit dem Sax hinter Finn, der keine Rückendeckung hatte.
Einige behielten einen klareren Kopf. Runolf Hasenscharte kam in das Chaos der Halle gerannt und zerrte einen sich wehrenden Sklavenjungen mit, dem er eine solche Ohrfeige versetzte, dass er mir vor die Füße fiel und fast im offenen Feuer gelandet wäre. Ich sah den Jungen an, er sah mich an, und mich durchfuhr es wie ein Blitz.
Jeder vernünftige Mensch schneidet seinen Sklaven das Haar ab – es beugt Läusen vor und erinnert sie daran, wer sie sind –, aber diesem Jungen war der Kopf rasiert worden, und zwar sehr schlecht, denn zwischen dem Grind auf seinem Kopf standen noch Haarbüschel ab, die wie dreckiges Stroh aussahen. Er trug einen eisernen Halsring, und ich wusste, es würden Runen darauf sein, die ihn
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