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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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Kleidung, die er ordentlich über den Badewannenrand legte. Die goldene Rolex ließ er vorsichtig zu den Manschettenknöpfen auf die Ablage des Waschtisches gleiten.
    Er hatte seine Vesna gefunden.
    Seine zweite Natur rebellierte, kämpfte seitdem um die Oberhand. Der Sieg, den er bis jetzt errungen hatte, fühlte sich nur vorläufig an, viel zu stark war die Anziehungskraft dieser Frau auf die Kreatur tief in seinem Innersten, die seither rastlos durch seine Seele strich.
    Sein Kopf hörte nicht auf, ihren Namen zu kosten. Immer und immer wieder flüsterte er in Gedanken ‹Josefine › . Dieser Name war wie gemacht für seine Zunge. Josefine, mit einem ganz sanften S in der Mitte.
    Offenbar problemlos hatte Josefine es geschafft, die antrainierte hermetische Abriegelung seiner Seele zu sprengen. Jetzt fühlte er sich Leck geschlagen. Trauer und Qual, all das, was er sorgfältig hütete, zog durch ihn hindurch, bis ihm der altbekannte Schmerz in der Magengegend verkündete, dass er drohte, die Kontrolle zu verlieren.
    Er trat unter den heißen Strahl des Wassers und lehnte die Stirn gegen den kühlen Marmor der Wand. Unter der Dusche konnte er Gefühle zulassen, die er sonst lieber unter Verschluss hielt. Das Wasser umfing ihn, hielt ihn zusammen, während er seine Seele öffnete. Ohne die prasselnden Tropfen auf seinem Körper war er nicht in der Lage, seine sonst so kontrollierte Seele frei zu lassen. Vielleicht lag es daran, dass sein Element das Feuer war und Wasser eine lindernde Wirkung auf seine Hitze hatte. Er wusste es nicht. Vertraute aber auch jetzt wieder auf seine heilende Wirkung und ließ alle Barrieren fallen, ließ seine kontrollierte Seele endlich frei.
    Das heiße Wasser lief ihm über den verspannten Rücken und er spürte, wie sich die Knoten in den Muskelsträngen langsam lösten. Das Wasser zu seinen Füßen färbte sich rot und die Wunde an seiner Schulter brannte. Aber das war jetzt nicht wichtig.
    Vorsichtig ging er in die Knie und seine Gefühle befreiten sich endgültig aus ihrem starren Rahmen. Behutsam lehnte er sich mit dem Rücken gegen die wärmer werdende Wand. Jetzt musste er nicht mehr mit aller Kraft verhindern, dass die Gefühle dichter an die Oberfläche trieben. Jetzt war die Zeit, es zuzulassen.
    Die Wucht der Sehnsucht traf ihn dennoch unvorbereitet.

Kapitel 12
    Frisch geduscht und völlig in Gedanken bog Josefine um die Ecke in ihr Wohnzimmer und sprang mit einen Aufschrei zurück.
    Mitten auf ihrem Sofa saß eine Frau.
    Die Frau, die bis zu diesem Moment offenbar gedankenversunken die Aussicht genossen hatte, blickte auf. Das Erste, was Josefine in ihrem ebenmäßigen Gesicht auffiel, waren ihre warm schimmernden Augen. Die Frau saß kerzengerade und hielt das Kinn leicht gehoben, alles an ihr strahlte eine natürliche und unumgängliche Autorität aus. Autorität hatte sie heute schon genug, und es war nur der urtümliche, warme Ausdruck ihrer Augen, der sie von einer sofortigen Flucht abhielt.
    Die Frau nickte ihr hoheitsvoll zu und begann bei dieser Bewegung zu glitzern wie ein mit Swarovski-Steinen besetztes Schmuckstück. Dieses zierliche Wesen umgab so viel schwirrende Energie, dass sie fast Funken sprühte.
    Sie lächelte freundlich und sagte dann mit unerwartet voller Stimme: «Dr. Josefine Rosenberg.»
    «Wer sind Sie?», fragte Josefine knapp.
    «Mein Name ist Trinidad. Ich war mit Valentin La z a ˘ r verheiratet. Der Grobian, der Ihnen, vermutlich sehr uncharmant, heute Abend einen kleinen Einblick in den bevorstehenden Weltuntergang gewährte.»
    Josefines Knie gaben nach und sie ließ sich kurzerhand auf den kleinen Sessel neben dem Sofa sinken.
    «Josefine Rosenberg, Sie dürfen nicht an dem zweifeln, was er Ihnen erzählte. Er braucht Sie tatsächlich. Und das schnell. Es bleibt keine Zeit, um über irgendetwas in Ruhe nachzudenken.»
    Die schillernde kleine Frau hatte sich nach vorne gebeugt und sah sie jetzt eindringlich an. Ihre Worte brauchten ein wenig Zeit, bis sie Josefine in ihre Gänze erreichten. Dennoch blieb sie erstmal regungslos sitzen.
    «Haben Sie mich nicht verstanden oder hat es Ihnen schlicht die Sprache verschlagen?», erkundigte sich die Frau, Trinidad, höflich.
    Bei dieser Frage hatte sich ihre Stimme verändert und plötzlich klang sie sehr fremdartig in Josefines Ohren.
    «Letzteres.»
    Sie zog die Beine auf die Sitzfläche des Sessels. Ihr war plötzlich eiskalt. «Sie könnten doch auch eine der Bösen sein. Wieso sollte ich

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