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Drachenei

Drachenei

Titel: Drachenei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert L. Forward
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Einfriedung ausschlossen. Auch wenn es niemandem etwas ausmachte, mit einem Manipulator unter eine Pflanze zu greifen, um eine reife Samenschote zu pflücken, war es wirklich nervenaufreibend, die schweren Blätter über sich hängen zu haben. Drachenblume musste ihre Wände einreißen und sich abseits der Pflanzen ein neues Heim bauen. Es war gut, dass sie das tat, denn als die Pflanzen alterten, wurden ihre Stützkristalle schwach. Unter der extremen Schwerkraft brachen Blätter ab, um im selben Augenblick auf die Kruste zu fallen. Die zerschmetterte Masse sandte Schockwellen aus, die durch die Siedlung des Clans vibrierten und alle nervös machten.
    Gebrochenes Blatt erkannte eine gute Sache, wenn er sie vor sich sah, und bei der nächsten Jagd war die wichtigste Beute nicht der aufgerissene Körper eines Schnells, sondern viele überreife Schoten, prallvoll mit harten kleinen Samen. Doch damit begannen seine Probleme, denn die Cheela in seinem Clan waren Jäger.
    Die Jagd war keine harte Arbeit. Man ging dabei mit einer Schar Freunde gemächlich im Land spazieren, worauf eine kurze Abfolge lustvollen Entsetzens und eine Gelegenheit, die eigene Kraft und Tapferkeit zu beweisen, folgten. Der Höhepunkt war eine Fress- und Liebesorgie, die für den langen Heimweg mit der schweren Last von Fleischstücken entschädigte.
    Der Ackerbau jedoch – auch wenn er nur aus dem Bohren von Löchern und dem Bedecken der Samen bestand – war harte Arbeit, besonders bei der zähen Kruste des Eis, und es gab dabei weder Heldentum noch Spaß als Entschädigung. Und am schlimmsten von allem war, dass es nach all der harten Arbeit viele, viele Tage dauerte, bis die Mühe mit essbaren Schoten belohnt wurde. Gebrochenes Blatt musste nicht wenigen auf die Ränder treten, bis sie endlich all die harten kleinen Samen in Löcher steckten, wo die Körnchen unglücklich über den Verlust des Himmels waren.
    Gebrochenes Blatt bewegte sich zu der nächsten Reihe und wieder der nächsten. Er war stolz. Dies war ihre dritte Ernte. Die erste Ernte war gut ausgefallen, aber es waren nicht genug Pflanzen für den ganzen Clan gewesen, und wenn sie sie alle satt machen wollten, mussten sie immer noch ausziehen, um weitere herbeizuschaffen. Gebrochenes Blatt hatte dafür gesorgt, dass das nächste Mal genügend Löcher gebohrt wurden, und seine Aufgabe wurde ihm durch die willige Mitarbeit einer Mannschaft von Grabenden erleichtert. Denn jetzt hatten sie erkannt, dass sich die Plackerei auf lange Sicht lohnte.
    Als Gebrochenes Blatt nun zwischen den Reihen dahinfloss, sah er einen weißen Fleck in der Kruste. Er näherte sich der Stelle, und sie kam ihm merkwürdig heiß vor. Er glitt vor und zurück und tastete die Kruste mit seiner Unterseite ab. Er war bestürzt. So etwas war noch nie geschehen. Nun sah er in der nächsten Reihe nach, und die Kruste zitterte unter ihm. Die automatischen Sonar-Sensoren, die er benutzte, wenn er die Spur einer Beute verfolgte, nahmen ihre Tätigkeit auf, und seine Bestürzung verwandelte sich in Schrecken. Die Quelle des Zitterns befand sich genau unter ihm! Er fürchtete sich.
    » Ist es ein Drache?«
    » Nein. Nein. Es gibt ja gar keine Drachen«, beruhigte er sich selbst. Die alten Jäger pflegten Geschichten von einem riesigen, Feuer speienden Ungeheuer zu erzählen, das aus der Kruste nach oben kam und einen Cheela an Ort und Stelle festbannte, indem es seine Außenränder mit violettem Feuer versengte. Dann ließ sich der Drache aus seiner ungeheuerlichen Höhe auf ihn herabfallen, zerdrückte ihn wie einen Eisack, saugte ihn auf und verdaute ihn. Niemand hatte jemals einen Drachen gesehen. Aber die großen, sehr starken Kristallknochen, die über und unter der Kruste verstreut waren, verliehen den Geschichten einen Hauch von Glaubwürdigkeit, denn keiner wusste, woher die Drachenkristalle stammten.
    Gebrochenes Blatt entfernte sich von dieser Stelle, denn die Kruste wurde heißer und heißer, und das von unten kommende Zittern setzte sich fort. Er war auf halbem Weg zurück zu den Einfriedungen des Clans, als er mit einigen seiner rückwärtigen Augen sah, wie aus einem Riss in der Kruste bläulich weißes Gas hervorschoss und ein Blatt der Pflanze oberhalb des Risses versengte.
    Von der Ansiedlung kam ihm eine Gruppe entgegen. » Es gleicht einem Krustenbeben«, sagte einer, » aber es wiederholt sich ständig an der gleichen Stelle.«
    » Es ist nicht weit entfernt«, stellte Viele Schoten, einer der besten

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