Drachenelfen
Majestät.« Der Graf verneigte sich
tief.
»Aber bis dahin braucht es seine Zeit.«
»Ja, Majestät.«
»Und was unternehmen wir im Hinblick auf diese elenden
Gegs? Die Maschine abzustellen, uns das Wasser zu sperren!«
»Hauptmann Sang-drax – ein ausgezeichneter
Offizier übrigens, auf den ich Euer Majestät Augenmerk lenken möchte – hat von
Drevlin eine gefangene Geg mitgebracht.«
»Wir wissen davon.« Der Kaiser hielt sich den
Pomander an die Nase, als wäre der Geruch auf geheimnisvollen Wegen bis in
seinen Flügel des Palastes gedrungen. »Wir begreifen nicht, zu welchem Zweck.
Wir besitzen ein Paar für den kaiserlichen Zoo, oder nicht?«
»Majestät sind heute guter Laune.« Tretar
lachte, wie man es von ihm erwartete.
»Ganz und gar nicht«, behauptete Agah’ran
mürrisch. »Nichts entwickelt sich nach Unseren Wünschen. Aber Wir nehmen an,
daß dieser Geg eine besondere Bedeutung zukommt?«
»Als Geisel, Sire. Ich schlage vor, daß wir den
Gegs ein Ultimatum stellen: Entweder setzen sie das Allüberall wieder in Gang,
oder sie erhalten ihre Landsmännin in viele kleine Kisten verpackt zurück.«
»Gut, gut, aber – was ist ein Geg mehr oder
weniger, Tretar? Sie vermehren sich wie die Ratten. Uns will nicht
einleuchten…«
»Euer Majestät Vergebung, aber die Gegs haben einen
sehr engen Zusammenhalt untereinander. Sie glauben fest, was einem Zwerg
geschieht, geschieht allen. Ich bin der Ansicht, die Drohung sollte ausreichen,
sie gefügig zu machen.«
»Wenn das Eure Ansicht ist, Graf, dann werden
Wir entsprechende Befehle geben.«
»Vielen Dank, Majestät. Und nun, da Euer
Majestät ermattet zu sein scheinen…«
»Das sind Wir, Tretar. Wir geben es zu. Die
Bürde der Staatsgeschäfte, lieber Graf, die Bürde der Staatsgeschäfte… Wie
auch immer, Wir haben noch einige Bedenken.«
»Ja, Sire?«
»Wie schaffen wir den Jungen zurück nach
Volkaran, ohne den Verdacht der Menschen zu erregen? Und was hindert König
Stephen daran, ihn anschließend diskret beiseite zu schaffen?« Agah’ran
unterzog sich der Mühe, den Kopf zu schütteln. »Wir sehen zu viele Schwierigkeiten…«
»Seid getrost, Majestät, ich habe all das in
Erwägung gezogen.«
»Wahrhaftig?«
»Ja, Sire.«
»Und wie sieht Euer Plan aus?«
Nach einem prüfenden Blick zu den Sklaven und
dem Valet de Chambre beugte Tretar sich vor und flüsterte in Seiner Majestät
parfümiertes Ohr.
Agah’ran stutzte. Dann zog langsam ein
verständnisvolles Lächeln über das puppenhaft angemalte Gesicht. Der Kaiser
bewunderte die Raffinesse seines Ministers, weil sein Minister wußte, daß sein
Souverän – trotz des äußerlichen Scheins – keineswegs ein Dummkopf war.
»Wir sind einverstanden, Graf. Ihr werdet alles
in die Wege leiten?«
»Betrachtet es als geschehen, Majestät.«
»Was werdet Ihr dem Jungen sagen? Bestimmt hat
er es eilig aufzubrechen.«
Graf Tretar lächelte. »Ich muß gestehen, Sire,
der Plan stammt von ihm.«
»Verschlagene kleine Kröte. Sind alle
Menschenkinder wie er, Tretar?«
»Das halte ich nicht für wahrscheinlich, Sire,
oder die Menschen hätten uns schon vor langer Zeit besiegt.«
»Ihr mögt recht haben. Wie dem auch sei, auf
diesen Tausendsassa sollte man ein Auge haben. Tragt Sorge dafür, Tretar.«
Aufseufzend legte Agah’ran den Handrücken gegen die Stirn. »Wir möchten gerne
weitere Einzelheiten hören, aber ein andermal. Diese Kopfschmerzen…«
»Majestät müssen viel erdulden für das Volk«, bemerkte
Tretar mit einer tiefen Verbeugung.
»Wie recht Ihr habt, Tretar, wie recht.«
Agah’ran schloß gequält die Augen. »Und man weiß es nicht zu schätzen.«
»Aber im Gegenteil, das Volk liebt Euch, Sire.«
Halb abgewendet, schnippte Tretar mit den Fingern. »Nehmt euch Seiner Majestät
an«, befahl er.
Der Valet de Chambre trat augenblicklich in
Aktion. Sklaven eilten von überall herbei, mit kalten Umschlägen, heißen
Tüchern, gewärmtem Wein und Eiswasser.
»Wir wünschen ins Schlafgemach getragen zu werden«,
sagte Agah’ran mit ersterbender Stimme. Unter der Aufsicht des Kammerdieners
nahm die komplizierte Prozedur ihren Gang.
Graf Tretar wartete, bis der Kaiser aus dem
Sessel in die seidenen Kissen einer vergoldeten Sänfte umgebettet worden war
und die Prozession sich im Schneckentempo (um den kaiserlichen
Gleichgewichtssinn nicht zu stören) in Bewegung setzte. Kurz vor der Tür des
Schlafgemachs hob
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