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Drachenboot

Drachenboot

Titel: Drachenboot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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ebenso wie Finnlaith, der, wie ich bemerkt hatte, ein geschickter Jäger war. Die anderen hatten gute Klingen, Äxte oder Speere, ein paar Schwerter. Alle Klingen waren mit Schaffett gegen Rost geschützt.
    Es waren unerschrockene Männer, tapfere Männer, viele in schlechten Kleidern oder gar in Fetzen, aber sie pflegten ihre Waffen mit derselben Sorgfalt, wie Mütter ihre Kinder pflegen, und was immer sie auch vorher getan haben mochten, jetzt hatten sie den Eid abgelegt, der sie aneinander band. Rudergefährten der Eingeschworenen.
    Daran erinnerte ich sie, und gleichzeitig sagte ich ihnen, dass sie sich das Plündern und die Frauen bis zum Schluss aufheben sollten, wenn sie sicher waren, dass alle Männer, die kämpfen konnten, tot waren. Sie brummten und knurrten, und in der Dunkelheit sah man ihre Zähne und Augen leuchten.
    Dann trat Finn vor, ein Anführer, genau wie Kvasir. Aber
Kvasir sagte in solchen Momenten in aller Regel nicht viel, und diesmal schien er noch tiefer in Gedanken versunken als sonst. Ich vermutete, weil Thorgunna dabei war. Eine Frau ist immer ein Grund zur Sorge.
    »Es ist, wie Jarl Orm gesagt hat«, sagte Finn. »Gehorcht ihm. Gehorcht auch mir und Kvasir dem Sabberer hier, denn wir sind seine rechte und seine linke Hand. Kämpfen und Blutvergießen ist euch nichts Neues, also kann ich mir die übliche Rede ersparen.«
    Er schwieg einen Moment, zog seinen langen römischen Nagel hervor und grinste.
    »Denkt einfach daran: Dies ist Jarl Orm, der den weißen Bären getötet hat. Jarl Orm, der in der Grabkammer von Attila dem Hunnenkönig war und mehr Silber gesehen hat, als ihr in tausend Jahren sehen werdet. Jarl Orm, der mit den Römern gegen die Serkländer gekämpft hat. Jarl Orm, der den Kaiser der Großen Stadt seinen Freund nennt.«
    Mir war das ein bisschen unangenehm, denn nicht alles davon entsprach der Wahrheit. Aber Finns Zuhörer hätten am liebsten ein Freudengeheul angestimmt und auf ihre Schilde geschlagen, wenn es uns nicht darum gegangen wäre, unbemerkt zu bleiben.
    Als wir loszogen, grinste Thorkel mich an und hob grüßend die Axt, und mir wurde bewusst, dass ich tatsächlich eine ganze Menge dieser Taten vollbracht hatte. Ich war jetzt einundzwanzig Jahre auf der Welt und nicht mehr der Junge, für den Thorkel seinen Platz unter den Eingeschworenen aufgegeben hatte, vor sechs Jahren an einem Kiesstrand wie diesem und in einer Nacht wie dieser. Ich griff nach dem Silberring mit dem Drachenkopf an meinem Hals, dem Drachen, der sich in den Schwanz beißt und der mich als einen Mann auswies, der andere anführte.
    Niemand stellte sich uns in den Weg, als wir uns etwas oberhalb von Klerkons Lager versammelten, um zu prüfen, wie viele Krieger hier waren. Doch es kamen keine. Es tropfte von den Bäumen, ein Vogel fuhr erschrocken auf und flog laut krächzend davon, was mir nicht gefiel.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Kvasir, sein Fischatem dicht neben meinem Gesicht. »Früher oder später verraten wir uns, und je heller es wird …«
    Der Himmel war silbern und ging hinter den Hütten aus Weidengeflecht in ein mattes Bleigrau über. Ich richtete mich halb auf und zog mein Schwert, nicht den Runensäbel diesmal, sondern eine gute, zuverlässige Waffe, die mir König Eirik selbst gegeben hatte. Die Parierstange war mit Silber eingelegt, und der Griff endete in einem massiven Ring. Ich hatte auch einen Schild, aber den trug ich nur der Vollständigkeit halber, denn da mir an der linken Hand zwei Finger fehlten, konnte er mir beim ersten heftigen Schlag aus der Hand gerissen werden.
    Auf seinem Nagel kauend, knurrend und mit rotem Gesicht schob Finn sich durch die Bäume, wir anderen folgten ihm. In der Hand trug er den Godi, sein großes Schwert, jedoch keinen Schild. Seine freie Hand brauchte er für diesen Nagel.
    Dann, gerade als die beiden Sklaven, die sich am Waldrand hingehockt hatten, ihn sahen, nahm er den Nagel aus dem Mund, warf den Kopf zurück und stieß ein Heulen aus, dass sich die Haare auf meinen Armen aufstellten.
    Die Eingeschworenen stürmten auf das Lager zu, geschickt und grausam und so dicht aneinander wie die Planken eines Schiffs. Die ersten Sklaven, die entsetzt und mit flatterndem Kjafal stehen geblieben waren, wurden in einem Gewitter aus blutigen Klingen niedergemetzelt, und uns wurde schnell klar, dass es hier keine Krieger gab.
    Bis auf einen, aber der schüchterte uns nicht ein. Er kam aus einer Tür gerannt, mit nichts weiter als einer

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