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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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haben bereits einmal versucht, sich diese Welt Untertan zu machen, und sie werden es jetzt erneut versuchen. Die Dunkelalben sind noch nicht wieder in dieser Welt angekommen, aber es gibt bereits einen Riss in der Atmosphäre. Noch ist er zu klein für sie, aber sie können bereits jetzt Menschen und magische Wesen für ihre Zwecke manipulieren. Ihre negative Kraft war das, was sie gespürt haben.»
    War das der Grund, warum der ihr unbekannte Mann versucht hatte, sie zu erschießen?
    «Warum wollten sie Sie töten?», fragte er übergangslos und sein Tonfall wirkte plötzlich merklich abgekühlt.
    Es dauerte einige Sekunden, bis ihr Gehirn diese Frage verarbeitet hatte. «Himmel, was fragen Sie mich? Ich bin Unfallchirurgin. Verstehen Sie? Ich operiere Verletzte. Menschen. Ich wusste bis zu diesem Moment nichts von irgendwelchen Dunkelalben.»
    Er antwortete nicht. Er sah sie nur an. In seinem Gesicht regte sich kein Muskel und sein Blick blieb kalt. Er war pure arrogante Macht, und sie spürte seine Energie im Wageninneren pulsieren. Seine offensichtliche Stärke verwirrte sie. Genauso wie die seltsamen Dinge, die er ihr erzählt hatte. Dennoch fühlte sich das, was er sagte, richtig an. Zu richtig, um einfach auszusteigen und es zu ignorieren.
    «Die magische Welt hat den Dunkelalben nichts entgegenzusetzen», fuhr er fort. «Wir können sie bis zu einem bestimmten Punkt aufhalten, indem wir Alphas als Schutzschild vor den Menschen und magischen Wesen stehen, die den Dunkelalben absolut hilflos ausgeliefert wären. Aber schlussendlich ist jeder von ihnen manipulierbar. Was genau ihr Ziel ist? Sie wollen die magische Welt durchdringen und uns benutzen. Wenn dies geschieht, ist der Weg frei, den Menschen allergrößtes Leid und Schmerz zuzufügen.»
    Josefine schwieg. Weil ihr beim besten Willen nichts einfiel, was sie darauf erwidern sollte. Ihr Kopf war wie leergefegt.
    Unbewegt sah er sie an. «Um sie aufzuhalten, bedarf es der absoluten Macht. Die bin ich. Der Alpha. Durch meine Macht vermag ich, die magischen Wesen vor der Manipulation zu schützen.»
    «Dann habe ich ja offensichtlich nichts damit zu tun.»
    Sie rieb sich die kalten Hände. Sie fröstelte plötzlich.
    «Ich bin … ein Wandler und ich habe meine zweite Gestalt verloren.»
    War sein Gesicht bis zu diesem Zeitpunkt kalt und unnahbar gewesen, sah sie jetzt unter dieser Maske ein Gefühl aufflammen.
    «Ich weiß, dass Sie ein Wandler sind», murmelte sie leise. Nur was er war, wusste sie nicht. Was um alles in der Welt konnte so mächtig sein?
    Sie kannte die Macht eines Löwen und die eines Wolfes. Zwei große, starke und potentiell tödliche zweite Gestalten. Aber keiner von beiden hatte auch nur annährend seine machtvolle Aura. Was er war, musste deshalb weit außerhalb ihrer Vorstellungskraft liegen und direkt mit dieser Alpha-Geschichte in Verbindung stehen. Je machtvoller das Tier, desto machtvoller der Mensch. So war die ihr bekannte Regel der Wandlerwelt.
    Aber ihr war nicht klar, ob sie der Antwort auf diese Frage gewachsen war, zumindest nicht hier und jetzt nach dieser Informationsflut, die er über ihr ausgeschüttet hatte. Deshalb schwieg sie.
    Er lehnte sich in einer geschmeidigen Bewegung auf dem Fahrersitz zurück und betrachtete sie aus der dadurch entstandenen Entfernung. In seinem ebenmäßigen Gesicht stand jetzt offensichtlicher Schmerz. Das hier war nicht mehr nur das Echo eines Gefühls, das sich aus Unachtsamkeit auf seinen Zügen widerspiegelte. Dies war echter, tiefer Schmerz. Ein eigenartiger Kontrast zu seinem sonst so kalten Gesicht.
    Ihre Gedanken überschlugen sich, während ihr Körper sich immer noch vollkommen warm und entspannt anfühlte. Ein seltsamer Widerspruch, der sie noch mehr verwirrte.
    Seine Atemfrequenz hatte sich erhöht und er sah sie jetzt nicht mehr starr an, sondern an ihr vorbei aus dem Seitenfenster. «Es gab vor langer Zeit ein Volk, die Vesna, das mit meinem Volk tief verbunden war. Es besteht die Möglichkeit, dass Sie das genetische Erbe dieses Volkes in sich tragen. Wenn das der Fall ist, können Sie mir helfen, meine zweite Gestalt wieder anzunehmen. Wenn ich richtig liege, ist das der Grund, warum sie versucht haben, Sie zu töten. Und es wieder versuchen werden.»
    Das alles überstieg sie. Brachte ihren gut trainierten analytischen Verstand an die Grenze der Belastbarkeit. Ein Gefühl löste sich aus dem ganzen umherwirbelnden Wust in ihrem Kopf. Sie brauchte Ruhe. Musste allein sein.

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