Drachenei
weite Strecken zurücklegen zu müssen. Vielleicht würde ich sogar warten und eine reife Schote ganz für mich allein haben können wie in den alten Zeiten, als ich eine junge Kriegerin war und auf die Jagd ging.«
Ihr Trommeln wurde trauriger, als sie fortfuhr: » Aber die Steine in der Wand drückten die Pflanze auf die Seite – und sie kippte um und starb.«
Sie setzte hinzu: » Ich beobachtete die anderen Samen, aber keiner davon wuchs zu einer Blattpflanze heran. Sie lagen einfach unter dem Himmel und taten nichts. Dann, es ist viele Tage her, als ich einmal nichts Besseres zu tun hatte, machte ich in meiner Einfriedung sauber und beförderte einen Haufen Schmutz, alte Schotenhülsen und Langsamgleiter-Knoten nach draußen. Der Haufen deckte einen der Samen zu. Später bemerkte ich, dass auch dieser begonnen hatte, zu einer Blattpflanze heranzuwachsen! Da drüben ist sie.« Drachenblume wies die Richtung mit ihren Stielaugen.
Die Augen von Gebrochenem Blatt folgten der Bewegung. Er sah eine kleine Pflanze, die aus der Ecke eines sich zersetzenden Haufens Abfall hervorwuchs. Die Pflanze war noch klein genug, dass er auf ihre konkave Oberseite hinabblicken konnte. Sie war von dem schwarzen Himmel zu einem dunklen Rot abgekühlt, während die knollige Unterseite der vielspitzigen Blattstruktur das gesunde gelbe Glühen der Kruste reflektierte.
» Sie wird bald groß sein«, sagte Drachenblume. » Ich kann sehen, dass bereits ein paar Schoten an der Unterseite schwellen.«
Mehrere Gedanken schossen Gebrochenem Blatt durch den Gehirnknoten, als er die Nahrung versprechende Pflanze betrachtete. Aber ein Gedanke war dabei, der in ihm ein merkwürdiges, noch nie erfahrenes Gefühl erzeugte. Er spürte den Funken der Inspiration.
» Alte Frau! Mir ist etwas ganz Neues eingefallen! Wir wollen alle harten Samen, die wir finden können, mit dem Abfall bedecken, der aus unseren Einfriedungen stammt. Die Samen werden zu Blattpflanzen heranwachsen, und dann haben wir so viele Samenschoten, wie wir wollen!«
Drachenblume schwieg eine Weile. Sie bildete ihren Manipulator neu und ergriff das abgebrochene Stück Drachenkristall. » Du irrst dich, Gebrochenes Blatt. Die Samen brauchen keinen Abfall. Meine erste Blattpflanze war nicht unter Abfall, sie war in einem Loch in meiner Wand. Offensichtlich wollen die Blattpflanzen nichts weiter als den Himmel sehen. Solange die Samen auf der Kruste liegen bleiben, wo sie den Himmel sehen können, sind sie glücklich und wachsen nicht. Aber wenn du ihnen den Himmel wegnimmst, werden sie unglücklich und brechen aus ihren harten Mänteln heraus und wachsen, bis sie den Himmel sehen können. Das ist es, was ich mit diesem abgebrochenen Kristall tue. Mit der scharfen Spitze grabe ich ein kleines Loch in die Kruste. Ich lege den Samen in das Loch und bedecke ihn, sodass er den Himmel nicht sehen kann. Der Samen wird unglücklich werden und anfangen, sich nach oben zu schieben, bis er den Himmel wieder erblickt. Nur ist er dann kein Samen mehr, sondern eine Blattpflanze.«
Gebrochenes Blatt war zu klug, um sich mit der Alten in einen Streit einzulassen, auch wenn er Führer des Clans war. Er sah zu, wie Drachenblume mit der mühsamen Arbeit fortfuhr, das scharfe Ende des Kristallscherbens in die harte Kruste zu bohren. Sie ermüdete bald und hörte auf damit, aber nicht bevor viele Löcher rings um ihre Einfriedung entstanden waren, und in jedem Loch lag ein unglücklicher Same, bedeckt mit zerbröckelter Kruste.
Drachenblumes Experiment erwies sich sowohl als Erfolg als auch als Misserfolg. Die meisten Samen wuchsen zu Pflanzen heran, und bald stand Drachenblume in freundschaftlicher Beziehung mit vielen, denn sie hatte mehr Schoten, als sie essen konnte. Gebrochenes Blatt musste bei einigen der unternehmungslustigeren Jugendlichen seine Autorität geltend machen und ihnen eine gründliche Abreibung verpassen, damit sie ihre Überfälle auf Drachenblumes Pflanzen einstellten.
» Ihr faulen Tröpfe!«, trommelte er ihnen auf den Pelz. » Geht hinaus und sucht euch eure eigenen Schoten! Und vergesst nicht, die besten für Drachenblume mitzubringen – als Ersatz für die, die ihr ihr genommen habt!«
Er durfte nicht zulassen, dass sie faul und schwach wurden, denn sie würden ihre Kräfte beim nächsten Krieg oder Beutezug brauchen.
Dann zeigte sich die schlechte Seite der Anpflanzung. Die Pflanzen wuchsen und wuchsen, bis sie den Himmel über dem größten Teil von Drachenblumes
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