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Drachenelfen

Titel: Drachenelfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis , Tracy Hickman
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seid.«
    »Ich bin niemandes Beute!« fuhr Iridal auf.
»Warum sagt Ihr ihnen nicht die Wahrheit – daß ich Eure Auftraggeberin bin.«
    Hugh starrte sie an, dann grinste er, warf den
Kopf zurück und lachte. Es war ein echtes, herzliches Lachen. Er lächelte sie
wahrhaftig an, und das Lächeln spiegelte sich in seinen Augen wider.
    »Touche, Euer Durchlaucht. Vielleicht befolge
ich den Rat. Doch in der Zwischenzeit bleibt dicht bei mir, unternehmt nichts
auf eigene Faust. Ihr seid fremd hier. Und auf Skurvash hat man eine ganz
eigene Art, Fremden ein Willkommen zu bereiten.«
    Klervashna war eine offene Stadt, ohne Mauern,
ohne Tore; kein Wächter fragte nach ihrem Begehr. Eine Straße führte von der
Küste in den Ort; eine Straße – dieselbe Straße – führte aus dem Ort heraus und
in die Berge.
    »Es sieht nicht aus, als hätten sie Angst,
angegriffen zu werden«, bemerkte Iridal. Sie war an die ummauerten Städte
Volkarans und Ulyndias gewöhnt, deren Bürger in ständiger Furcht vor Raubzügen
der Elfen lebten.
    »Bei Gefahr würden die Leute ihre Habe packen
und in der Festung Schutz suchen. Aber es stimmt schon, sie haben keine Angst.«
    Ein paar Jungen, die in einer Gasse Freibeuter
spielten, waren die ersten, die von ihnen Notiz nahmen. Sie ließen ihre
Hargastschwerter fallen, kamen gelaufen und musterten die Fremden mit
unbefangener Neugier.
    Die Kinder waren ungefähr in Grams Alter, und
Iridal lächelte ihnen zu. Ein kleines Mädchen, in Lumpen gekleidet, trat vor
sie hin und streckte die Hand aus.
    »Gibst du mir Geld, schöne Dame? Meine Mutter
ist krank. Mein Vater ist tot. Meine kleine Schwester und mein kleiner Bruder
haben Hunger. Nur eine Münze, schöne Dame…«
    Iridal wollte nach ihrer Börse greifen, dann
fiel ihr ein, daß sie sie nicht bei sich hatte.
    »Weg mit euch«, sagte Hugh barsch. Er hielt die
rechte Hand hoch, die Innenfläche nach außen gekehrt.
    Das kleine Mädchen sah ihn listig an, zuckte mit
den Schultern und hüpfte davon. Die Jungen folgten ihr, johlend und rufend, bis
auf einen, den man die Straße entlang in den Ort laufen sah.
    »Ihr hättet nicht so grob zu sein brauchen«,
sagte Iridal vorwurfsvoll. »Die Kleine war so süß. Wir hätten eine Münze
erübrigen können…«
    »… und unserer Barschaft Ade sagen. Die ›süße
Kleine‹ ist darauf geeicht auszuspionieren, wo ihr Euer Geld habt.
    Das steckt sie dann ihrem sauberen Herrn Vater,
der unter Garantie noch am Leben und putzmunter ist und Euch bei der nächsten
günstigen Gelegenheit aller Geldsorgen enthoben hätte.«
    »Das kann ich nicht glauben. Ein kleines Kind…«
    Hugh schüttelte nur den Kopf und ging weiter.
    Iridal zog den Umhang fester um die Schultern.
»Müssen wir lange an diesem gräßlichen Ort bleiben?« fragte sie
niedergeschlagen.
    »Wir bleiben gar nicht hier. Wir gehen weiter
zur Burg.«
    »Gibt es keinen anderen Weg dahin?«
    »Der einzige Weg führt mitten durch Klervashna.
So kann man uns in Augenschein nehmen. Die Jungen da spielen aus einem
bestimmten Grund hier – um nach Fremden Ausschau zu halten. Aber ich habe ihnen
ein Zeichen gegeben. Einer ist schon unterwegs, um der Bruderschaft unsere
Ankunft zu melden. Also keine Sorge. Von jetzt an wird uns niemand mehr
belästigen. Aber Ihr verhaltet Euch besser ruhig.«
    Iridal war fast dankbar für den Befehl. Kinder
als Diebe. Kinder als Spione. Sie hätte entsetzt sein sollen von der
Vorstellung, Eltern könnten nicht davor zurückschrecken, kindliche Unschuld zu
mißbrauchen und zu korrumpieren, aber sie erinnerte sich an einen Vater, der
seinen Sohn dazu benutzt hatte, einen König zu bespitzeln.
    Hugh blieb stehen. »Klervashna«, verkündete er
mit einer weit ausholenden Handbewegung.
    Iridal sah sich erstaunt um. Nach seinen
Bemerkungen bisher hatte sie eine lärmende, verkommene Hochburg des Lasters
erwartet – Diebe in finsteren Gassen, Mord und Totschlag auf offener Straße.
Deshalb war sie ziemlich verblüfft, nichts Furchtbareres zu sehen als junge
Mädchen, die Gänse zum Markt trieben, Frauen mit Henkelkörben am Arm, Männer
fleißig bei anscheinend ehrlicher Arbeit.
    Es herrschte ein reges Tun und Treiben. Die
Straßen waren voller Leben, und der einzige Unterschied zu irgendeinem
beliebigen Städtchen in Ulyndia bestand in der buntgemischten Bevölkerung.
Alles war vertreten, von den dunkelhäutigen Bewohnern Humbisashas bis zu den
gelbhaarigen Nomaden aus

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