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Drachenbraut

Drachenbraut

Titel: Drachenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Günak
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Musste das alles irgendwie verarbeiten und diesem mächtigen Wesen entkommen, das ihr nichts als die Wahrheit sagte. Denn das war es, was sie tief in sich spürte: Er sprach die Wahrheit.
    Aber er konnte nicht sie meinen. Das war unmöglich. Sie war doch nur eine kleine Randfigur im Spiel der magischen Welt.
    «Sie verwechseln mich. Ich bin Ärztin. So etwas kann ich nicht», flüsterte sie.
    Er kniff die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. «Manchmal reicht es aus, stark sein zu müssen, um wirklich stark zu werden.»
    «Wie heißen Sie?»
    Plötzlich war es ihr wichtig, seinen Namen zu kennen. Erst schwieg er und legte wie in Gedanken eine Hand an die goldene Uhr in der Mittelkonsole. Sein schlanker Zeigefinger umrundete langsam die Einfassung.
    «Valentin La z a ˘ r.»
    Seine Stimme klang bei diesen Worten samtig weich und er zog das N am Ende seines Vornamens sanft in die Länge. Genauso wie er es vorhin bei dem S in ihrem Namen gemacht hatte. Josefine, mit einem ganz sanften S in der Mitte.
    «Ich will nach Hause», murmelte sie leise.
    Er sah sie an und im ersten Moment hatte sie das Gefühl, dass er nicht reagieren würde. Doch dann lächelte er. Nur einseitig und nur ganz wenig, als wäre dies ein Gesichtsausdruck, den er fast vergessen hätte. Doch diese so menschliche Regung zauberte Lebendigkeit in sein Antlitz. Es traf sie völlig unvorbereitet bis tief in ihre Seele.
    «Nach Hause?»
    Seine Worte klangen unerwartet sanft.
    Valentin folgte ihrer Wegbeschreibung und kurze Zeit später gelangten sie in einen der neuen Stadtteile Hamburgs. Er ignorierte den Schmerz des Streifschusses an der Schulter, seine Gedanken kreisten permanent um die Frau, die neben ihm auf dem Beifahrersitz saß. Er hatten ihren Wunsch, sie nach Hause zu fahren, tief in seiner Seele spüren können. Sie brauchte ein wenig Ruhe, um das Erlebte verarbeiten zu können.
    Irgendeine sonderbare Instanz in ihm freute sich darüber, ihr diesen Wunsch nicht abschlagen zu müssen. Genau konnte er nicht ergründen, warum er so plötzlich Skrupel hatte, dieser doch fast fremden Frau seinen Willen aufzuzwingen. Er hatte achthundert Jahre die Wesen um sich herum nach Gutdünken manipuliert. Allerdings wäre es bei ihr nicht mit einer Dosis Gehirnmanipulation getan. Vermutlich bräuchte er bei Dr. Josefine Rosenberg brutale Gewalt, und das behagte ihm ganz und gar nicht.
    Der Wunsch diese Frau zu beschützen ließ ihn nicht mehr los. Er würde in ihrer Nähe bleiben. Direkt neben dem mehrstöckigen Hochhaus, vor dem sie parkten, befand sich ein modernes Hotel, in dem er sich ein Zimmer nehmen würde. Dicht genug bei ihr, um sofort eingreifen zu können, wenn die Schergen der Dunklen wieder auftauchten, weit genug weg, um ihr Privatsphäre zu lassen.
    Denn eines stand fest: Eine Vesna – er verbesserte sich in Gedanken –, seine Vesna, daran bestand nun kein Zweifel mehr, musste sich aus freien Stücken zu einer Verbindung entscheiden. Er konnte sie nicht zwingen.
    Dieser Abstecher zu ihrer Wohnung ermöglichte ihm auch einen kurzen Blick in ihr Leben. Dr. Josefine Rosenberg zog ihn auf sehr sonderbare Weise an. Er hatte das intensive Bedürfnis, sie zu beschützen. So hatte er schon lange nicht mehr gefühlt. Er begriff noch nicht viel von ihr, nur dass sie eine wehrhafte und selbstbewusste Person zu sein schien.
    Er war es gewohnt, sein Gegenüber ziemlich genau zu verstehen. Seine Manipulationsfähigkeit kam ihm dabei zu Hilfe, schließlich war er es oft genug, der das Handeln des anderen plante. Es war einfach kein gutes Gefühl, sie nicht zu verstehen. Jede Informationsquelle war deshalb wichtig, um sie besser kennenzulernen. Ihr Handeln ein wenig voraussehbarer zu machen, wenn er es schon nicht beeinflussen konnte.
    Schließlich würden sie gemeinsamen einen verdammt steinigen Weg beschreiten, zumindest hoffte er das. Für diese Welt. Und für sich. Es war überlebensnotwendig, sich auf den anderen verlassen zu können. Wohnungen trugen immer den Stempel der Eigentümer, verrieten etwas über die Person, die dort lebte, weshalb er beschloss, sie bis zur Wohnungstür zu begleiten.
    Die Häuser in der Hamburger Hafencity waren allesamt neu. Er folgte ihr durch die Eingangshalle des architektonisch gewagten und hochmodernen Neubaus bis zum Treppenhaus.
    «Ich begleite Sie noch bis in die Wohnung, dann gehe ich.»
    Er hielt ihr mit einer Hand die Tür auf und sie schlüpfte vor ihm hindurch.
    «Und wenn sie wiederkommen?»
    Sie

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