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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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schnell wie möglich zu montieren. Denn wenn die Neutronenstern-Wesen wirklich eine Million mal schneller leben als wir, sind fünfzehn Minuten für sie wie dreißig Jahre für uns.«
    Amalita öffnete die Tür der Schleuse, ging hinein und schloss sie wieder hinter sich. Sie gab Cesar durch das Bullauge ein Zeichen und fühlte, wie mit dem fallenden Druck ihr Anzug steif wurde. Die Außentür schwang nach innen. Amalita ergriff ihre Sicherheitsleine und spähte vorsichtig hinaus. Auch wenn sie während der langen Fahrt zum Drachenei ein Dutzend Mal einer Reparatur wegen außerhalb des St.-George-Raumschiffs gewesen war, wollte sie jetzt zum ersten Mal den Drachentöter verlassen, und sie wusste, der Anblick draußen würde sehr verwirrend sein. Und im All ist alles, was verwirrt, eine Quelle für Unfälle, und sie war nicht bis heute am Leben geblieben, um jetzt bei Arbeiten außerhalb des Schiffs leichtsinnig zu werden.
    Die Luftschleuse lag in der Mitte des Drachentöters. Da das Schiff auf den trägen Raum stabilisiert war, standen die Sterne fest am Himmel. Aber – fünfmal pro Sekunde blitzte draußen die leuchtende weiße Kugel des Dracheneis vorbei. In einer Entfernung von 400 Kilometern sah der Neutronenstern mit seinen 20 Kilometern Durchmesser ungefähr fünfmal größer aus als Sol auf der Erde und beanspruchte einen gehörigen Teil des Himmels für sich.
    » Wenn wir das Drachenei nur so schnell umkreisen würden, dass es sich zu einem Ring verwischte«, dachte Amalita. » Ein fünfmaliges Flackern pro Sekunde ist gerade noch wahrnehmbar und richtig lästig.«
    Sie ging an die Tür und steckte den Kopf hinaus. In dem nun erweiterten Gesichtsfeld sah sie den vollständigen Kreis der Massen-Kompensatoren, die das Schiff umgaben. Sie drehten sich fünfmal pro Sekunde um ihren gemeinsamen Mittelpunkt, während sie gleichzeitig das Drachenei umkreisten. Da es sechs waren, wurde damit beinahe eine Ringwirkung erreicht.
    Amalita blieb stehen, um sich an den Anblick zu gewöhnen. Eine helle weiße Kugel sauste um die Mitte des Drachentöters, und im rechten Winkel dazu drehte sich ein Ring aus glühendem Rot, der um das Schiff kreiselte wie ein Trauring auf einem Tisch. Beide Bahnen waren so aufeinander abgestimmt, dass sich die Ringebene immer senkrecht zu der Richtung des Neutronensterns befand.
    » Wie kommst du zurecht?«, fragte Cesars Stimme aus dem Helmlautsprecher.
    » Gut«, antwortete Amalita. » Ich warte nur ein bisschen hier, um mich an den ganzen Wirbel zu gewöhnen. Er erinnert mich an die Zeit, als ich in der Lunaren Ballett-Akademie versuchte, den im Guinness Book of Records verzeichneten Pirouettenrekord zu brechen. Nachdem ich mich über hundert Mal auf einem Fuß gedreht hatte, kam ich mit dem Schwungbein aus dem Rhythmus, verlor meinen Zielpunkt aus den Augen und wurde von Schwindel gepackt. Aber ich glaube nicht, dass damals die Dinge so um mich herumrasten, wie sie es jetzt tun.«
    Amalita blickte auf den großen Zentralturm oben auf dem Drachentöter, der Solarspiegel, Laser-Radar, Mikrowellensender und andere auf den Stern ausgerichtete Instrumente enthielt. Der Turm drehte sich fünfmal pro Sekunde und hielt die Instrumente auf das Drachenei gerichtet. » Ihr habt den Turm nicht abgestellt«, beschwerte sie sich. » Ich kann nicht daran arbeiten, während er sich dreht.«
    Cesar antwortete: » Da du zuerst eine Laser-Kommunikationsschüssel aus ihrer Halterung auf der Außenwand lösen musst, wird es mehrere Minuten dauern, bis du mit dem Turm anfangen kannst. Deshalb dachte ich, wir sollten mit dem Abstellen noch warten. Sobald wir das nämlich tun, ist die Verbindung zu den Neutronenstern-Wesen unterbrochen. Abdul sendet gerade eine einfache Botschaft, um ihnen mitzuteilen, dass wir nur kurz unterbrechen, damit sie nicht denken, wir hätten es aufgegeben und seien weggegangen.«
    Amalita blickte um den Äquator des Drachentöters zu einer der Kommunikationsschüsseln hin. Sie ließ ihren Blick darauf ruhen und stabilisierte ihr persönliches » Oben« und » Unten«. Sie befahl ihren Augen, die hellen Objekte, die am Rand ihres Gesichtsfeldes vorbeiwirbelten, zu ignorieren, aktivierte ihre Magnetstiefel und trat auf die Außenhülle hinaus.
    Als sie aufrecht dastand, spürte sie, wie die residualen Gravitationskräfte durch ihren Körper pulsten. Dazu kamen Unregelmäßigkeiten in der Kompensation, die dadurch hervorgerufen wurden, dass das Raumfahrzeug sich langsam von einer

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