Drachenei

orbitalen Position über dem Ostpol auf eine neue über der Hügelformation zubewegte. Manchmal wurde Amalita mit einem Bruchteil eines g nach außen gezogen, manchmal nach innen gedrückt.
    Vorsichtig legte sie den Weg zu der nächsten Kommunikationsschüssel zurück. Sie löste das Koaxialkabel, das die modulierten Stromstöße aus dem Inneren des Drachentöters holte, dann die Kraftleitung zum Laser, und schließlich begann sie, an den Schrauben des Rahmens zu arbeiten. Es war ein gut durchdachtes System, bei dem die Schrauben in dem Rahmen befestigt blieben, sodass keine Gefahr bestand, dass sie davontrieben. Amalita hielt sich an einer Strebe der umfangreichen Apparatur fest und stapfte über die gekrümmte Hülle des Drachentöters zurück.
    » Fang an, den Turm anzuhalten, Doc«, rief sie über ihr Helmmikrofon. » Ich bin weg von den Kurskorrekturdüsen.«
    Sie beobachtete, wie der sich drehende Turm langsamer wurde, während die Düsen kurz aufblitzten, um das überschüssige Momentum abzuwerfen.
    Sie näherte sich dem jetzt stillstehenden Turm und blickte an seinen drei Metern Höhe hinauf zum Laser-Radar. Die Radarschüssel steckte unter dem riesigen Spiegel, der ein Bild des Dracheneis mit einem Durchmesser von einem Meter direkt auf den Bildtisch im Schiff warf.
    Nun war sie ein gutes Stück von der Schleuse entfernt, und deshalb befestigte sie eine zweite Sicherheitsleine an einem Ring unten am Turm. Vorsichtig trat sie von der runden Hülle des Drachentöters auf den zylindrischen Turm. Sie gestattete sich ein paar Sekunden, um ihr » Oben« und » Unten« wiederzufinden. Dann stieg sie, den Blick fest auf die große Schüssel gerichtet, nach oben. Je weiter sie sich vom Mittelpunkt des Drachentöters entfernte, desto ungenauer wurde die Gravitationskompensation. Auf halber Höhe des Turms wurde das Ziehen und Schieben an ihrem Körper zu stark, um noch ignoriert zu werden. Sie hatte das Gefühl, als säßen Zwerge in ihrem Anzug, die die einzelnen Abschnitte ihrer Anatomie in verschiedene Richtungen zerrten.
    Dazu kam, dass die Kommunikationsschüssel, die sie trug, an Gewicht zunahm. Es war nicht viel, aber Amalita war doch gezwungen, nach jedem Schritt ihre Sicherheitsleinen von einem Ring zu lösen und am nächsten festzumachen. Endlich erreichte sie das Laser-Radar-Gerät. Sie schlang das Taljereep, das an der Kommunikationsschüssel hing, um den nächsten Ring und ließ den Ring die Last tragen. Ein zweites Taljereep von ihrem Gürtel befestigte sie an dem Laser-Radar.
    Jetzt war sie mit ihren Magnetstiefeln und einem Paar kurzer Sicherheitsleinen fest auf dem Zylinder verankert und konnte das Laser-Radar-Modul demontieren. Glücklicherweise waren die Koaxialkabel-Verbindungen und die Kraftleistungen für beide Laser-Systeme die gleichen. Amalita brauchte nichts weiter zu tun, als das Kabel auf der Innenseite des im Laser-Radar benutzten Modulators auf den Video-Modulator in der Laser-Kommunikationskonsole umzuschalten. Unglücklicherweise waren aber die Schrauben bei beiden Systemen unterschiedlich, und so konnte sie nur eine fest anziehen. Doch in weiser Voraussicht hatte sie einen Spezialkleber mitgebracht, sodass sie die Laser-Kommunikationsschüssel fest mit dem Rahmen des Laser-Radars verbinden konnte.
    » Was ich brauche, sind vier Hände«, sagte Amalita, als sie den Kleber aus einer Tasche holte. Die Zwillingsröhre war für die Benutzung mit Raumanzug-Handschuhen konstruiert und hatte sogar eine Spitze zum Abreißen. Aber in ihrer Eile machte Amalita einen Fehler.
    Es war ein ganz geringfügiger Fehler für jemanden wie sie, die seit vielen Jahren mit dem freien Fall vertraut war. Sie tat nichts anderes, als dass sie das Laser-Radar-Modul im Raum neben sich abstellte, damit sie den Kleber öffnen konnte. Doch während sie sich damit beschäftigte, trieb das Laser-Radar-Modul langsam zur Seite und gewann an Geschwindigkeit. Am Ende seines Taljereeps angekommen, schleuderte es Amalita mit einem heftigen Ruck vom Turm. Eine Sekunde lang war sie in Panik. Dann kam sie ans Ende ihrer beiden Sicherheitsleinen und wurde zurückgerissen. Sie spürte, wie der Ring, an dem der Laser-Radar hing, aus ihrem Gürtel flog, aber ihre beiden starken Sicherheitsleinen hielten. Sie blickte nach unten und sah das Laser-Radar-Modul vom Schiff wegtreiben. Die Gravitationsfelder der dichten Kompensator-Massen beschleunigten es schnell. Es vereinigte sich mit dem wirbelnden Ring überdichter Asteroiden und war