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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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gestorben war, für ihren Sohn. Alles versunken in den Träumen, die ihn Nacht
für Nacht heimsuchten. Plötzlich kam ihm zu Bewußtsein, während er dasaß und sich
in ihren Augen zu verlieren drohte, daß er in der vergangenen Nacht zum
erstenmal wieder tief und traumlos geschlafen hatte.
    »Ich bin gekommen, um Euch anzuwerben«, sagte
sie kühl, beherrscht. »Ich habe einen Auftrag…«
    »Nein!« schrie er und sprang auf,
unempfindlich gegen den Schmerz, der seinen Kopf durchzuckte. »Das ist vorbei!
Endgültig vorbei!«
    Er schlug mit der geballten Faust auf den Tisch,
die Weinflasche fiel um, rollte über die Kante und fiel auf den Boden. Das
dicke Glas blieb heil, aber der Inhalt floß aus und verzweigte sich zu
Rinnsalen in den Fugen zwischen den Steinplatten.
    Sie sah erschreckt zu ihm auf. »Setzt Euch hin,
bitte. Ihr seid nicht gesund.«
    Hugh verzog das Gesicht, legte die Hände an die
Schläfen, taumelte. Auf den Tisch gestützt, ging er zu seinem Stuhl und ließ
sich darauf niedersinken.
    »Nicht gesund.« Er versuchte zu lachen. »Dies
ist ein ausgewachsener Kater, Teuerste, falls Ihr noch keinen gesehen habt.« Er
starrte in die Schatten außerhalb des Lichtkreises der Kerze. »Ich hab’s
versucht«, sagte er unvermittelt. »Meinen alten Beruf wieder aufzunehmen.
Nachdem sie mich hergebracht hatten. Der Tod ist mein Geschäft. Das einzige,
das ich verstehe. Aber niemand wollte mich haben. Niemand kann es ertragen, in
meiner Nähe zu sein, nur sie.« Mit dem Kinn deutete er zur Tür, ein Hinweis
auf die Mönche.
    »Was meint Ihr, niemand wollte Euch haben?«
    »Die Kunden. Sie setzen sich hin, um mit mir zu
sprechen. Sie fangen an, mir ihr Herz auszuschütten: wen sie tot sehen wollen
und warum, wo ich ihn finden kann. Aber ziemlich bald geraten sie ins Stocken,
und dann versiegt ihr Redefluß nach und nach ganz. Das ist nicht nur einmal
passiert, sondern fünfmal, zehnmal. Ich weiß es nicht. Ich habe aufgehört zu
zählen.«
    »Wie geht das vor sich?« forschte Iridal
behutsam.
    »Sie reden und reden über ihren Haß und wie sehr
sie sich wünschen, der Betreffende möge sterben und leiden, wie ihre Tochter
gelitten hat oder ihr Vater oder wer auch immer. Aber je mehr sie erzählen,
desto befangener werden sie. Ihr Blick wird unstet, sie können mich nicht
ansehen, schauen hierhin, dorthin, schlagen die Augen nieder. Ihre Stimmen
werden leiser, sie vergessen, was sie gesagt haben oder sagen wollten. Sie
stottern und husten, und dann stehen sie meistens wortlos auf und gehen. Man
könnte glauben«, schloß er grimmig, »sie hätten ihren Feind selbst niedergestochen
und wären mit dem blutigen Dolch in der Hand ertappt worden.«
    »Aber das haben sie getan, in ihrer Phantasie«,
meinte Iridal.
    »Na und? Früher war keiner meiner Kunden von Gewissensbissen
geplagt. Weshalb jetzt? Was ist anders?«
    »Ihr seid anders, Hugh. Früher habt Ihr wie
Koralit ihre Schlechtigkeit aufgesaugt, absorbiert, ihnen die Verantwortung
abgenommen. Aber jetzt seid Ihr wie die Kristalle des Firmaments. Sie schauen
Euch an und sehen ihre eigenen bösen Absichten in Euch wiedergespiegelt. Ihr
seid unser Gewissen geworden.«
    »Lästige Eigenschaft für einen Assassinen«,
sagte Hugh ironisch. »Macht es verdammt schwer, Arbeit zu finden.« Er starrte
blicklos auf die Weinflasche, stieß mit dem Fuß dagegen. Sie rollte kreiselnd
über den Boden. Unter halbgesenkten Lidern wanderte sein Blick zu ihr. »Euch
geht es nicht so.«
    »O doch. Daher weiß ich es.« Iridal seufzte.
»Ich sehe Euch an und erkenne meine Einfalt, meine Blindheit, meine Dummheit,
meine Schwäche. Aus einer naiven, romantischen Vorstellung heraus, daß ich ihn
ändern könnte, heiratete ich einen Mann, von dem ich wußte, daß er herzlos und
böse war. Als ich meinen Irrtum einsah, war es längst zu spät. Und was am
schlimmsten war, ich hatte einem unschuldigen Kind das Leben geschenkt und
zugelassen, daß es sich ebenso in Sinistrads Netzen verstrickte. Ich hätte
meinem Gemahl Einhalt gebieten müssen, aber ich fürchtete mich. Es war so leicht,
mir einzureden, er würde sich ändern, alles würde gut. Dann kamt Ihr und die
anderen und mit Euch mein Sohn, und endlich begriff ich das ganze Ausmaß meiner
Torheit. Ich sah, was ich Gram angetan hatte, was infolge meiner Schwäche aus
ihm geworden war. Ich sah es damals. Ich sehe es jetzt wieder, wenn ich Euch
anschaue.«
    »Ich dachte, sie

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